Full Force 2024: Feuer, Orkane und zertrümmerte Gitarren

von
teilen
twittern
mailen
teilen

Der Full Force-Freitag startet nicht wirklich optimal. Kaum eine Stunde ist das Festivalgelände offen, als es in Strömen zu regnen beginnt und alles aufgrund von Orkanwarnung abgeriegelt wird. An dieser Stelle: Respekt, wer es geschafft hat, hier trocken zu bleiben. Die Redaktion hat es eiskalt erwischt.

Als das Gelände nach circa zwei Stunden wiedereröffnet wird, ist es für die erste Rutsche Nachmittags-Bands schon zu spät. Mehrere Acts, darunter Crypta, Dust Bolt und Imminence, müssen absagen. Andere werden verschoben, und der – nun etwas zusammengestauchte – Zeitplan läuft weiter.

Große Pfützen auf dem Full Force-Gelände an Tag drei

Bei den Berliner Hardcore-Favoriten Ancst sieht man die ersten, sorgfältig geplanten Circle Pits um Riesenpfützen, die leider bis zum letzten Tag nicht ganz verschwinden. Die Dark Pop-Gruppe Deathbyromy zeigt ungewöhnliche Härte und eine Bühnenchemie, die sich manch ein Headliner nur wünschen kann. Der ehemalige Hip-Hopper Alligatoah macht seiner neuen Metal-Zugehörigkeit alle Ehre und versieht seine Klassiker mit genügend E-Gitarren, Screams und Blast Beats, um auch neben den nachfolgenden Dark Tranquillity nicht weiter aufzufallen.

Bis zum Horizont

Den Headlineslot füllen an diesem Abend Architects und bringen die wahrscheinlich technisch anspruchsvollste Show des ganzen Wochenendes. Flimmernde LED-Wände, wohin man schaut. Stichflammen, bei denen es keinen wundern sollte, wenn die ein oder andere Augenbraue versengt wird. Musikalisch zeigen sich die Engländer solide. Nur der sonst herausragende Gesang von Frontmann Sam Carter lässt heute leider etwas zu wünschen übrig. Das scheint dem Publikum aber wenig auszumachen, denn die Crowdsurfer reichen bis zum Horizont. Für alle, die jetzt noch nicht ins Bett müssen schließen Skynd den Abend ab, deren True Crime-Horrorthemen im Dunkeln umso besser zur Geltung kommen.

Ferropolis bei Sonnenuntergang

Der Samstag steht unter einem besseren Stern. Nachmittags geben Future Palace bei strahlender Sonne ihren modernen Metalcore mit feministischem Anstrich zum Besten. As Everything Unfolds-Sängerin Charlie Rolfe hilft beim gemeinsamen Song ‘The Echoes Of Disparity’ aus. Zum Abend hin sorgen Dark Funeral und Sodom für klassischere Metal-Repräsentation unter Core-Bands.

Die US-amerikanische Hardcore-Band GEL sorgt leider für das Lowlight des Festivals, als dem Gitarristen nach circa 15 Minuten der Gurt reißt und seine Gitarre mit der Wucht eines Punk-Saitenanschlags auf die Bühne kracht. Die vorher brandneu wirkende Squier sieht danach eher nach Vintage aus. Da die Truppe anscheinend ohne ein Ersatzinstrument um die halbe Welt getourt ist, bricht sie das Konzert eine halbe Stunde zu früh ab und geht wortlos von der Bühne. Damit beginnen auch schon die Headliner des zweiten Abends: Dropkick Murphys. Die Irish Folk Rock-Band sorgt zwar für gute Stimmung, aber nicht unbedingt für Highlights.

Silverstein auf der Hauptbühne

Ikonische Szenen

Und so bricht der letzte Tag des Full Force Festivals an. Emo-Urgesteine Silverstein schaffen es, auch nach 25 Jahren fast genauso zu klingen wie auf ihren alten Platten. Einzig der Gesang bei den neueren, etwas höher gehaltenen Stücken wirkt ein wenig wackelig. Ob da im Studio nachgeholfen wurde? Ice Nine Kills zementieren ihren Status als einer der aktuell besten Metalcore-Acts mit einer Show, die den großartigen Horrorfilmen würdig ist, an denen sich ihre Songs orientieren. Den Gesang teilt sich die Band zu dritt auf, weil Lead-Sänger Spencer Charnas durchgehend damit beschäftigt ist, ikonische Szenen aus Klassikern wie ‘IT’ und ‘American Psycho’ nachzuspielen. Herrlich kitschig und teils mit mehr Requisiten und Kunstblut, als die damaligen Regisseure zur Verfügung hatten.

Abenddämmerung am Strand vor der Nebenbühne

Zum Sonnenuntergang bringen Zeal & Ardor ihren Blues- und Gospel-durchzogenen Black Metal auf die Strandbühne. Je tiefer die Sonne sinkt, desto nachdrücklicher wirken die Chants und Call & Response-Gesänge. Für einen Black Metal-Act auf der Nebenbühne eines Core-Festivals schafft es die Gruppe um Manuel Gagneux übrigens, eine überraschend große Menge um sich zu scharen. Ein schönes Zugeständnis des Publikums zur antirassistischen Musik der Schweizer, kurz bevor Five Finger Death Punch zu ihrem Headlineslot die Hauptbühne betreten und das Festival abschließen.

Fotos: Fe Ferraris


Bestens informiert über dieses und alle weiteren wichtigen Themen im Metal bleibt ihr außerdem mit unserem Newsletter. Einmal pro Woche flattert euch übersichtlich sortiert ein Update ins Postfach. Einfach anmelden, damit euch auch sicher nichts entgeht.

teilen
twittern
mailen
teilen
Die Metal-Alben der Woche vom 03.05. mit Feuerschwanz, P.O.D. u.a.

Feuerschwanz Zehn der der zwölf Songs stammen ursprünglich deutschsprachig von den letzten Alben der fränkischen Folk-Metaller. Die Neuaufnahmen freuen internationale Fans ebenso wie all jene, die sich bislang an den muttersprach­lichen Texten gestört haben. (Hier weiterlesen) P.O.D. Wer auch nur noch ein Gramm Begeisterung für den Mix aus Rock, Rap, Funk, Alternative und New Metal in sich spürt, wird auf diese Scheibe voll abgehen. (Hier weiterlesen) Diese und noch viele weitere aktuelle relevante Reviews findet ihr hier und in der METAL HAMMER-Maiausgabe. *** Ladet euch die aktuelle Ausgabe ganz einfach als PDF herunter: www.metal-hammer.de/epaper Bestell dir jetzt und nur für…
Weiterlesen
Zur Startseite