Die 500 besten Metal-Alben aller Zeiten: Platz 100-199

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Darkthrone A BLAZE IN THE NORTHERN SKY (1992)

Steht das Erstlingsalbum noch in der Tradition der schwedischen Death Metal-Schule, besinnen sich die Norweger auf dem Nachfolger ganz der schwarzmetallischen Lo-Fi-Kunst und eröffnen damit nicht nur einen Albumreigen unheiliger Dreifaltigkeit, sondern 28 Jahre später auch die Türen zur norwegischen Nationalbibliothek. In deren Dauerausstellung zur heimatlichen Kulturgeschichte hat das Pionierwerk des nordischen Black Metal nämlich fortan einen festen Platz inne.

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Black Sabbath VOL. 4 (1972)

Der von der Band favorisierte Albumtitel ‘Snowblind’ passt natürlich besser als die vom Label verlangte nummerische Lösung, denn für VOL. 4 konsumieren Sabbath Koks in Waschmittelpackungsgrößen. Was die Kreativität beflügelt: Zum etablierten Charakter-Sound gesellen sich orchestrale Ansätze, erweiterte Experimentierfreudigkeit sowie verfeinertes Songwriting, wie beispielsweise die fragile Pianoballade ‘Changes’ oder Iommis Instrumentals ‘FX’ und ‘Laguna Sunrise’ unter Beweis stellen.

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Mötley Crüe DR. FEELGOOD (1989)

Mit Bob Rock an den Reglern gelingt den Sunset Strip-Schwerenötern ein Album, das den Spätachtziger-Hard Rock-Geist in Songs und obersattem Sound perfekt einfängt. Der Titel-Track ist eine medizinische Sleaze-Verordnung, ‘Kickstart My Heart’ die programmatische Adrenalinspritze, ‘Same Ol’ Situation (S.O.S.)’ hymnischer Hollywood-Hedonismus, und die Ballade ‘Without You’ beindruckende Breitwandromantik. Kein Wunder, dass Metallica in der Folge auch auf den Rock-Trichter kommen.

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Savatage GUTTER BALLET (1989)

Das fünfte Album der Metal-Band aus Florida markiert nicht nur einen Paradigmenwechsel hin zu progressiveren und bombastischeren Ufern, sondern zollt auch ihren Classic Rock-Einflüssen Tribut. Kein Konzeptalbum, aber durchaus konzeptuell angehaucht, klingen auf der zweiten Zusammenarbeit mit Produzent und Cheftheatraliker Paul O’Neill Led Zeppelin, Alice Cooper, viel Queen, The Who (wahlweise auch W.A.S.P.) und – im charakteristischen Titel-Track – sogar Survivor durch.

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Scorpions LOVE AT FIRST STING (1984)

Nach gefeierten US-Festival-Auftritten mit dortigen Hard Rock-Größen wie Van Halen schicken sich die Hannoveraner mit ihrem neunten Studioalbum an, auch die amerikanischen Charts zu erobern. Dies gelingt ihnen auf dem Rücken der drei Mega-Singles ‘Rock You Like A Hurricane’, ‘Still Loving You’ und ‘Big City Nights’, die bis heute zum Band-Klassiker-Repertoire zählen. Auch der Rest geizt nicht mit gelungenen Songs, die zukunftsweisend zum ersten Mal rein digital aufgenommen werden.

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Immortal AT THE HEART OF WINTER (1999)

Album Nummer fünf der schwedischen Black Metal-Antwort auf Kiss ist das erste, auf dem Demonaz Doom Occulta aufgrund einer Sehnenentzündung nicht zur Gitarre greifen, sondern lediglich als Chef-Texter zu Werke gehen kann. Woraufhin Abbath neben Gesang, Bass und Keyboard auch die sechs Saiten übernimmt. Von Peter Tägtgren fachkundig (co-)produziert, enthält das satte norwegische Schwarzmetall diesmal sogar Spuren von Heavy- und Thrash Metal.

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Obituary CAUSE OF DEATH (1990)

Das zweite Album der Band aus der Death Metal-Brutstätte Tampa/Florida gehört zweifellos – und nicht nur aufgrund seines Ursachenforschung implizierenden Titels – zu den Klassikern des Genres. Erst- und einmalig gesellt sich auch Death-Interimsgitarrist James Murphy zur Band. Sujet-Produzentenikone Scott Burns sorgt einmal mehr für den richtigen Sound und lässt Fans frohlocken. Und das Celtic Frost-Cover von ‘Circle Of The Tyrants’ ist sogar Schöpfer Tom G. Warrior genehm.

