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Rock‘n‘Roll statt Sex & Drugs
Worin unterscheidet sich Rock für Kinder von normalen Bands? Warum könnte es für Eltern überlegenswert sein, den Nachwuchs nicht gleich mit AC/DC zu füttern? „Metal für Erwachsene kann ganz andere Themen behandeln“, meint Christof Leim, der bei Heavysaurus live den Riffi Raffi gibt. „Dass Heavysaurus ‘Bring Your Daughter To The Slaughter’ covern, halte ich für unwahrscheinlich.
Metal für Kinder wird den Härtegrad eher nicht in Richtung Todesblei und Düsterheim schrauben. Interessanterweise fallen die Songs von Heavysaurus deshalb nicht trivialer aus, es sind keine herkömmlichen Kinderlieder. Man muss sich nur ‘Rarrr’ anhören: Da gibt es Gitarrensoli, wilde Riffvariationen und viele Parts. Hätten die Nummern andere Texte, könnten wir Großen das problemlos in der Sammlung haben. So freuen sich die Kleinen, singen mit und lachen sich kaputt.“
Auch Pelemele! richten sich an Kinder. Bei ihren Gigs sprechen sie die Kleinen direkt an und stellen klar, dass die Show für sie ist. Die Eltern dürfen hinten mitnicken. „Gut gemachter Rock für Kinder kann mehr sein als der pure Sound“, sinniert Keyboarder Florian Bergmann. „Dazu docken wir auf Textebene an die unendliche Fantasie der Kinder an. All die Geschichten, Parolen und Albernheiten erreichen die Kinder zusammen mit der Musik; sie können sofort mitmachen. Das können AC/DC so nicht.“
Festival-Randale?
Neben speziellen Kinder-Events wie dem Berliner „Milchsalon“ nähern sich langsam auch Festival-Veranstalter der Materie. Pelemele! spielen regelmäßig auf Kinderbühnen gemischter Festivals, die deutschen Heavysaurus sind ab Juni live zu erleben. „Kinderbühnen oder kindgerechtes Programm auf Festivals macht dann Sinn, wenn auch Familien zu den Besuchern gehören“, kommentiert Leim.
„Bei manchen Veranstaltungen ist das so – etwa beim Werner-Rennen, wo wir spielen werden, oder beim Rock Of Ages-Festival. Beim Party.San würde ich das nicht erwarten, obwohl Kinder auf Spielen im Matsch stehen.“ Als Vorreiter im Metal integrierte das Summer Breeze 2016/17 Randale ins Line-up – allerdings im vorgelagerten Campside Circus, der nicht zum eigentlichen Festival-Gelände gehört:
„Wir haben seit rund 15 Jahren regelmäßig ein, zwei Kindergruppen auf dem Gelände, die im Rahmen verschiedener Ferienprogramme unser Festival besuchen und dort einen Blick hinter die Kulissen werfen“, schildert Veranstalter Achim Ostertag. Randale empfindet er als gute Ergänzung, um Kindern und ihren Eltern Einblick in die Metal- und Festival-Welt zu geben.
Weitere Rock-Musik für Kinder
Randale
Das 2004 gegründete Quartett spielt explizit Rockmusik für Kinder, gibt entsprechende Texte zum Besten und wildert stilistisch in Rock-, Punk- und Metal, aber auch in Reggae, Folk und Pop. Randale haben zehn Alben und mehrere Videos veröffentlicht. Inhaltlich behandeln sie diverse Situationen: Das 2017 erschienene RANDALE IM KRANKENHAUS („Mutmachlieder für kleine Patienten“) macht etwa kranken Kindern Mut. Herzlich und authentisch
KIZZRock
Das Quintett will Kindern handgemachten Rock näherbringen. Die Gruppe schreibt ihre Stücke mit Themen aus dem Kinderalltag selbst; das 2017 erschienene dritte Album DAS PFUH („Halb Pferd, halb Kuh“) beinhaltet aber auch Abwandlungen dreier Rock-Klassiker: ‘Meine Omma’ (‘My Sharona’), ‘Ich mag Rock‘n‘Roll’ (‘I Love Rock‘n‘Roll’) und – Achtung, nichts für Spaßbanausen! – ‘Lutscher her!’, das auf Helloweens ‘Future World’ basiert. Herrlich schräg, leicht an J.B.O. erinnernd.
Powerboys
Den vier Halbstarken wurde ein professionelles, wie am Reißbrett entworfenes Konzept auf den Leib geschneidert, das Boyband-Assoziationen weckt. Die Jungs singen, dazu spielt eine unsichtbare Rock-/Metal-Band. Die Texte drehen sich um typische Probleme von Kindern und Teenagern. Das Debüt VOLLGAS mit 12 Stücken erschien 2017, für den großen Hit ‘Wir machen blau’ wurde sogar ein Video gedreht. Künstlich, aber mitreißend.
Metalkinder
Hier agieren Kinder im Grundschulalter als gesangliches wie optisches Aushängeschild, die instrumentale Basis legen Erwachsene. Auf dem 2017 erschienenen Debüt mit zehn Stücken sind metallisierte Versionen von Kinderliedern wie ‘Bruder Jakob’, ‘Fuchs du hast die Gans gestohlen’ oder ‘Butzemann’ zu hören; die Metalkinder haben aber auch Eigenes am Start. Spaßig, aber vorhersehbar – die Ohrwürmer unterscheiden sich kaum von den bekannten.
Käpt‘n Helge zieht aufs Land
Anke Sobek und Ferdy Doernberg (Keyboarder von Axel Rudi Pell) sind gemeinsam bei Rough Silk aktiv und haben 2017 mit diversen Gästen ein Kinder-Musical veröffentlicht. Das liebevoll produzierte Album dreht sich um den Mops Käpt’n Helge und seine Besitzerin, die Ferien auf dem Land machen. Hörspielsequenzen und Lieder aus Punk, Metal und Deutsch-Rock wechseln sich ab – Kids können zuhören und lernen, aber auch die Sau rauslassen.