Die 500 besten Metal-Alben aller Zeiten: Platz 1-10

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7

Metallica RIDE THE LIGHTNING (1984)

Was Metallica mit KILL ’EM ALL (1983) als Thrash Metal definieren, reißen sie mit RIDE THE LIGHTNING wieder ein. Die Band fliegt für drei Wochen in Lars Ulrichs Heimat Kopenhagen, um dort bei Star-Produzent Flemming Rasmussen aufzunehmen, der aufgrund dieser Zusammenarbeit schon bald von Mercyful Fate, Morbid Angel oder Blind Guardian aufgesucht wird. Unterdessen zieht es Metallica zu Elektra Records, die mit Mötley Crüe und Dokken bereits angesehene Metal-Bands in ihrem Portfolio verzeichnen. Auch kompositorisch erklimmen sie die nächste Stufe. Statt wie verrückt aufs Gas zu drücken wie noch bei ihrem Erstling, lassen sie sich für RIDE THE LIGHTNING von der musikalischen Genialität ihres Bassisten Cliff Burton berieseln, der seinen spielerisch rüpelhaften Kollegen musiktheoretisches Wissen näherbringt. Die komplette A-Seite trägt seine Handschrift.

So verpasst er ‘Fight Fire With Fire’ das charakteristische Akustikgitarren-Intro, versieht den Titelsong ‘Ride The Lightning’ mit einem pathetischen Mittelteil, glänzt im auf Ernest Hemingways Roman ‘Wem die Stunde schlägt’ (1940) basierenden ‘For Whom The Bell Tolls’ durch sein findiges Bassspiel, und auf sein Drängen hin wagt die Band mit ‘Fade To Black’ sogar ihre erste Halbballade. Die B-Seite ist kaum minder brillant. Mit ‘Trapped Under Ice’ versenken sich Metallica in das Gefühl, unter einer Eisscholle den Tod zu finden, ‘Creeping Death’ basiert auf den zehn biblischen Plagen; die Ideen zu beiden Songs bringt Kirk Hammett von seiner ehemaligen Band Exodus mit. Das von vielen als Schwachpunkt von RIDE THE LIGHTNING angeführte, weil zu kommerzielle ‘Escape’ wird eilig im Studio geschrieben, weil es noch an einem Song fehlt.

‘The Call Of Ktulu’ führt die Platte zu einem gewaltigen Instrumentalabschluss. RIDE THE LIGHTNING sprengt sämtliche Genre-Grenzen des Thrash Metal, an denen sich die Konkurrenz noch penibel orientiert; Burtons Magie ist einmalig und legt die Basis für den gigantischen Stellenwert der Band. Das Konzept geht so gut auf, dass Metallica den formalen Aufbau der Platte für den alles überschattenden Nachfolger MASTER OF PUPPETS (1986) gleich noch einmal ausrollen und erneut auf ein Akustikintro, gefolgt vom ausladenden Titel-Song, eine epische Ballade und ein großspuriges Instrumental setzen. Hartgesottenen Fans mag das differenzierte Klangbild weniger zusagen, doch die symphonische Urgewalt, die Metallica mit RIDE THE LIGHTNING entfesseln, ist fortan ihr Markenzeichen. (Tom Lubowski)

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8

Metallica METALLICA (1991)

Auf der einen Seite von beinharten Thrash-Fanatikern als Anfang vom Ende des großen M eingestuft, dürfte das Black Album auf der anderen Seite für viele Fans so etwas wie einen Einstieg in die Band darstellen. ‘Enter Sandman’ und ‘Nothing Else Matters’ kennt schließlich gefühlt jeder – doch wenn es um die zugleich epischen wie zupackenden Kompositionen der vorherigen Werke geht, muss man sein Herz schon an den sonischen Stahl gehängt haben. Für ihren fünften Wurf verschreiben sich James Hetfield, Lars Ulrich, Kirk Hammett und Jason Newsted hingegen voll und ganz dem Riff an sich und erheben es zu nichts weniger als einer Kunstform.

