Die 500 besten Metal-Alben aller Zeiten: Platz 1-10

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4

Iron Maiden THE NUMBER OF THE BEAST (1982)

Satans großer Durchbruch! Seit März 1982 ist der Bibelunterricht nicht mehr derselbe; kein Metalhead kann die Offenbarung des Johannes lesen, ohne einen Ohrwurm davonzutragen oder direkt singend aufzuspringen: „Hell and fire was spawned to be released!“ Dabei gibt sich das Quintett – entgegen damaligen Anschuldigungen – keineswegs der Teufelsanbeterei hin, sondern lässt sich lediglich von Büchern, Filmen und Alpträumen inspirieren. Egal: Das Biest ist aus dem Sack.

Mit neuem Sänger, dem vormaligen Samson-Frontmann Bruce ­Dickinson, eröffnen sich Iron Maiden neue Welten und Höhen, die sie mit Paul Di’Anno trotz erster Erfolge nie hätten erreichen können. Die opern- bis sirenenhafte, hochvariable Stimme (und das größere Arbeitsethos) des 23-Jährigen passen nahtlos zu den komplexer werdenden Arrangements von Steve Harris. Der melodische Galopper ‘Run To The Hills’, das theatralische ‘Hallowed Be Thy Name’ und der angriffslustige Titel-Song geraten nicht nur zu stilistischen Eckpfeilern, sondern vor allem zu Metal-Hymnen für die Ewigkeit, die seit nunmehr 40 Jahren auf kaum einer Iron Maiden-Setlist fehlen dürfen.

Spätere Re-releases korrigieren den Fauxpas, ‘Total Eclipse’ zugunsten des näher an den Punk-Wurzeln der Band gebauten ‘Gangland’ von der Tracklist zu schmeißen. Melancholisch und dramatisch eifert ‘Children Of The Damned’ dem Black Sabbath-Stück ‘Children Of The Sea’ nach; lyrisch schlägt die Vorliebe der Jungfrauen für literarische und cineastische Quellen durch. ‘The Prisoner’ ist längst ebenso kultig wie die zugrundeliegende TV-Serie, aus der das Spoken Word-Intro stammt, und ‘22 Acacia Avenue’ (inspiriert durch einen Song von Adrian Smiths vorheriger Band Urchin) setzt die lose Reihe um Sexarbeiterin Charlotte fort. Vom energetischen Beginn mit ‘Invaders’ an reihen Iron Maiden, von Produzent Martin Birch perfekt in Szene gesetzt, Ausrufezeichen an Ausrufezeichen. THE NUMBER OF THE BEAST ist der genau richtige Impuls für den Metal zur genau richtigen Zeit, als die Altvorderen Black Sabbath ins Straucheln geraten und sich die jungen Thrasher in Übersee erst noch formieren.

Erstmals steht eine Metal-Band an der Spitze der britischen Charts – bis heute verkauft sich das Album weltweit zwanzig Millionen Mal. Als Meilenstein des Genres bündelt es überbordende Musikalität, zeitlose Qualitäten und stilprägende Songs, die bis heute nichts von ihrer Strahlkraft verloren haben. Die Band-Ästhetik und das kongeniale Coverartwork von Derek Riggs gehören so untrennbar zum Gesamtkunstwerk wie die Anekdote der Werkstattrechnung Martin Birchs über exakt 666 Britische Pfund. Ein teuflisch starkes Drittwerk. (Sebastian Kessler)

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5

Black Sabbath PARANOID (1970)

Als Black Sabbath lediglich vier Monate nach Erscheinen ihres gleichnamigen Debüts erneut mit Rodger Bain an den Reglern die Londoner Regent Sound Studios aufsuchen, sind die Birminghamer eine bestens eingespielte Band. Damit ist auch der improvisationsfreudige Charakter mancher Song-Passagen ihres Zweitwerks erklärt, denn ein Gros des neuen Materials ist das Produkt ausgiebiger Jamsessions. Dass der knapp achtminütige Opener ‘War Pigs’ eigentlich ‘Walpurgis’ hätte heißen sollen und der namensveränderte Antikriegstreiber-Song zunächst als Albumtitel intendiert war (was zumindest im Ansatz das absurde verschwommene Schwertkämpfer-Artwork erklärt), der Plattenfirma dann aber doch zu heiß war, spricht ebenso Bände über den Improvisationsgeist der Entstehungszeit.

So spielt man lieber auf Nummer sicher und macht den Namen der erfolgreichen Vorab-Single ‘Paranoid’ zum Albumtitel. Dessen spontan in der Mittagspause von Gitarrist Tony Iommi ersonnenes Riff beschert der Band aller evidenten Ähnlichkeit zu Led Zeppelins ‘Communication Breakdown’ zum Trotz eine Erkennungshymne und dem Rest der Welt eine erste Heavy Metal-Uptempo-Blaupause. Lässt das lässig-spacige ‘Planet Caravan’ mit seinem verfremdeten, durch den Leslie-Lautsprecher gejagten Ozzy-Gesang kurz verschnaufen, ballern Black Sabbath mit ‘Iron Man’ auch schon die nächste Heavy-Hymne für die Ewigkeit raus. Bassist Geezer Butlers clevere Geschichte über eine selbsterfüllende Prophezeiung, die Zeitreisen, Versteinerungsprozesse und die Apokalypse beinhaltet, ist dabei im perfekten Einklang mit dem dystopischen Sci-Fi-Zeitgeist der Siebziger.

