Nach dem Flop ihres Albums WARNING (2000) standen Green Day vor einer schweren Krise. Die Band, die einst den Punk Rock der Neunziger Jahre dominierte, war an einem Tiefpunkt. 2001 veröffentlichten sie zwar eine Greatest Hits-Sammlung, doch die internen Spannungen drohten die Gruppe zu zerstören. Bassist Mike Dirnt erinnert sich: „Uns aufzulösen, war eine Option. Wir haben uns viel gestritten und waren unglücklich.“ Doch statt aufzugeben, beschloss die Band, einen Neuanfang zu wagen. Das Trio erkannte, dass es musikalisch in eine neue Richtung gehen musste, um wieder relevant zu werden. WARNING hatte gezeigt, dass Green Day bereit waren, zu experimentieren; sie hatten sich an einem folkigeren Sound versucht, mit mehr Akustikgitarre. Auch wenn das Album kein Erfolg war, war es ein Vorbote dessen, was später AMERICAN IDIOT werden würde.
Chaotische Kreativität und politische Kritik
Die Formation begann im Studio in Oakland, ohne Druck und Regeln zu arbeiten. „Wir waren wie die Insassen, die monatelang die Anstalt leiteten“, sagt Frontmann Billie Joe Armstrong über die chaotischen, aber kreativen Sessions. Aus diesem Durcheinander entstand schließlich die Idee für ein Konzeptalbum. Inmitten der George Bush-Regierung und des Irak-Kriegs wollten die Musiker ein Werk schaffen, das sich direkt mit der politischen Lage auseinandersetzt. Der Titel-Song von AMERICAN IDIOT, veröffentlicht kurz vor der Wiederwahl von Bush, war eine scharfe Kritik an der „Redneck-Agenda“ und den manipulativen Medien.
Die Produktion der Platte dauerte weniger als ein Jahr. Warner Bros. war sich der Bedeutung dieses Projekts bewusst und stellte sicher, das Produzent Rob Cavallo seine ganze Energie darauf verwendet. Im Studio arbeiteten die Band und Cavallo intensiv daran, die Scheibe zu perfektionieren. Armstrong forderte seine zwei Band-Kollegen auf, kleine musikalische Ideen zu großen, mehrteiligen Songs zu verknüpfen. „Der Sinn der Sache, neue Musik zu machen, besteht darin, uns zu etwas zu drängen, was wir uns nie hätten vorstellen können. Andernfalls machen wir einfach dasselbe Album wie beim letzten Mal, und das ist nicht, was ich tun möchte“, meint Armstrong gegenüber Billboard. Diese Herangehensweise schuf die Grundlage für das, was AMERICAN IDIOT so besonders macht.
Green Day wieder ganz weit oben
Das Werk war ein voller Erfolg: Sechs Grammy-Nominierungen, darunter der Sieg für das beste Rock-Album, und sechsfaches Platin beweisen, dass Green Day wieder ganz oben mitspielten. Mit Singles wie ‘Boulevard Of Broken Dreams’, die wochenlang die Charts dominierte, verkaufte sich die CD weltweit über 14 Millionen Mal. Auch für die Band selbst hatte das Album eine tiefere Bedeutung. Armstrong wurde beispielsweise von einem Fan angesprochen, der zu ihm sagte, AMERICAN IDIOT habe sein Leben verändert. Dem kann der Sänger nur zustimmen: „Es hat auch mein Leben verändert. [Das Album] gab mir wirklich das Gefühl, ich könnte meine Flügel ausbreiten. Es hat mir bewiesen, dass man es schaffen kann, wenn man den Mut dazu hat.“
Wir gratulieren ganz herzlich zum zwanzigsten Jubiläum!
—
Bestens informiert über dieses und alle weiteren wichtigen Themen im Metal bleibt ihr außerdem mit unserem Newsletter. Einmal pro Woche flattert euch übersichtlich sortiert ein Update ins Postfach. Einfach anmelden, damit euch auch sicher nichts entgeht.