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Candlemass NIGHTFALL (1987)

Nach dem definitiven Doom Metal-Debüt EPICUS DOOMICUS METALLICUS sahen sich die Schweden mit Label- und Personalwechseln konfrontiert. Mit Lead-Gitarrist Lars Johansson sowie Messiah Marcolin, der mit opernhaftem Gesang auftrumpft, destillieren Candlemass aus Black Sabbaths Ursuppe Epic Doom für eine neue Generation von Zeitlupen-Headbangern, die Iommis Riff-Kanon auswendig kennen und auf den kontemporären Thrash- oder gar Glam-Metal-Zeitgeist nicht so gut können.

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Gojira FROM MARS TO SIRIUS (2005)

Mit prophetischer Weitsicht auf die Welt und deren besorgniserregenden Zustand machen die französischen Tech Death-Progger schon vor fast zwanzig Jahren ein Konzeptalbum über Klimawandel sowie andere Umweltprobleme und verpacken dies in eine interplanetarische Erzählung. Die Musik dazu gestaltet sich nicht minder komplex, stehen doch extreme Ausbrüche und Vertracktes neben delikaten Melodien. Fürwahr ein vielschichtiges Meisterwerk des modernen Metal.

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Faith No More THE REAL THING (1989)

Es ist nicht nur (aber auch) Mike Pattons Einstand als Sänger, der das dritte Album der Kalifornier zu ihrem Durchbruch macht. Die gnadenlose Hit-Eröffnung mit ‘From Out Of Nowhere’, ‘Epic’ und ‘Falling To Pieces’ definiert die neue Crossover-Königsklasse und macht Sprechgesang wie Keyboard-Einsätze im Rock-Segment endgültig salonfähig. Dass sich auch experimentelle Avantgarde-Ansätze einschleichen, spricht für die künstlerische Flexibilität der Band – und ihren Anspruch.

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Metal Church METAL CHURCH (1984)

Im Spannungsfeld des damals trendigen Thrash- und Speed Metal angesiedelt, aber genauso auch einer klassischen metallischen Tradition verpflichtet, weiß das Debüt des Fünfers aus Frisco zu überzeugen. Riff-Gewalt und rasselnde Schnelligkeit gibt es zuhauf, und mit ‘Gods Of Wrath’ sogar einen gesanglich höchst melodischen Ausflug. Dass zum Ende gekonnt Deep Purples ‘Highway Star’ gecovert wird, zeugt von einer Band, die ihre Classic Rock-Kinderstube keineswegs zu verleugnen gedenkt.

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Paradise Lost DRACONIAN TIMES (1995)

Gilt ICON (1993) gemeinhin als Geburtsstunde des Gothic Metal, untermauert das Fünftwerk der Briten erfolgreich diese Genre-Pionierleistung. Atmosphärisch und stimmungsvoll sowie um mehr Samples, Keyboards und Chöre erweitert, zelebrieren Sänger Nick Holmes und Gitarrist Gregor Mackintosh die Schönheit einer Metallica-Kante in Kombination mit Trockeneis und viktorianischer Tristesse, die ganz ohne den Addams Family-Humor ihrer amerikanischen Kollegen Type O Negative auskommt.

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Bathory UNDER THE SIGN OF THE BLACK MARK (1987)

Gemeinhin als wichtige Proto-Platte für den norwegischen Black Metal der Frühneunziger angesehen, lassen die schwedischen Extreme-Metaller in einem Jahr, in dem in den USA Bon Jovi mit SLIPPERY WHEN WET den ultimativen Chart-Kassenschlager stellen, doch schon allerhand deutlicher die schwarze Schwarte krachen. Unheilvoller, unheimlich garstiger sowie beängstigender als Bathory grollte zur damaligen Zeit wohl kaum eine andere Band.

