Frozen Crown: Alle guten Dinge sind drei (Exklusivinterview)

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METAL HAMMER: Lasst uns ganz am Anfang beginnen: Vor etwa einer Woche habt ihr über die Sozialen Medien angekündigt, dass mit Alessia Lanzone eine dritte Gitarristin in die Band kommt. Aber seit wann ist sie eigentlich Teil von Frozen Crown? Und wie kam der Kontakt zustande?

Giada Etro: Wir haben Alessia vor ein paar Jahren kennengelernt, wir leben schließlich in derselben Gegend. Und wir wussten immer, dass sie äußerst talentiert ist.

Alessia Lanzone: Ich stieß vor etwa einem Jahr zu Frozen Crown. Wir haben bereits im Geheimen an dem kommenden Album gearbeitet. Mit CALL OF THE NORTH (2023 – Anm.d.A.) ist die Gitarrenarbeit so komplex geworden, dass diese nicht länger ohne Weiteres auf der Bühne reproduzierbar war. Es schien unausweichlich, eine weitere Gitarristin in die Band zu holen. Und da wir uns bereits kannten, war ich anscheinend eine naheliegende Option.

MH: Ihr habt Alessia die ganze Zeit über geheim gehalten?

Frederico Mondelli: (lacht) Ja. Das war nicht immer ganz einfach, zum Beispiel, wenn wir gemeinsam im Proberaum waren und Selfies gepostet haben. Sie musste immer im Hintergrund bleiben.

MH: Nachdem sich Frozen Crown mit CALL OF THE NORTH und WINTERBANE (2021) bereits in eine deutlich progressivere Richtung entwickelt haben, verspricht eine weitere Gitarre in der Besetzung, dass ihr diesen Weg konsequent weitergeht.

Giada: Exakt. Unsere Musik wurde über die Jahre zunehmend komplexer. Eine weitere Gitarre war damit absolut notwendig. Alternativ hätten wir uns auf Backing-Tracks verlassen müssen.

Frederico: Eigentlich sind auch drei Gitarren zu wenig. Vermutlich wären zehn Stück angebracht. Aber wir arbeiten zunächst einmal mit drei und schauen, wie es läuft. Es ist witzig, dass du die progressive Entwicklung ansprichst: Alessia ist von Gitarristen wie John Petrucci (Dream Theater – Anm.d.A.) beeinflusst. Auch Iron Maiden und Megadeth mag sie sehr. Sie ist also sehr tief in anspruchsvollen Metal-Spielarten verwurzelt.

MH: Und darüber hinaus bist du mit Abstand die Jüngste (17) in der Band, Alessia.

Alessia: Das fühlt sich etwas komisch an, wenn ich ehrlich bin. Aber mit Niso Tomasini (Schlagzeug – Anm.d.A.) habe ich schließlich einen Band-Kollegen, der ebenfalls in meinem Alter war, als er zu Frozen Crown stieß.

Alessia Lanzone_Frozen Crown
Neue Unterstützung: Alessia Lanzone steigt als dritte Gitarristin bei Frozen Crown ein.

MH: Ist das ein Stück weit kalkuliert, dass Frozen Crown so junge Musiker anwirbt?

Frederico: Das werden wir häufiger gefragt. Die Wahrheit ist: Jeder von uns war selbst einmal jung. Wir wissen, wie es ist, als Heranwachsender in der Metal-Szene Fuß zu fassen, Interviews zu geben oder auf Tour zu sein. Hätte mich damals jemand an die Hand genommen, wäre ich sehr glücklich über diese Hilfe gewesen. Und wir denken uns: ‚Warum geben wir den Jüngeren nicht diese Möglichkeit?‘ Es gibt viele Bands, die etablierte Musiker für verlässlicher halten. Wir teilen diese Ansicht nicht. Wir wollen Kollegen, die genügend Zeit für Frozen Crown mitbringen. Das ist uns wichtiger, als über eine Menge Erfahrung zu verfügen.

MH: Glücklicherweise gingen Jugend und Talent bei euch häufig Hand in Hand.

Giada: (nickt) Und alle sind sorgfältig ausgewählt.

Frederico: Alessia ist schlicht die talentierteste Gitarristin in unserem Umfeld. Es gab demnach keine praktische Alternative für uns.

MH: Seid ihr aufgeregt, was euren anstehenden Gig in Tuttlingen betrifft? Dort werdet ihr immerhin Alessia das erste Mal vor Publikum präsentieren.

Alessia: (verlegen) Ich, für meinen Teil, bin sehr aufgeregt. Und ich habe sogar ein bisschen Angst.

Giada: Es spielen natürlich noch andere Faktoren eine Rolle. Wir treten als Support-Act für U.D.O. in einer wundervollen Location auf, außerdem werden wir ein „Meet and Greet“ veranstalten. (lacht) Alessia wird also direkt ins kalte Wasser geworfen.

