Der extreme Klang wird zudem oftmals von satanistischen, gewaltverherrlichenden und misantrophen Texten unterstrichen, welche die Lebensweise und Ideologie vieler Musiker der stilprägenden Bands, vor allem in den Neunziger Jahren, widerspiegelten.
Die Anfänge
Black Metal entstand in den Achtziger Jahren aus dem klassischen Heavy Metal und dem jungen Thrash Metal. Oft werden die Wegbereiter Venom, die musikalisch eigentlich der New Wave Of British Heavy Metal zugerechnet werden, als Referenz genannt. Letztere verliehen dem Genre mit dem Album BLACK METAL nicht nur den Namen und schufen mit ‘At War With Satan’ einen Referenzsong des jungen Genres, sondern führten bereits die heute üblichen Künstlernamen ein, die sich meist auf mythische Gestalten oder martialische Ausdrücke beziehen.
Musikalisch setzten sich Bathory (BATHORY, 1984 bzw. THE RETURN OF THE DARKNESS AND EVIL, 1985) sowie Hellhammer und deren Nachfolgeband Celtic Frost (INTO THE PANDEMONIUM, 1987) maßgeblich vom NWOBHM sowie dem frühen Thrash- und Death Metal ab und erschufen mit Krächzgesang, Proberaum-Sound und einer Abkehr von der reinen Geschwindigkeit des Thrash bzw. der tiefgestimmten Brutalität des frühen Death Metal die Blaupause für viele der etwas später folgenden Werke von Bands wie Mayhem, Emperor oder Dissection. Auch die deutschen Thrash-Bands Sodom (OBSESSED BY CRUELTY, 1986), Kreator (ENDLESS PAIN, 1985) und Destruction (INFERNAL OVERKILL, 1985) gelten als wichtige Grundlange für die frühen Black Metal-Pioniere und werden in ihrer Frühphase dem Genre zugerechnet.
Die neunziger Jahre
Entscheidend verändern sollte sich der Black Metal in den Neunziger Jahren, in denen vor allem Immortal, Darkthrone und Burzum mit Alben wie DIABOLICAL FULLMOON MYSTICISM, A BLAZE IN THE NORTHERN SKY, und BURZUM (alle 1992) den norwegischen Stil prägten. Zudem gründeten sich Bands wie Gorgoroth, Satyricon, Dimmu Borgir und die schwedischen Verterter Marduk und Dark Funeral, die bis heute eine wichtige Rolle spielen. Der Black Metal norwegischer Prägung setzt musikalisch oftmals auf die Wiederholung einfacher Riffs, eine sehr höhenlastige, oft recht simple Produktion und den markanten Krächzgesang, während sich die schwedische Strömung durch eine teils klarere Produktion, und ein abwechslungsreicheres bzw. melodiebetonteres Songwriting auszeichnet.
Bathory und Enslaved entwickelten mit ihren Alben BLOOD FIRE DEATH (1988) bzw. HAMMERHEART (1990) sowie VIKINGLIGR VELDI und FROST (beide 1994) zur gleichen Zeit das wichtige Subgenre Viking Metal, dem wir eine eigene Genre-Seite gewidmet haben.
Skandale und Verbrechen
In den frühen Neunziger Jahren wurde deutlich, dass sich die extreme Provokation und lebensverneinende Grundeinstellung der Musiker nicht nur in ihrer Musik, sondern vor allem in Norwegen auch in ihrem Leben, ihren Handlungen und ihren Verbrechen wiederfand. 1991 erschoss sich Mayhem-Sänger „Dead“ mit einer Schrotflinte. Seine Leiche wurde von seinem Bandkollegen Euronymus zunächst fotografiert, bevor dieser dann die Polizei rief. Die Bilder sollten laut Bandaussagen für ein Mayhem-Cover genutzt werden und landeten letztendlich auf der Vorderseite eines Live-Bootlegs.
Später machte unter anderem Burzum-Mastermind Varg Vikernes mit rechtsextremen Aussagen und Handlungen auf sich aufmerksam. Schließlich ermordete er 1993 Euronymus, was ihn für Jahre ins Gefängnis brachte. Durch den Schlagzeuger von Emperor wurde zuvor ein weiterer, mutmaßlich ideologisch motivierter Mord begangen. Zudem begingen andere Mitglieder des sagenumwobenen „Inner Circle“ der satanistischen Black Metal-Szene in Norwegen Brandstiftungen an Kirchen und begingen Anschläge auf andere Musiker, darunter die Bands Therion und Paradise Lost. Mitglieder beinahe aller einflussreichen, skandinavischen Bands kokettierten Mitte der Neunziger mit rechtsradikalem Gedankengut, was zu einem Boykott in vielen Medien führte, aber von einigen Beobachtern rückblickend weniger als Formulierung einer echten Überzeugung, sondern vielmehr als völlig fehlgeleitete, absolut verwerfliche Provokation gedeutet wird.
Nach der Inhaftierung einiger Bandmitglieder und dem Mord an Euronymus begann sich die Szene zu verändern. Durch eine Mischung aus Kommerzialisierung und der mythischen Verklärung der eigenen Vergangenheit wurde der Black Metal durch Bands wie Dimmu Borgir (ENTHRONE DARKNESS TRIUMPHANT, 1997) oder die britischen Cradle Of Filth (DUSK … AND HER EMBRACE, 1996), die ihren rauen Sound mit symphonischen Elementen erweiterten, kommerziell teils äußerst erfolgreich.
Black Metal in Deutschland
Im Zuge der steigenden Popularität und durch die generelle Öffnung entstand auch im übrigen Europa eine Black Metal-Szene. In Deutschland gründeten sich u.a. Bands wie Nagelfar (HÜNENGRAB IM HERBST, 1997) und Lunar Aurora (WELTENGÄNGER, 1996). Auch das erste Eisregen-Album ZERFALL (1998), ist stark vom Black Metal beeinflusst. Heute gelten zudem Endstille (OPERATION WINTERSTURM, 2002) mit ihrem Album NAVIGATOR (2005) sowie Der Weg einer Freiheit (DER WEG EINER FREIHEIT, 2009) als die kommerziell erfolgreichsten deutschen Bands des Genres.