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Kiss DESTROYER (1976)

Nachdem ALIVE! den New Yorkern endlich den ersehnten Albumerfolg beschert hatte, lassen es Kiss mit Alice Cooper-Produzent Bob Ezrin auf ihrem Folgewerk krachen. Opulent und effektreich inszeniert, werden künftige Klassiker wie ‘Detroit Rock City’, ‘God Of Thunder’ oder ‘Shout It Out Loud’ spendiert und mausert sich die von Peter „Catman“ Criss gesungene Pianoballade ‘Beth’ zum Überraschungs-Hit. Ken Kellys Cover macht die Band endgültig zu Rock-Superhelden.

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Linkin Park METEORA (2003)

Mit einer der erfolgreichsten Debütveröffentlichungen im Rücken erweitern Linkin Park drei Jahre später ihr Rap-Rock-Fusion-Vokabular mit einem noch stärker ausformulierten Nu Metal-Stilwillen. Dabei liefern sich Bennington und Sprechgesangs-Sparringpartner Shinoda zu Stakkatogitarren emotional aufgeladene verbale Schlagabtäusche. Fünf Single-Auskopplungen, darunter Signature-Songs wie ‘Faint’ oder ‘Numb’, zeugen vom kommerziellen Potenzial dieser Multiplatinplatte.

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Dismember LIKE AN EVER FLOWING STREAM (1991)

Das Debüt der Band um Szenepersönlichkeit Fred Estby (der mit Stockholm-Sound-Ikone Tomas Skogsberg auch die Produktion verantwortet) ist ein frühes Zeichen für das, was unter dem Banner Schwedentod bald alles aus dem Land der Elche kommen wird. Knüppelhart und flott, aber auch melodisch und mit Lead-Gitarrenarbeit, die überwiegend von (damals noch) Entombed-Schlagzeuger Nicke Andersson stammt, schaffen Dismember einen frühen skandinavischen Genre-Klassiker.

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Bon Jovi SLIPPERY WHEN WET (1986)

Dem schlüpfrigen Titel zum Trotz und mit familienfreundlichem Artwork versehen, gelingt Bon Jovi mit ihrem Drittwerk der große Wurf. Während die Kollaboration mit Kiss-Komponist Desmond Child zwei Mörder-Hits (‘You Give Love A Bad Name’, ‘Livin’ On A Prayer’) abwirft und man auch ohne fremde Hilfe Gassenhauer wie ‘Wanted Dead Or Alive’ schreibt, sorgt Bruce Fairbairn für den perfekten Ton. Ein Überfliegeralbum, das Jon Bon Jovi zum Superman des Achtziger-Hard Rock macht.

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HIM RAZORBLADE ROMANCE (1999)

Auf den veritablen Achtungserfolg des Chris Isaak-Covers ‘Wicked Game’ vom Debüt aufbauend, setzt das zweite Album der selbsternannten finnischen Love-Metaller ihren Siegeszug noch viel erfolgreicher fort. Dabei wird ‘Join Me (In Death)’ zum ultimativen Soundtrack für romantische Friedhofsverabredungen, Ville Valo zum Sex-Symbol für Schwarzträger, und Gothic Rock (vor allem aus dem hohen Norden) im neuen Jahrtausend vorübergehend Trend-bestimmend. Unterm Lidstrich das essenzielle HIM-Album.

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Heaven Shall Burn ICONOCLAST (PART I: THE FINAL RESISTANCE) (2008)

Irgendwo im Grenzgebiet von Metalcore und melodischem Death Metal angesiedelt, aber auch mit etwas Black Metal veredelt, haut die Thüringer Truppe mit ihrem fünften Album einen konzeptuell angelegten Kracher raus, dessen Narrativ um den Mord an Gott und dessen Vergeltung kreist. Steht das Originalmaterial (etwa ‘Endzeit’) schon für sich, findet sich mit dem hittigen ‘Black Tears’ zudem sogar noch ein Edge Of Sanity-Cover auf der starken Scheibe.

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Skid Row SLAVE TO THE GRIND (1991)

Auf ihrem zweiten Album entfernt sich die Band aus New Jersey weiter von ihrem Posterboy-Poser-Image und überrascht auch Teile der Metallergemeinde mit drückenden Nummern wie ‘Monkey Business’ oder eben dem Titel-Track. Der debüterprobten Balladenkompetenz wird man mit klischeebefreiten, ruhigeren Titeln wie ’Quicksand Jesus’, ‘In A Darkened Room’ oder ‘Wasted Time’ ebenfalls gerecht, die sich dazu ernsten Themen wie Glaubensfragen oder auch Kindes- und Drogenmissbrauch widmen.

