Die Apokalyptischen Reiter blasen ihre Herbst-Tour ab

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Die Apokalyptischen Reiter entlassen uns mit einer Hiobsbotschaft ins Wochenende, und diese hat wirklich niemand kommen sehen. Anstatt mit voller Kraft in die nächste Tournee vorauszureiten, scheint Gegenteiliges der Fall zu sein. Die Nerven liegen blank, die letzten Kraftreserven der Band sind aufgebraucht, und somit haben sie die Tour für beendet erklärt, bevor sie überhaupt ihren Anfang nahm. Diese schwere Entscheidung erfolgte allerdings nicht leichtfertig, wie aus ihrem offiziellen Statement hervorgeht.

Das finanzielle Risiko einfach zu hoch

Eine Tournee von vorne bis hinten aufzustellen und Monate im Voraus zu planen, erfordert Verlässlichkeit und Planungssicherheit auf allen Seiten. Diese Sicherheit sei in Anbetracht der aktuellen Geschehnisse, wie den steigenden Strom- und Gaspreisen, möglicherweise rückkehrenden Corona-Restriktionen und damit einhergehenden Club-Schließungen et cetera von niemandem mehr zu gewährleisten. So ist die Band auf das Verständnis ihrer Fan-Gemeinde angewiesen und entschuldigt sich voller Bedauern bei ihrer Community. Es folgt das ausführliche Statement.

„Reitermaniacs,

auch wir machen es kurz und schmerzlos: Die Reiter-Herbsttour ist hiermit offiziell abgesagt.(Bitte wendet euch an die VVK Stelle bzw. Ticketsystem wo ihr eure Tickets gekauft habt für die Rückabwicklung.) Ihr könnt euch sicherlich denken, wie schmerzvoll es ist, dies auszusprechen, gerade wo ein so hoffnungsvolles Jahr hinter uns liegt, mit herzlichen, überschwänglichen Reaktionen für unser neues Album „Wilde Kinder“ und einem unglaublich intensiven Open Air Auftritt auf dem Summerbreeze vor wenigen Tagen. Danke dafür!“

„Viele von euch haben den Sommer, so wie wir genossen. Partys, Konzerte, Festivals – Freunde treffen, Spaß haben, die Sau rauslassen. Aber die scheinbare Rückkehr zur Normalität ist eine Täuschung. Nichts ist normal, nichts ist wie früher und das schlimmste, nichts wird in absehbarer Zeit mehr so sein wie früher.“

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„Die gesamte Event-und Kunstszene steht vor den wohl schwersten Monaten. Wir leben in einer Welt aus Krieg und Angst. Jeder von euch schaut sicherlich mir Sorge in den Briefkasten in Erwartung der nächsten Strom-und Gasrechnung. Jeder reibt sich verwundert die Augen, wie teuer das Leben, die Einkäufe, Tanken, Alltägliches geworden ist. Inflation ist plötzlich nichts Abstraktes mehr – jeder von euch weiß nun, wie sich so etwas anfühlt.“

„In diesen unsicheren Zeiten eine Tournee zu planen, ist eine enorme Herausforderung. Langfristige Verträge müssen geschlossen werden. Busse gemietet, Crew-Mitglieder gefunden werden, Werbung geplant werden. Doch in einer Welt, wo sich mitunter binnen Tagen unvorhergesehene Wendungen ergeben, kann man nicht mehr planen.“

„Das ist die Nackte Realität des realen Wahnsinns“

Für viele Festival-Begeisterte war die Pandemie in den Sommermonaten so gut wie vergessen. Die Reiter sehen im Herbst hingegen die vollständige Club-Szene in Gefahr:

„Dabei erschien doch der Herbst 2022 als das rettende Ufer für viele Bands und Clubs, ja für eine ganze Szene, die sich seit über zwei Jahren in einer Art Schockstarre befindet. Machen wir uns nichts vor – die Reserven bei den meisten sind mittlerweile aufgebraucht. Und nun droht in Deutschland ab 1.10. zudem noch eine neue Verschärfung der Corona-Schutzmaßnahmen in Innenräumen. Rückenwind sieht anders aus. Und Lust auf einen Clubbesuch macht es schon gleich gar nicht. Viele trauen sich eh gar nicht mit Menschenmassen in Innenräume. Und die meisten sagen: Ich hab noch den ganzen Kühlschrank voller Tickets aus den letzten Jahren hängen, ich kaufe mir erst eins an der Abendkasse. Das sind keine Vorwürfe, das ist die nackte Realität des realen Wahnsinns im Jahr 2022.“

