Die Musikwelt hat ein Problem – und Disturbed haben die Lösung.
Das Problem ist wie immer das Internet, das von Disturbed-Gitarrist Dan Donegan aber nicht stur verteufelt wird. Vielmehr sei das Problem übergreifend, denn viele Bands bringen seiner Meinung nach nur noch einzelne starke Singles raus, weil ja eh nur noch zielgenau einzelne Songs runter geladen würden. „Aber wer soll denn auch Geld für ganze Alben ausgeben, wenn außer ein paar Singles nur Lückenfüller drauf sind?“
Gute Frage. Ergo: Es kauft niemand CDs.
Die Lösung ist natürlich ein von vorne bis hinten starkes Album ohne Lückenfüller. Und genau das haben – nach Meinung des Gitarristen – Disturbed mit INDESTRUCTIBLE erreicht.
„Wir wollten, dass David [Draiman, Sänger] sich auf seinen alten Gesangs-Stil von THE SICKNESS konzentriert und mussten ihm daher Songs liefern, die diesen rhythmischen Stil auch fordern,“ erklärt der Gitarrist, der das Gros der Songs geschrieben hat, die Herausforderung für INDESTRUCTIBLE – ein Album das er mit Sänger David Draiman und Drummer Mike Wengren auch selber produzierte.
Dass die Orientierung an THE SICKNESS aber bedeute, dass es ein stärkeres Album gewesen sei, als das letzte Album TEN THOUSAND FISTS, will er natürlich nicht so sehen. Die starken neuen Songs und ihre traditionelle Prägung kämen ganz woanders her.
Der Vergleich vom INDESTRUCTIBLE-Eindruck im Vorab-Test mit TEN THOUSAND FISTS zeigt eine deutliche Steigerung – im musikalischen Bereich, wo die klassische Metal-Gitarre mit feinen Soli regiert, aber auch im lyrischen Kontext. Hier hat sich David Draiman dieses Mal richtig ausgelebt.
„David hat so persönlich und auch so düster wie noch nie geschrieben,“ freut sich Dan. Da wäre zum Beispiel ein Song wie ‘Inside The Fire’. „Es geht darum, dass der Erzähler seine tote Freundin findet und der Teufel ihm sagt, er solle sich auch umbringen. Dann wäre er für immer mit ihr vereint. Wir wollen natürlich keinen Selbstmord gutheißen, aber es ist eine sehr intensive Geschichte.“
Doch das Spektrum ist größer, reicht von persönlichen Erfahrungen im Beziehungsbereich (z.B. ‘Deceiver’ oder ‘Facade’) bis zum politischen Titel-Song. Er ist den US-Truppen gewidmet, die sich durch ihn unverwundbar (indestructible) fühlen sollen.
Wenn Disturbed dann auch noch in Kuwait auf einem speziellen Gig für die GIs spielen, legt das bei unbedarften Beobachtern allerdings einen ziemlichen Patriotismus nahe. Doch dem ist nur bedingt so. Denn Disturbed sind keinesfalls für den Krieg im Irak, wollen aber ihre Landsleute unterstützen, die ihren Dienst und ihre Pflicht erfüllen. „Viele Soldaten kamen bisher zu unseren Shows und sagten uns, wie wichtig unsere Musik ist, um ihnen Stärke zu geben. Wir wollen ihnen diese Stärke auch weiterhin geben – unter anderem mit dem Song ‘Indestructible’.“
Doch dass dieser Song der Titel-Song ist, bedeutet nicht, dass das ganze Album an ihre Adresse geht – dazu ist das lyrische Spektrum zu groß. „David wollte mit seinen Texten generell in eine düsterere Richtung gehen und bat uns, Songs zu schreiben, die solche Texte fordern.“
Er hat sie bekommen, denn die Songs von INDESTRUCTIBLE sind zwar typisch Disturbed, aber eben auch deutlich mehr Metal, mehr Tradition. Kein Wunder, denn Dan hat seine alten Helden wie Metallica, Black Sabbath und Judas Priest wieder neu entdeckt, die alten Wurzeln aber wie immer mit neuen Ideen gemischt.