Grave Digger: Die Wurzeln am Friedhof

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Das Ruhrgebiet. Zwischen Bergbau, grauen Innenstädten und mieser Currywurst hat hier auch Gladbeck seinen Platz – eine Stadt, die den meisten nur für zwei Dinge bekannt ist: die Geiselnahme von 1988 und Armin Rohde. Doch wer im Metal zu Hause ist, nennt sofort einen dritten Begriff: Grave Digger. In dieser 80.000-Seelen-Stadt begann vor über 40 Jahren die Karriere von Chris Boltendahl und seiner Bande aus metallischen Mitstreitern. Heute kehrt der Frontmann zurück zu den Wurzeln: den Straßen, die seine Kindheit und das Erwachsenwerden prägten, und zu dem Sound, der nun auch wieder auf BONE COLLECTOR zu hören ist. Ehrlich, kantig und direkt – wie Gladbeck selbst.

Die Wurzeln am Friedhof

Die Wurzeln wachsen tief in der Erde des Zentralfriedhofs. Denn dort, neben dem von Bäumen umringten Zaun, steht das Haus, in dem Chris viele Jahre verbracht hat. „Von meinem Zimmer aus hatte ich einen direkten Blick auf den Friedhof“, sagt er grinsend, während er in die Einfahrt des dreistöckigen Einfamilienhauses einschlägt. „Da kann man sich etwa vorstellen, wo der Name der Band herkommt.“ Im alten Familienanwesen wohnt mittlerweile nur noch der Pater Familias der Boltendahls, Hans Boltendahl. Der ehemalige Sozialarbeiter steht schon an der Tür bereit, um den Besuch zu begrüßen – Sohnemann Chris kommt zwar so oft es geht aus Köln hochgefahren, aber es sei doch immer etwas Besonderes.

Vor allem, weil dieser seinem Vater dann im Haus helfen kann. Oder, wie heute, für ihn zum Baumarkt gurkt. Dort wird der Grave Digger-Frontmann direkt als Gladbecker Kulturgut enttarnt – ein Metal-Fan der ersten Stunde ist begeistert, den Sänger auf der Heimaterde zu treffen. Vater Boltendahl ist mittlerweile ebenfalls an diesen Ruhm gewöhnt: Immerhin ist sein Sohn seit über 40 Jahren mit Grave Digger erfolgreich. Und darauf ist er stolz – auch wenn er selbst nicht viel mit Heavy Metal anfangen kann. „Ich gehöre natürlich einer ganz anderen Generation an“, bekräftigt der 90-jährige Rentner, während er Kaffee in die Tassen gießt. Das Boltendahl’sche Wohnzimmer ist Nostalgie pur: Vitrinen mit Holzsoldaten, Urlaubsmitbringsel auf Siebziger-Jahre-Holzmöbeln und die Wände voller alter Familienbilder.

Belastend für die Hörgeräte

Ein Dekorationselement sticht am meisten hervor: Die handgefertigten Ikonen von Hans – in filigraner Kleinstarbeit malt er noch heute orthodoxe Marienbilder. Mit diesen war er sogar schon in der Zeitung. „Früher haben wir eher ernste Musik gehört. Klassik oder Oper“, sagt Hans andächtig. Ein paarmal hätte er die Band seines Sohns aber natürlich schon live gesehen – etwa in der Maschinenhalle Zweckel, hier im Ort. Das letzte Mal vor gut zehn Jahren. „Allerdings ist das immer etwas belastend für die Hörgeräte gewesen“, führt er mit einem Grinsen fort.

Sein Vater würde jetzt nicht unbedingt immer die neuesten Grave Digger-Platten hören, beschwichtigt Chris, aber trotz allem Anteil an dem nehmen, was der Sohn treibt: „Man muss schon sagen, dass ihr, obwohl ihr mit der Musik und der Art, wie ich gelebt habe, nicht ganz einverstanden wart, mich immer unterstützt habt. Ob finanziell oder anders, meine Eltern haben mir immer geholfen“. Obwohl sie sich während seiner Adoleszenz natürlich stellenweise Sorgen gemacht haben: „Was sollen denn die Nachbarn denken? Rock-Musik und lange Haare …“, soll vorrangig Chris’ Mutter öfter gesagt haben. Auch die vielen alkoholbedingten Eskapaden stießen nicht unbedingt auf Verständnis.

Totaler Müll

Aber diese Zeiten sind lange vorbei. Nun muss auch Hans etwas lachen, als ein altes Bild von Chris Anfang der 1980er mit Lippenstift und Mascara herumgereicht wird. „Das ist schon etwas gewöhnungsbedürftig“, sagt er. „Wir haben ihn aber auch das machen lassen. Wir haben ihm oben unter dem Dachboden schließlich sein eigenes Reich gegeben, damit er mehr seine Ruhe hat.“ Um seine Eltern ebenfalls zu beruhigen, fing Chris Ende der Siebziger Jahre eine Ausbildung zum Industrieschlosser an. Zum Kraftwerk um die Ecke düste der damalige Teenager auf seinem Mofa – und legte dort die ersten Grundzüge für Grave Digger. Mit einem seiner Kollegen gründete er beim Feierabendbier nämlich seine erste Band, die sie als große Kiss-Fans natürlich Destroyer nannten.

Totaler Müll sei die Musik gewesen, gibt Chris ehrlich zu, der damals auch noch den Bass übernahm. Als Chris ein paar Minuten später an dem Ort steht, an dem er mit diesem eher schlecht als recht geübt hat, kann er sein Grinsen kaum verbergen. Hier, in seinem alten Kinderzimmer im dritten Stock, seien viele Klassiker entstanden. Und hier hätte es, grinst er stolz, ziemlich häufig Damenbesuch gegeben.

Welche Probleme Grave Digger im Weltkriegsbunker hatten und weitere Erinnerungen von Chris Boltendahl an die Band-Anfangstage in Gladbeck lest ihr in der METAL HAMMER-Februarausgabe 2025, erhältlich am Kiosk oder indem ihr das Heft bequem nach Hause bestellt. Noch einfacher und günstiger geht’s im Abo!

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