„Und jetzt wieder zu den Reitern. Was sollen wir angesichts dieser Situation machen? Auf Gedeih und Verderb an dieser Tour festhalten, wohl wissend, dass die Situation jederzeit kippen kann. Das Clubs wegen neuer Verordnungen nicht öffnen oder anderweitige Beschränkungen erlassen, die eine Absage einer Show nach sich ziehen würden? So leid es uns für euch und auch für uns tut, aber das Risiko (vor allem finanzieller Art) ist zu hoch, als dass wir die Zukunft der Band aufs Spiel setzen werden. Es ist nur ein schwacher Trost, dass es vielen Bands ebenfalls so geht, wir drücken allen Kolleginnen und Kollegen die Daumen, dass sie an ihren Touren festhalten können, leider sind wir nicht in der Lage dazu.“

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Eine niederschmetternde Erkenntnis: Es wird nie wieder wie früher

„Mit der Tourabsage reifte auch die Erkenntnis: So wie früher, wird es nie wieder. Das ist schmerzlich und jeder, der sich hier beim Lesen darüber noch Illusionen macht, sollte dieser Realität ins Auge blicken. Ja wir wissen, der Sommer war doch so schön und es fühlte sich alles wie früher an. War es das wirklich? Oder wolltest du nur, dass es sich so anfühlt?“

„Wenn es so weitergeht, werden viele Bands aufhören und Clubs schließen. Vielleicht auch dein Lieblingsclub und deine Lieblingsband. Dein Lieblingsrestaurant, dein Lieblingstheater. Dann kommst du 18 Uhr von der Arbeit und es wird nichts mehr übrig sein von der kulturellen Vielfalt, die seit Jahrzehnten zu einem vielfältigen Freizeitangebot in Deutschland gesorgt hat. Sicher, die Systemgastronomie wird überleben, ein paar teure Großveranstaltungen wird es auch noch geben und hier und da ein paar kleine Leuchtfeuer der Freiheit (die dafür vermutlich am Tropf des Staates hängen, da sie wirtschaftlich unrentabel geworden sind). Willst du diese Zukunft?“

Geben die Reiter etwa kampflos auf? – Nicht ganz.

Die Entscheidung, ihre Herbsttournee abzusagen, fiel den Musikern alles andere als leicht. Scheinbar arbeiteten sie in den vergangenen Wochen unter Hochdruck an einer Lösung – oder zumindest an einem Kompromiss. Herausgekommen ist dabei ein altes-neues Konzept: Ab sofort wollen sie ihre Auftritte als Einzel-Shows ankündigen.

„Nach der Ebbe kommt die Flut. Der Wunsch, für euch zu spielen ist ungebrochen. Ja, die Tourabsage ist ein Rückschlag und enttäuschend. Aber wir stecken den Kopf nicht in den Sand – sondern wir blicken nach vorn. Wenn die Voraussetzungen für langfristig planbare Tourneen nicht mehr gegeben sind, dann machen wir es eben anders. SPONTAN. Wir kündigen daher an, dass es im Herbst/Winter 2022/23 einige Reiter-Einzelshows geben wird. Das Ganze wird sicherlich ein wenig „back to the roots“ und „oldschool“ werden. Wir sind bereits mit einigen Clubs in Kontakt, aber werden die Shows dann nur mit kurzem zeitlichem Vorlauf (1-2 Monate) ankündigen. Der kurze Vorlauf macht es für uns einfacher, da wir auf aktuelle Entwicklungen bezüglich Corona-Einschränkungen reagieren können. Das ist klassische Guerilla-Taktik und erfordert von uns und euch vor allen Dingen Spontanität. Und Hand aufs Herz, sind wir nicht alle ein bisschen zu bequem und satt in all den Jahren scheinbarer Leichtigkeit geworden? Jetzt geht es ans Eingemachte. Alles oder nichts.“

Aus den insgesamt angekündigten 15 Shows haben Die Apokalyptischen Reiter kurzerhand eine gemacht. Die Schrei!nachten 22-Show soll am 28.12. in Jena stattfinden – wenn alles nach Plan verläuft.

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„Ein legendärer Club, an dem es schon so viele denkwürdige Reiter-Shows gab. Der Vorverkauf startet in Kürze. Ein gewisses Kontingent werden wir natürlich für die Abendkasse zurückhalten, so dass jene auch noch eine Chance haben, die sich erst ganz spontan entscheiden wollen oder können. Wer das F-Haus nicht kennt – es passen nur 800 Leute rein. Warum nur ein kleiner Club? Siehe oben – nichts ist planbar und für uns ist es wichtig, die Kosten im Vorfeld überschaubar zu halten. Die Show ist Chance und Experiment zugleich. Wir brauchen euch und ihr braucht uns (manchmal). Nicht verzagen – unterhaken. Lasst uns die kommenden Monate zu etwas ganz Besonderem machen, lasst uns feiern und schwitzen, als gäbe es kein Morgen. Es wird schlimmer als es ist….“
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