Five Finger Death Punch: Wie Ivan Moody gezähmt wurde

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Ein bekanntes und beliebtes Zitat von Friedrich dem Großen lautet: „Je mehr ich von den Menschen sehe, umso lieber habe ich meinen Hund.“ Ob sich Ivan Moody zu Zeiten seines aktiven Alkoholismus‘ zu sehr damit beschäftigt hat?

Wir sprachen mit Five Finger Death Punch-Gitarrist Zoltán Báthory unter anderem über die Ausfälle ihres Frontmanns Moody. Lest hier einen Auszug aus dem aktuellen Interview der METAL HAMMER-Februarausgabe:

METAL HAMMER: Ich stelle mir vor, dass speziell das Leben unterwegs viele Reize bietet, denen man sich nur schwer entziehen kann, richtig?

Zoltán Báthory: Als tourende Band gehst du nicht auf eine Party – du bringst die Party, auf die alle gehen wollen. Alle Leute wollen einen mit dir trinken, etwas anstellen, in eine Bar gehen oder die Stadt niederbrennen. Und man denkt: Klingt nach einer guten Idee! Also macht man mit. Dann fährt man weiter – und in der nächsten Stadt beginnt das Spiel von vorne. Wenn man immer dabei ist, wird einen das irgendwann einholen. Entweder man wird süchtig danach, oder es geht einem der Saft aus, man hat keine Kraft mehr.

Bei uns war jeder dran, Ivan eben zuletzt. Er hat nie Drogen missbraucht oder Pillen geschluckt, er hat getrunken. Er mag seinen Wodka. Die Sache mit ihm ist: Er funktioniert. Er hat getrunken, seit ich mich erinnern kann. Wir hätten ihn möglicherweise in Bars mitnehmen und bei Wetten Geld mit ihm gewinnen können – schade, dass wir nicht daran gedacht haben. Jetzt ist er ja nüchtern. Aber er war ein funktionierender Alkoholiker, bei dem man nicht merkt, wann er getrunken hat – außer, er hat irgendetwas Seltsames gesagt, das keinen Sinn ergibt. Auf der Bühne behauptete er mal, dass seine Mutter gestorben ist.

Oder einmal fragte er mich, ob er seinen Hund mit auf Tour nehmen könne – dabei hat er gar keinen Hund! Erst dann haben wir realisiert, dass er betrunken ist, was uns ansonsten gar nicht aufgefallen wäre. Es war also schwer zu bemerken. Letzten Sommer fing es jedoch an, ihn einzuholen: Er hat es mit auf die Bühne gebracht…

Und spätestens da musstet ihr einschreiten…

Ja, wir haben eine Intervention abgehalten und ihm eröffnet: „Wir müssen dich nach Hause schicken, denn wir wollen nicht miterleben, wie du unter die Räder kommst. Bitte mach einen Entzug.“ Ivan hat das gemacht, ihm ging es gut für eine Weile, und wir haben dann mit den Shows in Europa angefangen. Leider hat er wieder zur Flasche gegriffen, sich erneut am Riemen gerissen, wieder einen Rückfall erlitten – wonach wir eine weitere Intervention hatten.

Er ist der Sänger von Five Finger Death Punch, wir haben nie darüber nachgedacht, ihn zu ersetzen. Zuerst muss Ivan am Leben bleiben, seine Gesundheit ist wichtiger als die Band. Zum zweiten müssen wir liebevolle Strenge zeigen, denn er liebt diese Gruppe, er liebt es zu singen, das ist seine Identität. Es war hart, ihm das zu verklickern: „Ivan, entweder du setzt dem ein Ende, oder wir müssen getrennte Wege gehen – du entscheidest. Du bist erwachsen, wir können dir nicht vorschreiben, was du zu tun hast. Alles, was wir tun können, ist, dir die Band wegzunehmen. Aber du wirst nicht unter unserer Aufsicht sterben.“

Also ließ er sich darauf ein: Ivan machte den Entzug, hat die ganze Sache vollendet und nun seinen Nüchternheitstrainer sowie seine Leute mit dabei. Er bekommt Hilfe von Profis, mit denen er in den Momenten, wenn er meint, etwas zu brauchen, reden kann. Vier oder fünf Monate ist das her, seitdem beobachten wir ihn 24 Stunden in der Woche.

Und wie läuft’s aktuell?

Die Konzerte seitdem waren die besten, die wir jemals gespielt haben – einfach, weil er komplett nüchtern ist. Die Shows werden immer besser und besser. Das ist jetzt ein anderes Level, wir feuern aus allen Zylindern. Ivan ist momentan glücklich, dass er diese Entscheidung getroffen hat. Er rennt grinsend herum, freut sich über Dinge… Zum Beispiel führt er sich bei dieser Europatournee, obwohl wir schon so viele absolviert haben, auf wie ein Tourist.

Denn bislang hatte er sich nie etwas angeschaut, sondern ist stets direkt in die nächste Bar gegangen. Wir waren oft in Frankreich, aber er hat sich nie den Eiffelturm angesehen. Es ist schön, ihn so zu erleben, wie er sich darauf freut, auf die Bühne zu gehen. Er fragte neulich auch, ob wir noch einen weiteren Song spielen könnten – ich dachte, er würde nie fragen! Was für eine verrückte Kehrtwende: Sonst ist Ivan nach einer Show immer direkt in den nächsten Pub abgehauen, und jetzt will er mehr spielen! Er redet auch fast gar nichts mehr, damit wir Zeit für zwei zusätzliche Stücke haben.

Das komplette Interview findet ihr in der METAL HAMMER-Februarausgabe:

Die METAL HAMMER Februar-Ausgabe 2018: Machine Head, Bruce Dickinson, Watain u.v.a.

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Christof Leim: Der Vielseitige - 40 Jahre METAL HAMMER

Das komplette Interview mit dem ehemaligen METAL HAMMER-Chefredakteur Christof Leim findet ihr in der METAL HAMMER-Dezemberausgabe 2024, erhältlich am Kiosk oder indem ihr das Heft bequem nach Hause bestellt. Noch einfacher und günstiger geht’s im Abo! METAL HAMMER: Christof, du warst zunächst METAL HAMMER-Leser, bevor du METAL HAMMER-Schreiber wurdest. Kannst du dich an deine erste METAL HAMMER-Ausgabe erinnern? Christof Leim: Meine erste Begegnung mit Krachmusik waren AC/DC, irgendwann Anfang 1988. So richtig zum Metal gekommen bin ich dann im darauffolgenden Sommer, als Iron Maiden und Kiss als Co-Headliner bei den „Monsters Of Rock“ unterwegs waren. Kiss fand ich super, ‘I Love…
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