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Motörhead NO SLEEP ’TIL HAMMERSMITH (1981)

Speed-geschult in Vollfahrt und schön schmutzig auf Band gebannt, erlebt man Motörhead auf ihrem ersten Live-Album in ihrem Element – auf der Bühne. Entsprechend wird das erste und einzige UK-Nummer eins-Album von Lemmy und Konsorten auch zum großen Verkaufsschlager. Dass die titelstiftende berühmte Londoner Spielstätte Hammersmith (Odeon) – oftmals die letzte UK-Tour-Station der Band – auf dieser Rutsche gar nicht angesteuert wurde, macht das Ding keinen Deut schlechter.

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Bathory BATHORY (1984)

Standen Kirchenglocken plus Donnergrollen einst schon Black Sabbath als einläutende Unheilsbringer gut zu Gesicht, borgen sich die schwedischen Black Metal-Pioniere für ihren Debüt-Opener ähnliche Effekte. Im Folgenden finden Thrash, Punk, ein von Motörhead abgegucktes Hauruck’n’Roll-Selbstverständnis sowie eine gehörige Portion Venom-hafter Giftigkeit Einzug in jenen prägenden, rumpeligen und tiefschwarzen Lo-Fi-Sound, der zur wichtigen Black Metal-Blaupause werden würde.

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Type O Negative OCTOBER RUST (1996)

Das vierte Album der vor allem in ihrem Witz sehr bösen Jungs aus Brooklyn setzt noch stärker als der Durchbruch BLOODY KISSES auf die Paarung von getragenem Gothic Metal mit viel schwarzem Humor. Neben polyamourösen Oden wie ‘My Girlfriend’s Girlfriend’ brilliert die Band um Sängerhüne Peter Steele auch mit einem hervorragenden Cover von Neil Youngs ‘Cinnamon Girl’. Dass OCTOBER RUST Erik Cohens Type O Negative-Lieblingsalbum ist, ist nicht nur eine Randnotiz, sondern bezeichnend.

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Nine Inch Nails THE DOWNWARD SPIRAL (1994)

Aufgenommen in dem zum Studio umfunktionierten Haus, in dem die Manson-Familie die Tate-Morde begangen hatte und konzeptuell einer suizidalen Selbstzerstörungs-Story folgend, ist das zweite Nine Inch Nails-Album keine leichte Kost. Künstlerisch umso wertvoller bezieht Trent Reznor seine Inspirationen von Bowie und Pink Floyd und reichert seinen Industrial Rock mit Ambient und Metal an. Das Finale ‘Hurt’ wird in der Version von Johnny Cash 2002 zu dessen Schwanengesang.

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Limp Bizkit CHOCOLATE STARFISH AND THE HOT DOG FLAVORED WATER (2000)

Solch eine Hit-Dichte konnten Limp Bizkit nie wieder erreichen – ebenso wie Verkäufe von über neun Millionen Einheiten. Mögen Traditionalisten auch die Nase rümpfen über Raps, Rüpel und rote Mützen: Mit ‘My Way’, ‘Take A Look Around’, ‘Rollin’’ und ‘My ­Generation’ erschaffen Fred Durst, Wes Borland und Co. tatsächlich so etwas wie den Soundtrack einer G-g-generation. Ein konsequenteres Nu Metal-Album (mit Gästen von Method Man bis Scott Weiland) lässt sich kaum denken.

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Editorial METAL HAMMER 10/2024

Liebe Metalheads, am schlimmsten tun die Füße weh. Auch noch Tage nach den METAL HAMMER AWARDS ist zu spüren: Diese Halle war weitläufiger als die vor sechs Jahren. Zur Rückkehr unserer Preisverleihung wollten wir es aber auch groß krachen lassen – dem Anlass angemessen: 40 Jahre und 500 Ausgaben METAL HAMMER sowie das 100. Jubiläum unseres Präsentationspartners IFA. Entsprechend viel zu laufen gab es für das METAL HAMMER-Team über die Balkone, Foyers, Hallenböden, durch Backstage-Räume und das irrste Treppenhaus der Welt (treppauf, um nach unten zu gelangen, alles klar), damit alles flutscht. Und es flutschte! Danke an alle, die bei…
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