MH: Auf der aktuellen Tournee habt ihr bereits eine Reihe von Shows im „alten“ Line-up gespielt. Warum habt ihr speziell dieses Konzert für Alessias ersten Auftritt ausgewählt?

Alessia: Ursprünglich wollte man mich eigentlich gar nicht ankündigen, sondern ich sollte einfach so mit Frozen Crown auftreten. Erst bei Veröffentlichung des kommenden Albums sollte ich offiziell als Band-Mitglied eingeführt werden. So war jedenfalls der Plan. Aber als der Gig in Tuttlingen gesetzt war, hat sich unsere Haltung schlagartig geändert.

MH: Warum?

Giada: Nach Beratung mit unserer Booking-Agentur und unserem Label (Napalm Records – Anm.d.A.) waren wir uns einig, dass der richtige Zeitpunkt gekommen ist. Für die Shows zuvor hatten wir bereits die Flug-Tickets für eine Fünf-Personen-Truppe gebucht. Mit einer Musikerin mehr muss man die Veranstalter zwangsläufig auch nach mehr Geld fragen. Daran scheitert es meist, spontan mit einer weiteren Person aufzutreten. Und Alessia verdient es, dass sie im Vordergrund steht und kein Geheimnis um sie gemacht wird.

MH: Und aus welchem Grund haltet ihr die Show für „eine der bisher wichtigsten eurer Karriere“?

Frederico: Das hat natürlich teilweise damit zu tun, dass es sich dabei um Alessias Live-Debüt handelt. Darüber hinaus werden wir alte Songs in der neuen Besetzung spielen – Lieder, an denen sie eigentlich gar nicht mitgewirkt hat. Aber Alessia hat extra für dieses Konzert einige Arrangements geschrieben, die nicht auf den ursprünglichen Veröffentlichungen vorhanden waren, um die Songs damit aufzufüllen. Auf THE FALLEN KING (2017 – Anm. d. A.) und CROWNED IN FROST (2019 – Anm. d. A.) kann man hören, dass es keine Parts gibt, die drei Gitarren benötigen. Doch wir werden diese Titel mit drei Gitarren spielen. Also werden auch die alteingesessenen Fans die Möglichkeit haben, Neues aus alten Liedern herauszuhören.

MH: Also werden die alten Songs an Komplexität gewinnen?

Frederico: Ich denke schon. Wenn wir Musik schreiben, denken wir nicht wirklich darüber nach, wie es live klingen könnte. Wenn man heutzutage 16 Stimmen oder Gitarren auf einem Album haben will, ist das ohne Probleme möglich. Unser Ziel ist es, das Ergebnis so gut wie nur irgendwie möglich klingen zu lassen. Erst im Anschluss diskutieren wir darüber, wer welche Parts live spielen soll. Und bei CALL OF THE NORTH hatten wir oft damit zu kämpfen, dass bestimmte Song-Teile von niemandem gespielt werden konnten. So wurde uns bewusst, dass wir dafür eine weitere Gitarre in der Band benötigen.

MH: Ein neues Gesicht verspricht auch frische Einflüsse.

Giada: Absolut. Wir werden jedem Musiker genug Raum geben, um sich zu entfalten. Alessia wird ihre eigenen Soli spielen. Angefangen haben wir als Soloprojekt. Aber über die Jahre haben wir uns zu einer konventionellen Band entwickelt. Es war uns wichtig, feste Mitglieder zu haben, die alle ihre eigenen Ideen miteinbringen.

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MH: Und wie wird das zukünftig Frozen Crown beeinflussen? Werdet ihr mit dem nächsten Album noch ein Stück weit progressiver werden als auf CALL OF THE NORTH?

Frederico: Ich denke, CALL OF THE NORTH und der Titel-Track ‘Call Of The North’ zeigen relativ deutlich, in welche Richtung wir uns entwickeln. Wir haben noch immer sehr treibende Refrains und etwas eigenwillige Riffs. Viele unserer Fans bevorzugen längere Songs. Normalerweise nehmen wir höchstens einen davon in die Setlist auf. Aber in der neuen Besetzung werden wir diesen Umstand vermutlich ändern und uns in dieser Hinsicht weiter ausprobieren.

Alessia: Trotzdem werden Frozen Crown der etablierten Linie treu bleiben und weiterhin Songs schreiben, die sich live hervorragend mitsingen lassen. Es wird also weniger eine Überraschung sein als mehr eine natürliche Entwicklung. Die Band hatte bereits zuvor Melodic-Death-Metal- und Metalcore-Einflüsse. Aber jetzt, wo ich der Band bin, werde ich vermutlich noch mehr in diese Richtung beitragen, da ich auch ein Fan moderner Bands wie Trivium und Bullet For My Valentine bin .


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