Im Blutbad bei: Marilyn Manson + Tüsn

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Auf das Publikum des heutigen Abends wartet bei Marilyn Manson und Tüsn in der Columbiahalle so einiges: Blut, brennende Bibeln und Schläge ins Gesicht. Zuvor hieß es aber: Schlange stehen – und das fast bis zur mehrere 100 Meter entfernten U-Bahn-Station.

So verpassten dann auch viele die deutschen Indie-Rocker von Tüsn oder sahen höchstens die letzten zwei Stücke. Ob das dann wirklich so schlimm war? Zur Musik von Manson passte der Auftritt jedenfalls nicht wirklich, sieht man mal von der durchaus gelungenen Bühnenshow ab.

Danach hieß es nun wieder: Warten. Der Schock-Rocker des Abends ließ sich viel Zeit, bis er sich auf den „Brettern die die Welt bedeuten“ blicken ließ. Unter frenetischem Applaus ließ er sich dann schließlich dazu herab, seinen Auftritt mit ‘Deep Six’ aus dem aktuellen Album THE PALE EMPEROR zu eröffnen. Mit einer sympathischen „Fuck You“-Attitüde spuckte er ins Publikum, zerschmetterte Bierflaschen am Schlagzeug und Schnitt sich mit den Scherben. Sofort war die Schock-Show perfekt. Ein Kostüm-Wechsel später – viele sollten folgen, doch die perchschwarze Kleidung wussten wohl irgendwann die Wenigsten noch zu unterscheiden – ging es mit ‘Disposable Teen’ weiter. Da wüttete dann ein mittlerweile 46-Jähriger über die Bühne, der Verstärkertürme umkippte und gegen die Wände boxte.

In den folgenden knapp 90 Minuten brachte er zu ‘No Reflection’ er ein Mikrofon in Form eines Fleischermessers auf die Bühne, warf die unterschiedlichsten Gegenstände in die Menge (Handtücher, seine Kopfbedeckung oder ein Tamburin auf dem er zu Beginn von ‘Cupid Carries A Gun’ spielte). Für das Eurythmics-Cover ‘Sweet Dreams’ zog sich Manson riesige Stelzen an, mit denen er über die Bühne stolzierte und wurde für alles vom Publikum gefeiert. Währenddessen begab er sich immer wieder ganz nah zu seinen Fans und lies sich geduldig betatschen. Irgendwann wurde ihm die Sache wohl aber doch zu viel: Unversehens verpasste er einem weiblichen Fan eine Ohrfeige, entschuldigte sich aber prombt mit den Worten „Ich liebe Dich“. Der Schmerz war wohl schnell vergessen.

Bei seinem Hit ‘Antichrist Superstar’ wurde kurzerhand ein haushohes Rednerpult auf die Bühne gehievt, auf dem Marilyn Manson sodann eine Bibel verbrennen sollte, auf dem Gebilde herumturnte und sich mit den zahlreichen Dekor-Mikrofonen strangulierte. Eine würdige Pointe und eigentlich genug, das Publikum seiner Wege ziehen zu lassen, doch zu einer Zugabe kehrt Manson mit seiner Horror-Truppe dann doch noch auf die Bühne zurück und gibt noch ‘Coma White’ zum Besten.

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