Fünf Jahre nach der Veröffentlichung ihres Grammy-nominierten Langspielers MAGMA wird am 30. April 2021 endlich der Nachfolger erscheinen. Bereits im Sommer 2020 koppelten Gojira ihre erste Single aus, Mitte Februar folgte die zweite, ‘Born For One Thing’. Ein Track, der eine unmissverständliche Anti-Konsum-Botschaft in sich trägt. Sänger und Gitarrist Joe Duplantier erklärt: „Wir müssen üben, uns von allem zu lösen, beginnend mit tatsächlichen Dingen. Besitze weniger und gib weg, was du nicht brauchst, denn eines Tages müssen wir ohnehin alles loslassen.“
Bereits gegen Ende 2019 begab sich die Band in ihr Studio in New York, um die zwischenzeitlich entstandenen Ideen zu verarbeiten und neues Material zu entwickeln. Mit FORTITUDE schlagen Gojira – zumindest lyrisch – eine neue Richtung ein: „Wir hatten das Gefühl, es sei Zeit für etwas Neues, für etwas, bei dem es ausschließlich um Stärke geht.“ Mehr dazu im Folgenden, außerdem werfen wir einen Blick auf die Geschichte der Band.
Trauer
Bereits einige ihrer veröffentlichten Alben schafften es in diverse Hit-Listen. Beispielsweise fand sich Gojiras fünfter Langspieler L’ENFANT SAUVAGE (2012) für kurze Zeit auf dem sechsten Platz der Hard Rock-Billboard Charts wieder. Doch jene Veröffentlichung, die einige Jahre später auf L’ENFANT SAUVAGE folgte, übertraf dies: Als erste französische Band überhaupt standen Gojira mit MAGMA (2016) an der Spitze der Billboard Charts (Rubrik: „Hard Rock Albums“). Zweifellos ist MAGMA ihre bisher erfolgreichste Platte, gleichzeitig markiert sie eine sehr schwierige Zeit im Leben der Duplantier-Brüder, denn während der Aufnahmen verstarb ihre Mutter. Joe Duplantier erinnert sich: „Wir verarbeiteten unsere Trauer, deshalb war es schwer: nicht nur der Prozess, das Album zu machen, sondern auch darüber zu sprechen, die Songs zu spielen und all die Interviews über eine schwierige Zeit unseres Lebens zu geben.“
Für die Aufnahmen nutzten Gojira ein ganz besonderes Studio, nämlich ihr eigenes. Kurz vor Beginn der Recording-Sessions zu MAGMA stellten Joe und Mario Duplantier den Bau ihrer eigenen Aufnahmeräume in New York – das Silver Cord Studio – fertig.
Godzilla
Lange vor dem umgreifenden Erfolg ihres fünften Studioalbums waren Gojira noch als Godzilla im französischen Metal-Untergrund aktiv. In einer Garage im Südwesten Frankreichs fanden sich Joe Duplantier (Gesang und Gitarre) sowie dessen Bruder Mario (Schlagzeug) mit Christian Andreu (Gitarre) und Alexandre Cornillon (damaliger Bassist) zusammen. Sie entschieden sich für einen Band-Titel, der vom gleichnamigen, japanischen Monster inspiriert wurde, das bisher über die Leinwände 32 japanischer und drei US-amerikanischer Filme zuckelte. Gemeinsam veröffentlichten sie einige Demos – auf VICTIM (1996) folgten POSSESSED (1998), SATURATE (1999) und WISDOM COMES (2000) –, die damals noch relativ eindeutig dem Death Metal zuzuordnen waren.
Kurz vor der Veröffentlichung ihres Debüts TERRA INCOGNITA (2001) kam es zu einigen Veränderungen: Zum einen mussten sie ihren Band-Namen aus urheberrechtlichen Gründen ablegen, zum anderen stieß ein neuer Bassist hinzu, Jean-Michel Labadie – der erste und einzige Wechsel im Band-Personal.
https://www.youtube.com/watch?v=B4K2z5fY_rc&ab_channel=GhojirahBeats
Fliegende Wale
Ob Name, Besetzung oder Genre – im Lauf der Zeit schreckten Gojira vor Veränderungen nicht zurück. Eins hingegen blieb über den gesamten Zeitraum hinweg gleich: Ihr unaufhörlicher Wille, sich für unseren Planeten einzusetzen, den menschengemachten und gnadenlos fortschreitenden Klimawandel zu stoppen, ihre Musik zu politisieren und dem Umweltaktivismus zu widmen. Diesbezüglich erregte ihr dritter Langspieler erstmalig großflächige Aufmerksamkeit. FROM MARS TO SIRIUS (2005) faszinierte gleichermaßen Angehörige der Heavy-Metal-Szene und Personen, die sich zwar mit ebenjenen umweltaktivistischen Themen beschäftigten, doch mit extremer Musik dieser Art bisweilen wenig bis nichts zu tun hatten. In Form eines Konzeptalbums vertiefen sich Gojira in die großen philosophischen Themen – Leben, Tod und Wiedergeburt –, klagen außerdem die fatalen Auswirkungen menschlichen (Miss-)Handelns auf unseren Planeten an.
Ein Beispiel: Nicht nur thematisieren Gojira im Track ‘Flying Whales’ das Sterben der größten Säugetiere der Welt, darüber hinaus zählen sie seit bereits einem Jahrzehnt zu den aktiven Unterstützern der Umweltorganisation „Sea Shepherd Conservation Society“. Diese setzt sich für den Schutz der Meere und gegen illegale Fischerei, Verschmutzung der Gewässer sowie die Abschlachtung jeglicher Meerestiere ein.
Vorstellungskraft
Gojira teilten bereits mit, dass auch ihr kommendes Album FORTITUDE im Zeichen des Umweltaktivismus stehen wird. Allerdings wählten sie dieses Mal eine ganz andere, etwas optimistischere Herangehensweise: Ja, FORTITUDE prangert die Gnadenlosigkeit der Menschheit gegenüber Mutter Natur offen an. In ‘Amazonia’ heißt es beispielsweise: „The greatest miracle is burning to the ground.” Doch fordert das Album gleichzeitig die gesamte Menschheit dazu auf, endlich zu handeln. In einem Statement der Band heißt es: „FORTITUDE ist nicht als musikalische Notluke gedacht, um all dem endlosen globalen Elend zu entfliehen. Es ist das genaue Gegenteil: eine Reihe glühender Motivationsreden, die die Menschheit auffordern, sich eine neue Welt vorzustellen – und sie dann umzusetzen.“