In zum Teil nervenaufreibender Kollaboration mit dem damals für die Gruppe neuen Produzenten Bob Rock (der später noch bei LOAD, RELOAD, GARAGE INC. und ST. ANGER mitmischen soll) entwickeln sich die „Four Horsemen“ weiter und nehmen sich vor, (anstatt ihre enorme Musikalität wie auf dem Vorgänger …AND JUSTICE FOR ALL noch weiter auf die Spitze zu treiben) möglichst direkt zum Punkt zu kommen. Die ersten beiden Tracks ‘Enter Sandman’ und ‘Sad But True’ stellen dies mehr als eindrucksvoll unter Beweis – mehr Groove geht nicht (es kommt zudem nicht von ungefähr, dass ersteres Lied auf der imaginären Liste der Songs steht, die Kunden in Gitarrenläden nicht spielen dürfen). In die gleiche Kerbe schlagen Tracks wie das Oriental-Vibe verströmende ‘Wherever I May Roam’, das unnachgiebig nach vorne polternde ‘Holier Than Thou’, das clever konstruierte ‘Of Wolf And Man’ sowie das vielschichtige ‘Don’t Tread On Me’.

Letzteres startet nicht nur mit dem musikalischen ‘West Side Story’-Zitat des Stücks ‘America’, sondern spielt auch auf den amerikanischen Unabhängigkeitskrieg (1775-1783) an: Auf der damals benutzten Gadsen-Flagge stand zum einen der Wahlspruch „Don’t Tread On Me“ (zu Deutsch: „Tritt nicht auf mich“), zum anderen findet sich die darüber positionierte Klapperschlange auf dem Album-Cover wieder. (Die Flagge mag heutzutage auch in rechten US-Kreisen verwendet werden, laut Hetfield sei das Lied jedoch einfach ein typischer Bandsong, nach dem Motto „Leg dich nicht mit uns an!“) Ebenfalls nicht zu vernachlässigen sind die Power-Balladen ‘The Unforgiven’, ‘Nothing Else Matters’ und ‘My Friend Of Misery’, bei dem sogar der klein gehaltene Bassist Newsted einen Songwritingcredit verbuchen darf. Wer also die perfekte Workout-Scheibe von Metallica sucht, braucht lediglich das schwarze Album aufzulegen und dürfte vor Energie nur so sprühen. (Lothar Gerber)

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9

Judas Priest BRITISH STEEL (1980)

Die neue Metal-Dekade beginnt mit einem panzerbrechenden Riff: Mit ‘Rapid Fire’ beschießen K.K. Downing und Glenn Tipton gnadenlos die Nachwuchsmodelle der nun aufkommenden NWOBHM. BRITISH STEEL beweist, dass die Birminghamer Burschen nach fünf Alben keineswegs in den Siebzigern festkleben – nein, für sie geht es jetzt erst richtig los. Außerdem zeigen sie zusätzlich, wofür Heavy Metal überhaupt steht: Authentizität. Musik von der Arbeiterklasse für die Arbeiterklasse; daher auch der an den Stahlhersteller British Steel angelehnte Albumtitel. Der Arbeiterklasse liefern sie mit diesem Album zwei für immer in die Musikgeschichte eingravierte Lieder. Das größte der beiden ist selbstverständlich ‘Breaking The Law’.

Der Song mit dem vermutlich einprägsamsten Metal-Riff aller Zeiten, der die Ziellosigkeit der englischen Thatcher-Jugend haargenau auf den Punkt bringt und mit seiner simplen, aber irre eingängigen Melodie den Einstieg für Generationen von Gitarrenschülern liefert. Und für Konzertbesucher ist es vermutlich genau die Nummer, bei der sie die Stimme verlieren, um mit Rob Halford aus voller Seele die Zeile „You don’t know what it’s like!“ zu brüllen. Nicht minder legendär ist ‘Living After Midnight’. Ein Song, der textlich genau das Gegenteil von ‘Breaking The Law’ darstellt: Die Party-Stimmung, das Lebensgefühl, diese alles überstehende Positivität, mit der die Metal-Jugend die großartigste Musik der Welt abfeiert. Kein Wunder also, dass er direkt mit dem Chorus startet. In dieselbe Richtung geht das stadiontaugliche ‘United’. Der Song ist einer der ersten, der das Gemeinschaftsgefühl beschreibt, welches Fans noch heute an den Tag legen.

