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Welche Gitarristen sind unersetzlich, stilbildend und (bis) heute für unser Lieblings-Genre wichtig und prägend? METAL HAMMER wagt eine Zusammenstellung und kürt die 35 wichtigsten lebenden Metal-Gitarristen Auch Alexi Laiho von Children Of Bodom/Bodom After Midnight ist Teil unserer Liste – das Heft befand sich bereits im Druck, als uns die Meldung seines Todes ereilte.
Angus Young (AC/DC)
Der in Schottland geborene Angus McKinnon Young (Jahrgang 1955) ist ein echter Frühstarter. Schon im zarten Alter von fünf oder sechs Jahren daddelt er laut eigener Aussage auf einer Gitarre (oder anderen Gegenständen) herum, um seinen Helden Little Richard zu imitieren. Als Teenager wird aus Spaß Ernst, denn 1973 formiert sein älterer Bruder Malcolm die Band AC/DC. Und Angus, der sich bis dato vor allem an Blues-Größen orientiert hatte, ist plötzlich Lead-Gitarrist einer Rock-Band. Schnell verbindet der kleine Mann das Beste aus beiden Welten. Powerchords und Blues-Skalen werden zu einem Merkmal der australischen Combo. Dabei liebt Angus simple Riffs, die ihm schon Ende der Siebziger Jahre unter die Nase gerieben werden. Er würde ja immer die gleichen Noten spielen.
Den Gitarristen, der heute in Sydney und den Niederlanden lebt, lässt das kalt. Er möchte Musik für die einfachen Leute von der Straße machen. Immer mit dabei ist eine Gibson aus der SG-Reihe. Kaum ein Gitarrist ist so mit einem Instrument verbunden wie Young. Die beiden scheinen miteinander verwachsen zu sein – kein Wunder also, dass es mittlerweile mehrere Signature Modelle gibt. Ganz im Gegensatz zu seinem erdigen Stil steht Youngs Gebaren auf der Bühne. Dort tobt, springt und zappelt er auch in gesetztem Alter herum, als hätte er ein Dutzend Zitteraale in der Hose. Vielleicht ist es speziell dieser scheinbare Widerspruch, der aus Angus Young einen der bekanntesten und wichtigsten Rock-Gitarristen aller Zeiten macht. (Marc Halupczok)
Dave Mustaine (Megadeth)
Megadeth-Boss Dave Mustaine ist der Rebell unter den Metal-Gitarristen. Bei Metallica prügelte sich der streitbare Rotschopf mit Band-Kollege James Hetfield (was er später bereute: „So etwas macht man nicht einmal mit seinem Feind, geschweige denn mit seinem besten Freund“), er stänkerte gegen Veranstalter und Journalisten, überwarf sich mit Plattenfirmen und irritierte seine Fans mit einigen zweifelhaften politischen Statements. Absolut tadellos dagegen sind seine Fähigkeiten als Thrash Metal-Gitarrist, dessen überragendes Timing und ruppiger Sound Maßstäbe gesetzt hat. Seit vielen Jahren Mustaines bevorzugtes Instrument: seine Signature VMNT Holy Grail Flying V, die in Zusammenarbeit mit dem US-Hersteller Dean Guitars entstanden ist.
Nach Klassikern wie RUST IN PEACE (1990) oder YOUTHANASIA (1994) bekamen er und seine Megadeth-Mitglieder 2017 mit dem Album DYSTOPIA einen Grammy für die beste Metal-Performance. Der 59-jährige Mustaine, der im Februar 2020 bekanntgab, eine schwere Kehlkopfkrebserkrankung überstanden zu haben, ist nicht nur ein überragender Musiker, sondern auch Initiator vieler sozialer Projekte, die sich unter anderem um Menschen mit körperlichen Einschränkungen in armen Ländern kümmern. Zudem hat der gläubige Christ mit seiner Familie zwei Suppenküchen in den Städten Tijuana (Mexiko) und Hades (USA) gekauft und sorgt mit ihnen dafür, dass täglich bis zu 10.000 Kinder aus notleidenden Familien eine warme Mahlzeit bekommen. (Matthias Mineur)
Alexi Laiho (Bodom After Midnight)
Alexi Laiho gelingt das Kunststück, mit seinem Spiel Metalheads über Alters- und Genre-Grenzen hinweg zu begeistern. Children Of Bodom mögen Ende der Neunziger als „modern“ durchgegangen sein – bis zur Auflösung 2019 zogen die Finnen jedoch nicht nur mitgealterte, sondern auch immer neue und junge Fans auf ihre Konzerte. Lässig lieferte Laiho sowohl zornige Melodic Death Metal-Riffs als auch wahnwitzig flinke, von klassischer Musik und klassischem Rock beseelte Soli – das Ergebnis seiner musikalischen Sozialisation, die mit Violine und Klavier begann, bevor er Blackie Lawless (daher sein Spitzname „Wild Child“ nach dem W.A.S.P.-Song), Randy Rhoads, Zakk Wylde und Yngwie Malmsteen für sich entdeckte. Lange Zeit hatte der heute 41-Jährige den Ruf, nicht nur an den Saiten, sondern auch am Glas alles zu geben; ob das bei der Trennung von Children Of Bodom noch eine Rolle spielte, kann nur gemutmaßt werden. Der 2018 von METAL HAMMER zum „God Of Riffs“ gekrönte Axtmann ist Ende 2020 leider verstorben. (Sebastian Kessler)
Matt Heafy (Trivium)
Der gebürtige Japaner lernte bereits als Kind Saxofon sowie Gitarre und trat im Alter von nur 13 Jahren Trivium in deren Gründungsjahr 1999 bei. Die Gruppe hat bis heute neun Studioalben veröffentlicht und gilt – nicht zuletzt dank Heafys Einfluss als Lead-Gitarrist und Komponist – als wegweisend für die Verbindung der Genres Metalcore, Thrash und Melodic Death Metal, wodurch sie als wichtiges Bindeglied zwischen älteren und jüngeren Metal-Generationen fungiert. Zusammen mit Gibson/Epiphone entwickelte der langjährige Les Paul-Spieler eigene Signature-Gitarren. Darunter das vom Album SILENCE IN THE SNOW inspirierte Modell Snøfall.
Neben seiner Rolle als Klampfer fungiert der tätowierte Band-Vorsteher auch als Klarsänger und Growler; sein neuestes musikalisches Projekt Dines X Heafy (mit YouTube-Gitarrist Jared Dines) veröffentlichte bereits eine EP. Außerdem gilt der Vater von Zwillingen als passionierter Gamer, bloggte über Kochrezepte und lässt sich via Twitch-Stream regelmäßig von Fans beim Üben, Zocken oder Sporteln über die Schulter schauen. (Katrin Riedl)