Feuerschwanz: „Das macht Gänsehaut.“

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Bei aller Feierei, Fantasterei und Realitätsflucht haben es Feuerschwanz nicht versäumt, auch emotional Gewichtiges anzugehen. Weniger anrührend als auf den vorherigen beiden Alben und manch früherer Ballade geht es in ‘Knochen­karussell’ düster zu. „Wenn ich mir den Text durchlese, bin ich selbst überrascht und erschrocken“, gibt Ben zu schlucken. „Das ist eine der depressivsten Strophen, die ich je geschrieben habe. Was da passiert, ist nur finster.“ Die Schwere der letzten Jahre brach sich also doch noch Bahn.

Aber: „Musikalisch ist der Song wiederum ziemlich humorig, mit einer schlagermäßigen Knochentrommel, während ein Iron Maiden-Rhythmus spielt und ein sinnlos gutgelaunter Stadionchor singt.“ Für Peter spannt die Nummer wiederum einen weiten Bogen: „Das hat auch etwas Mittelalterliches – wie das Schicksalsrad der ‘Carmina Burana’, nur in einer deprimierenden Variante mit lauter Knochenleuten darauf. Wiederum spielt der Rand zur Zerstörung, an dem wir stehen, mit hinein. Das macht Gänsehaut. Ich halte es immer für eine große Leistung, wenn etwas Tiefsinniges auch noch angenehm zu hören ist.“ ‘Valkyren’ geht in eine ähnliche Richtung: Die Ballade hatte Ben ursprünglich für Joachim Witt geschrieben – Feuerschwanz haben dann etwas sehr Eigenes daraus gemacht und Peter die Gelegenheit gegeben, seine tiefe Gothic-Stimme zum Glänzen zu bringen.

Bock auf Weltuntergang

Zur Ernstwerdung von Feuerschwanz passt auch, dass nach den heldenhaften ‘Rohirrim’ auf dem Vorgängeralbum nun im Stampfer ‘Uruk-Hai’ die böse Seite des Tolkien-Universums besungen wird. „Es geht um das lustvolle Hineinfühlen in das Böse und einen gewissen Bock auf Weltuntergang“, begeistert sich Ben. „Als Psychotherapeut kann ich nur beistimmen“, freut sich Peter. „Die in sich verborgenen Schatten zu entdecken, kann viel lohnender sein, als sich immer nur mit seiner Schokoladenseite zu beschäftigen, bis der Ork von selbst hervorbricht.“

Dieser Philosophie folgend verleugnen sich Feuerschwanz nicht, sondern belohnen (nicht nur) langjährige Fans mit einigen Untenrum-Stücken – nur sind diese auf FEGEFEUER (VÖ wurde verschoben vom 07.07. auf den 21.07.) ganz anders verpackt als etwa ‘Der geile Prinz’ (MET & MIEZEN, 2007). „Im Titel-Song geht es um Sex – oder eine Paarbeziehung, mit Bonnie-und-Clyde-Feeling: Wir gegen den Rest der Welt“, schlüsselt Ben auf, hat aber noch einen Dreh parat: „Es spielt in einer Art Fantasy-Welt, ähnlich der ‘Göttlichen Komödie’ von Dante Alighieri.

Back to Pimmelwitz?

Man geht zu zweit Hand in Hand durch die Kreise der Hölle, durch das Fegefeuer. Im Refrain ,Splitternackt im Flammenmeer‘ ist auch ein bisschen Sex dabei.“ Expliziter wird es in ‘Eis und Feuer’, inspiriert vom Verhältnis zwischen Jon Snow und Daenerys Targaryen aus ‘Game Of Thrones’: „Unser Schlagzeuger meinte, bei dem Song gehe es ,back to Pimmelwitz‘. Das stimmt so nicht, aber er ist schon eindeutig sexuell aufgeladen. Diesen Spaß haben wir uns gegönnt, quasi völlig unerwartet aus der dunklen Ecke damit zu kommen.“

Welchen beschwerlichen Weg die Band beschreiten musste, was die Musiker stets antrieb und wie wichtig das Feuertanz Festival für Feuerschwanz war, lest ihr in der METAL HAMMER-Juliausgabe 2023, erhältlich am Kiosk oder indem ihr das Heft bequem nach Hause bestellt. Noch einfacher und günstiger geht’s im Abo!

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