Eine Thematik, die ab den Achtzigern unentwegt ihren Weg ins Songwriting von Priest beeinflusster Bands findet – und auch von Priest immer wieder gerne aufgegriffen wird. Abseits von Mitsingnummern gibt es auf dem Album natürlich auch wieder Platz für Experimente: Während der Aufnahmen, die im Haus von The Beatles-Drummer Ringo Starr stattfinden, tobt sich die Band an dessen Besitztümern aus. Billardqueues, Milchflaschen, Töpfe – für die fertigen Sound-Effekte werden schwere Geschütze aufgefahren. Am berühmtesten sind wohl die Roboterschritte in dem Science-Fiction-Stück ‘Metal Gods’: Hier werden Ringos Besteckschubladen geschüttelt, als gäbe es kein Morgen. Und was kommt dabei heraus? Ein Album, das eigentlich dem Voyager-Satelliten beigefügt hätte werden sollen, um den Außerirdischen klarzumachen, was echter Heavy Metal ist: britischer Stahl der Marke Judas Priest. (Simon Ludwig)

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10

System Of A Down TOXICITY (2001)

Ein einzelner Schlag, auf eine Pause folgt ein blechernes Stampf-Riff, Flüstern, wieder Stille – so beginnt TOXICITY, so präsentierten System Of A Down der Welt ein Album, das inzwischen ein Genre-Klassiker ist. Welches Genre? Völlig egal. Was schon auf dem starken Band-betitelten Debüt drei Jahre zuvor ersichtlich war, arbeiten die Amerikaner nun noch stärker heraus. Der Nu Metal-Welle folgend, mischen System Of A Down Genres wie am Büffet, allerdings mit dem Feingefühl eines Sternekochs.

Groovende Klänge, progressive Kunstgriffe, Thrash-Lärm und Volksmusik führen sie zu einem brutal melodischen Potpourri zusammen, wie die Musikwelt noch keines gesehen hat. Ein Album mit dieser Fülle von Einflüssen müsste eigentlich zerfasert sein, unstrukturiert oder bestenfalls sperrig, doch System Of A Down schaffen es, durch die ständige Rückbesinnung auf treibende Rhythmen und betörende Melodien, vorgetragen von Serj Tankians unverwechselbarer Stimme, den eigensinnigen Mix im Mainstream zu platzieren. Mainstream, dieses im Metal so ketzerische Wort, dem sich anzunähern es üblicherweise zu vermeiden gilt, bekommt eine neue Bedeutung: TOXICITY mag schräg sein, doch bestechend komponiert, sodass System Of A Down jede Ecke erreichen und jeden einfangen, der noch so sehr versucht, sich den Liedern zu verschließen.

Und das, ohne ein gefälliger kleinster gemeinsamer Nenner zu sein. Das Quartett aus Los Angeles spielt mehr in seiner eigenen grenzenlosen Kiste, als es sich die meisten Bands je träumen lassen. Schon mit SYSTEM OF A DOWN (1998) brachen sie als unerwarteter Gewittersturm über die Musiklandschaft herab, doch zum Zweitwerk haben sie nur drei Jahre später ein Naturphänomen entfesselt, das man nur staunend betrachten kann. Kein einziger Song auf TOXICITY geht ins Leere, kein Placement auf dem Album möchte angezweifelt werden. Wie furchtlos Tempowechsel vonstattengehen, wie ungewöhnlich mit Gesang gespielt wird, wie prägnant politische Botschaften mit ad absurdum geführten Texten kontrastiert werden – und wie klar doch alles ist. Schon ab den ersten Tönen des Openers ‘Prison Song’ dringt jedes Lied direkt ins Langzeitgedächtnis. Über allem thront der größte Hit der Band, ‘Chop Suey!’ – noch Fragen? Unglaublich, dass TOXICITY erst ein Zweitwerk ist. Unfass­bar, dass das, was hier so ausgereift ist, noch lange nicht fertig bedeutete. Ein verhältnismäßig junger Eintrag in die Top 10, aber in seinem Einfluss und seiner zeitlosen Konstanz keineswegs überraschend. (Annika Eichstädt)

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