Der moderne Fußball ist das Spiel der Tiefenlenker, der Schweinsteigers, Iniestas und Gündogans. Aus der Rasenmitte spielen sie den festen Flachpass. Ins Netz vollenden den Ball dann meist andere, eröffnet haben das Tor aber die Regisseure. Verlangsamen, kontrollieren, verzögern, beruhigen – heute ist der Ball- vor allem ein Kopfsport. Und der ist erfolgreich – ob seines Mittelfeldgeplänkels aber oft langweilig. Unter dieser Prämisse gilt es, das neue „Fifa” zu bewerten. Teil 14 will raus aus den Kinderschuhen und zur echten Simulation reifen.
Laufen lassen!
Dafür beheben die Entwickler einige Jugendsünden. Zum Beispiel das große Loch, das in Teil 13 zwischen Abwehr und Sturm klafft. Rastlos wie Thomas Müller spurten da zwei Teams über den Rasen, mit echtem Fußball hat das wenig gemein. Also drosseln die Entwickler zunächst das Spieltempo, danach ordnen sie die Mannschaftsteile.
Mehr Struktur schaffen soll vor allem das, was der deutschen Nationalmannschaft bisweilen fehlt: eine souveräne Abwehr. Also Defensivspezialisten, die eng am Gegenspieler stehen, Pässe erahnen, sogar Doppelpässe mitlaufen. Mit dem Kopf durch die Wand ist in „Fifa 14” müßig. Besser, Sie schieben sich den Ball etwas länger im Mittelfeld zu.
Im Gegensatz zu den Vorgängern taktieren Sie, suchen Lücken und variieren so das Spieltempo. „Fifa”-Anhänger könnte das erschrecken, sind sie es doch gemeinhin gewohnt, den Ball so schnell wie möglich in den Sturm zu bugsieren. Puristen dürfte die neue Bedächtigkeit im Mittelfeld schmecken – überlegt herausgespielte Tore gefallen Pep Guardiola schließlich aus gutem Grund.
Das Leder behaupten
Nur: Ein Übergewicht im Zentrum verlangt frische Spielerqualitäten. Im Mittelfeld ist Abschirmen gefragt. Drücken Sie in Ballbesitz auf die linke Schultertaste, halten Sie Gegenspieler auf Distanz. Eine kleine Drehung reicht, und Sie haben sich ohne großen Aufwand Raum verschafft. Diese neue Zweikampffunktion nennt Electronic Arts „Protect the Ball”. Damit kontrollieren Sie das Mittelfeld.
Weiter vorne im Angriff tummeln sich dann Franck Ribéry und Konsorten, die sich dank des geringeren Spieltempos agiler anfühlen. Im Vergleich zu schwerfälligen Abwehr-Schlachtrössern beschleunigen und bremsen die Sturmflitzer wesentlich schneller, schlagen zackig Haken und gehen selbstbewusst in den Zweikampf. Für Teil 14 vertiefen die Macher die Kluft zwischen Welt- und Kreisklasse noch ein ganzes Stück. Fehler unterlaufen den Topstars nur selten.
Ein klassischer Flatterball
Otto Rehhagel nannte diese Maßnahmen einst „kontrollierte Offensive”. Was dabei oft vergessen wird: Fußball lebt vor allem von seinen Überraschungen. Genau die fehlen bisweilen in den vorigen „Fifa”-Ablegern, weil das Spiel häufig zu statisch ist. Nun möchten die Entwickler den Zufall mit Flatterbällen ins Spiel rollen; die Flugkurve des Leders soll unberechenbar sein. Und das ist sie auch, nur leider im negativen Sinne. In den ersten Probekicks wirkte die Ballphysik kaum verändert – unglaubwürdige Flugbahnen waren immer noch an der Tagesordnung. Ob die Tester die Pille nun gefühlvoll oder knochentrocken auf die Reise schickten – sie spürten keinen großen Unterschied. Hier muss EA noch nachjustieren, um die markigen Versprechen einzulösen.
Prognose: Fifa 14
EA wagt den Schritt Richtung echte Simulation – das verdient Lob. Bislang stolperte „Fifa” über Wesentliches, etwa das hohe Spieltempo, zu große Lücken zwischen Abwehr und Sturm, die miese Ballphysik. Nun drücken die Macher auf die Tempobremse und rücken dadurch näher ans echte Vorbild heran. Wenn Electronic Arts es schafft, auch die übrigen Arcade-Relikte zu tilgen, springt zwar keine Rasen-Revolution heraus. Gewiss aber ein ausgewogeneres Spiel als im letzten Jahr.
Bildergalerie: Historie der Fußballspiele
Erscheinungstermin „Fifa 14”: 26. September 2013 für PC, PS3, Xbox 360. Termin für PS4, Xbox One und Wii U offen.
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Quelle: Computer Bild Spiele. Mehr bei computerbild.de
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