Heavy Metal in der DDR: Der Weg nach oben

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[Update vom 19.03.2025] „Laut, hart, anders – Heavy Metal und soziale Herkunft“ – Gespräch mit Marlen Hobrack über Musik, Subkultur und Gesellschaft, moderiert von Julia Boxler.

Die Ausstellung „Heavy Metal in der DDR“ wirft einen Blick auf die Heavy-Metal-Szene sowie Musik- und Jugendkultur in der DDR und Ostdeutschland. Heavy Metal ist mehr als nur Musik – er ist Ausdruck von Protest und Sehnsucht nach Freiheit, aber auch Teil des kommerziellen Musikbusiness und Instrument sozialer Abgrenzung.

Die Autorin und Journalistin Marlen Hobrack ist Metal-Fan und schreibt u.a. über Klasse und Klassismus, Feminismus und Ostdeutschland. In ihrem Sachbuchdebüt ‘Klassenbeste’ (Hanser Berlin 2022) beleuchtet sie die ostdeutsche Arbeiterklasse aus der weiblichen Perspektive. Mit Julia Boxler spricht sie über den Zusammenhang zwischen Heavy Metal und sozialer Klasse, über Unterschiede in der westdeutschen und der ostdeutschen Szene und darüber, wie Herkunft den Zugang zu bestimmten Kulturen und Subkulturen beeinflusst.

Marlen Hobrack (*1986 in Bautzen) schreibt für diverse Zeitschriften und Magazine, darunter Der Freitag, Literarische Welt, Berliner Zeitung, Spiegel, taz, EMMA, Monopol und August.

Julia Boxler (*1996 in Kasachstan) arbeitet transdisziplinär in Journalismus, Film und Podcasting mit dem Fokus auf kulturellen Ausdrucksformen und sozialen Strukturen. Sie hat mit X3 den ersten deutschen Podcast zu „postost“ Identitäten mitgegründet und ist im Team von Arte Tracks East.

Vor der Veranstaltung kann die Ausstellung „Heavy Metal in der DDR“ besichtigt werden, sie ist bis 19 Uhr geöffnet.

Eintritt frei, Anmeldung erforderlich -> Zur Anmeldung


[Update vom 27.02.2025] Mit der Reihe „späti! – Kultur nach Feierabend“ lädt das Haus der Geschichte abends ins Museum ein: Um 18 Uhr wird gemeinsam bei einem Getränk die Ausstellung „Heavy Metal in der DDR“ erkundet. An diesem Termin ist Jakob Kranz zu Gast, ehemaliger Mitarbeiter des METAL HAMMER und (Ost-)Berliner Metal-Radio-Urgestein. Mittlerweile ist er bei Star FM und moderiert die Show „Heavy Hour“.

  • Donnerstag, 20.3.2025, 18:00 Uhr
  • Museum in der Kulturbrauerei

Das Angebot ist kostenfrei und die Plätze sind begrenzt. Eine Anmeldung ist erforderlich -> Zur Anmeldung

[Update vom 27.01.2025] Die Ausstellung „Heavy Metal in der DDR“ wird bis 31. August 2025 verlängert. Wer es noch nicht geschafft hat, sich die Ausstellung anzusehen oder noch mal schauen will, hat jetzt noch etwas länger die Chance dazu. Wir freuen uns über ein großes Interesse: seit März kamen knapp 60.000 Besucher und Besucherinnen!

Jeden Sonntag, 15 Uhr, findet eine öffentliche Begleitung (Führung) durch die Ausstellung statt, die etwa 60 Minuten dauert. Die Anmeldung erfolgt vor Beginn am Informationsschalter im Museum.

  • Öffentliche Begleitung jeden Sonntag, 15.00 Uhr
  • Treffpunkt am Informationsschalter, Dauer ca. 60 Minuten

Jeden dritten Donnerstag im Monat, 18 Uhr, findet das Format „späti! – Kultur nach Feierabend“ statt. Das ist eine etwa einstündige Begleitung (Führung) durch die Ausstellung inkl. Freigetränk, zu der wir an ausgewählten Terminen auch spannende Gäste einladen.

  • späti! – Kultur nach Feierabend
  • Rundgang durch die Ausstellung inkl. Freigetränk
  • zu ausgewählten Terminen mit spannenden Gästen
  • Anmeldung erforderlich
  • 20. Februar / 20. März / 17. April / 15. Mai / 19. Juni / 17. Juli 2025
  • 18.00 Uhr

In den Osterferien können Kinder und Jugendliche kreativ werden:

  • Mach dein eigenes Ding! Textil-Upcycling-Workshop
  • für Jugendliche ab 12 Jahre, Dauer ca. 120 min
  • Anmeldung erforderlich
  • 23.04.2025, 10.00 Uhr

Der Eintritt und das Begleitprogramm sind kostenfrei!

Geöffnet ist Di-Fr von 9-18 Uhr, Sa-So und an Feiertagen von 10-18 Uhr.

  • Museum in der Kulturbrauerei
  • Knaackstraße 97
  • 10435 Berlin

Den kompletten Hintergrundbericht über die Ausstellung findet ihr in der METAL HAMMER-Aprilausgabe 2024, erhältlich am Kiosk oder indem ihr das Heft bequem nach Hause bestellt. Noch einfacher und günstiger geht’s im Abo!

