Da hätte Deutschland mit Eskimo Callboy mal einen richtig vielversprechenden Kandidaten für den Eurovision Song Contest (ESC) gehabt — und dann passiert was? Eine sogenannte „Fachjury“ kürt die sechs Teilnehmer des hiesigen Vorentscheids und entscheidet sich für folgende nichtssagende Pop-Acts: Eros Atomus, Felicia Lu, Maël & Jonas, Nico Suave & Team Liebe, Emily Roberts und Malik Harris. Quod erat demonstrandum, wie der Lateiner sagen würde. Oder anders ausgedrückt: Von denen brauchen wir eigentlich gar keinen nach Turin schicken, die Null-Punkte-Runden fahren wir auch so ein.
Faire Verlierer
Die Metalcore-Truppe aus Castrop-Rauxel nimmt es hingegen sportlich. „Indem wir einer großartigen Idee von unseren Fans gefolgt sind, haben wir uns letztes Jahr für den Vorentscheid des Eurovision Song Contest beworben“, beginnen Eskimo Callboy ihr Statement. „Und zwar mit einem überzeugenden Video, wir wir finden. Doch bedauerlicherweise war das nicht genug. Trotz dem Glitzern in unseren Augen sagen wir: Wir wären zu gerne nach Turin als Botschafter Deutschlands gefahren. Jetzt müssen wir einfach mit einem Touristenvisum rein. Gratulation an all die Künstler, die es in die letzte Runde geschafft haben. Wer auch immer es nach Turin schaffen wird: Viel Erfolg und pump it!“
Bezüglich des Auswahlverfahrens für den Vorentscheid heißt auf der Website der ARD: „Zum ersten Mal waren schon im Vorfeld die Radio-Popwellen der ARD integraler Bestandteil des Auswahlverfahrens. Mit dabei sind: Antenne Brandenburg, BAYERN 3, Bremen Vier, hr3, MDR Jump, NDR 2, SR 1, SWR3 und WDR 2. Die Jury besteht aus Musikexpertinnen und -experten dieser Hörfunkprogramme sowie aus Alexandra Wolfslast, Chefin der deutschen ESC-Delegation. Ihre Aufgabe war es, als ESC-Fachjury zunächst aus allen Bewerberinnen, Bewerbern und Bands diejenigen auszusuchen, die im Vorentscheid dabei sind. Insgesamt waren 944 Bewerbungen von Music-Acts mitsamt ihrer Songs eingegangen.“ Wenn also lediglich Mitarbeiter von Formatradios über die Teilnehmer des Vorentscheids urteilen, brauchen wir uns folglich nicht wundern, dass Eskimo Callboy nicht mit von der Partie sind.
Die Fans des Sextetts haben unterdessen flugs eine Petition gestartet, um Eskimo Callboy doch noch zum ESC nach Turin zu bringen.