Ostdeutschland, 1986. Aus dem Stern-Radio der jungen Heavys dröhnen während der Beatkiste die aufbauenden Zeilen „Der Weg nach oben – eisenhart, mit Schweiß; Der Weg nach oben – hart erkämpft, der Preis“. Untermalt mit Riffs der Marke Maiden, einem trabenden Beat und einem Sound, wie man ihn nur am metallischsten Ort bekommen kann: dem Stahlwerk Hennigsdorf. Diese Zeilen stammen natürlich von Formel 1, einer der größten Heavy Metal-Bands der DDR. LIVE IM STAHLWERK – mittlerweile ein absoluter Kultklassiker weit entfernt von Ostalgie – ist dazu eine der wenigen „richtigen“ Langspielplatten, die in der Deutschen Demokratischen Republik aufgenommen wurden.

Was nicht heißt, dass die Szene klein war. Im Gegenteil: Mit circa hundert Heavy Metal-Kapellen war das Land in Anbetracht seiner Größe gut aufgestellt. Allerdings konnte sich nur ein Bruchteil davon seinen Lebensunterhalt mit der Musik finanzieren. Und genau deshalb kann der Refrain des Formel 1-Klassikers ‘Der Weg nach oben’ retrospektiv als beschreibend gesehen werden – für die Bands, die Fans, das Land. Das hart erkämpfte Recht auf musikalische Härte. Ein Recht, das in den vergangenen Jahren immer öfter und seriöser beleuchtet wurde.

Während die Subkultur im Gegensatz zu anderen Bewegungen vorher nie auf großes wissenschaftliches oder soziologisches Interesse gestoßen war, erlebt sie seit Kurzem einen regelrechten Boom. Fernsehbeiträge und Bücher werden den harten Tönen aus der DDR gewidmet – und nun sogar eine ganze Ausstellung im Berliner Haus der Geschichte in der Berliner Kulturbrauerei.

Spezielle Subkultur

Der Stein, der die Ausstellung mit dem simplen Namen „Heavy Metal in der DDR“ ins Rollen brachte, ist tatsächlich solch ein Buch. Die Rede ist von Nikolai Okunews ‘Red Metal: Die Heavy-Metal-Subkultur der DDR’. „Nikolai hat 2021 bei uns im Haus während einer Abendveranstaltung seine Doktorarbeit, die dann auch als Buch erschien, vorgestellt“, erinnert sich Franziska Gottschling an die Initialzündung für die Ausstellung. Franziska ist zusammen mit Liza Soutschek und Johannes Günther eine der drei treibenden Kräfte der Sonderausstellung.

„Wir suchten zu dem Zeitpunkt zufällig noch nach einer attraktiven Wechselausstellung für die Kulturbrauerei. Jugendsubkulturen in der DDR sind natürlich sehr interessant – und in Bezug auf Heavy Metal gab es bisher praktisch keine. Das Spannende daran ist, dass es eben eine sehr spezielle Subkultur und dazu auch noch ein sehr anschlussfähiges Thema ist.“ Letzteres ist vorrangig für den Lerneffekt oder, um es etwas weniger schulmäßig zu sagen, für das Storytelling wichtig. Denn anhand der Heavy Metal-Szene in Ostdeutschland lässt sich nämlich hervorragend der Niedergang der DDR aufzeigen – und was dieser für ihre Bewohner schließlich bedeutete. Es werden zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Zeitgeschichte und die Geschichte einer Subkultur.

Die größere Geschichte

„Es ist ein interessantes Fallbeispiel, um daran etwas Größeres zu erzählen“, bestätigt Liza Soutschek, die als wissenschaftliche Volontärin im Haus der Geschichte arbeitet. „Franziska hat mal gesagt, man kann das Ende der DDR an Kleingärten oder der Heavy Metal-Szene erklären. Und da ist die Metal-Szene doch einfach das spannendere Thema“, gibt die Werkstudentin lachend zu. „Es ist für viele fremd, aber die meisten haben doch irgendwie Berührungspunkte zu dem Thema.“ Laut Kuratorin Franziska laufen Musikthemen ohnehin immer gut in Museen – vor allem Musik von früher. In den anderen Standorten der Stiftung in Bonn und Leipzig gab es unter anderem bereits ähnliche Sonderausstellungen zum Thema Schlager oder Pop. Schön also, dass sich die Geschichtsexperten nun auch einem wirklich guten Genre widmen.

„Obwohl eigentlich keiner von uns Metal hört“, gesteht Johannes Günther, der Dritte im Bunde und Ausstellungsassistent im Museum. Das Triumvirat im Haus der Geschichte kommt zwar musikalisch aus ebenfalls nischigeren Gebieten wie etwa Punk, aber Metal war bisher nicht ihr Lieblings-Genre. Interesse besteht aber definitiv: „Letztes Jahr waren wir alle zusammen bei einem Kreator-Konzert. Ein Betriebsausflug, sozusagen!“

>> Hier findet ihr den Kalender mit den Veranstaltungsterminen.

Den kompletten Hintergrundbericht über die Ausstellung findet ihr in der METAL HAMMER-Aprilausgabe 2024, erhältlich am Kiosk oder indem ihr das Heft bequem nach Hause bestellt. Noch einfacher und günstiger geht’s im Abo!

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