Ein narrativer Faden, der auch vom Eröffnungsstück der Album-B-Seite, ‘Electric Funeral’, lose aufgenommen wird, behandelt das unheilvoll kriechende Stück doch ein nukleares Weltuntergangsszenario. ‘Hand Of Doom’ hingegen widmet sich dem realen Heroin-Horror von Vietnam und Junkie-Soldaten, bevor Drummer Bill Ward im Instrumental ‘Rat Salad’ eindrucksvoll sein Fill-Vermögen demonstrieren darf. ‘Fairies Wear Boots’, halb Skinhead-Story, halb LSD-Trip, läutet in der Folge das Finale eines Albums ein, das noch viel stärker und kohärenter als das Debüt der vertonten Horrorfilm-Vibe-Vision der Band gerecht wird und dabei mit seinen Riff-Motiven, der bedrohlichen Langsamkeit und den trübsinnigen Themen etliche jener später essenziellen Metal-Merkmale entwirft, hinter die andere Bands in den folgenden Jahrzehnten ihre Häkchen setzen sollten. (Frank Thiessies)

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6

Judas Priest PAINKILLER (1990)

Im schwarz-bunten Metal-Kosmos gibt es ein paar Gruppen, die über allen anderen thronen, und ein paar Songs, auf die sich so gut wie alle Metalheads einigen könnten. ‘Painkiller’ von Judas Priest gehört zweifellos dazu: Wenn dieses Lied irgendwo auf dieser Welt aus den Boxen schallt oder vom DJ angespielt wird, drängt alles kollektiv zur Tanzfläche und brüllt fäusteballend jedes Wort inbrünstig mit. Der Titel-Track des zwölften Studiowerks der englischen Genre-Urväter ist nicht nur musikalisch eine absolute Offenbarung, sondern auch textlich – besingt er doch einen (auf Mark Wilkinsons Coverartwork herrlich in Szene gesetzten) übermächtigen Hybriden aus Heilsbringer und Motorrad, der zur Rettung der verdammten Menschheit vom Himmel hinabfährt.

Selten wurde die alte Geschichte Gut gegen Böse epischer, metallischer und überzeugender erzählt! Auch die anderen auf dieser Platte verhandelten Themen – Motorräder, Rebellion, nächtlicher Horror, diabolische Verführung – sind als Genre-typisch anzusehen. Judas Priest haben zum damaligen Zeitpunkt bereits zwei Dekaden lang Musikgeschichte geschrieben und stehen am Scheideweg. Der neue Schlagzeuger Scott Travis treibt die Formation zu mehr Härte an, sodass einige Stimmen nicht von Heavy, sondern gar Speed Metal sprechen – exemplarisch dafür stehen weitere Dampframmen wie ‘All Guns Blazing’, ‘Leather Rebel’ oder ‘Metal Meltdown’ (wohl keine Vorhersage der drohenden Grunge-Kernschmelze).

Die richtige Balance garantieren atmosphärische, erhabene Musikalität atmende Midtemponummern wie ‘Hell Patrol’, ‘Between The Hammer & The Anvil’ und die zweite Single ‘A Touch Of Evil’ (mit Don Airey am Synthesizer), während das vom Instrumental ‘Battle Hymn’ eingeleitete ‘One Shot At Glory’ das zackige Finale markiert. All killer, no filler – die im Gros von Glenn Tipton, Rob Halford und K.K. Downing komponierten und von der Band zusammen mit Chris Tsangarides produzierten 46 Minuten schlagen in der Szene ein wie eine Bombe, heimsen diverse Chart-Erfolge ein (in Deutschland Position 7, in den USA vier Monate nach Erscheinen Gold-Status) und führen zu einer Grammy-Nominierung.

Dennoch zementiert das Werk das (vorläufige) Ende einer Ära: Trotz des erneuten Höhenflugs verlässt Halford nach der Tournee die Band, um sein Projekt Fight voranzutreiben. Judas Priest pausieren, bevor die mäßig beliebten Ripper-Jahre anbrechen. 2005 folgt die Reunion und inspiriert die Engländer zu neuen, bis heute anhaltenden Großtaten. Die Perfektion und Magie von PAINKILLER bleibt jedoch auf ewig ungebrochen. (Katrin Riedl)

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Die Metal-Videos der Woche vom 26.07.

Hier geht's zur Übersicht dieser Woche: Ad Infinitum ‘My Halo’ Dragony ‘Beyond The Rainbow Bridge’ Earth Ship ‘Bereft’ Eisregen ‘Am Abgrund’ Eradicator ‘Kill Cloud’ Frost Koffin ‘Mass Manipulator’ Grand Magus ‘Skybound’ Hämatom ‘Scheisse kommt - Scheisse geht’ Luna Sol ‘Evil (Is On The Rise)’ Monochromatic Black ‘Turn The Tides’ Powerwolf ‘We Don’t Wanna Be No Saints’ --- Bestens informiert über dieses und alle weiteren wichtigen Themen im Metal bleibt ihr außerdem mit unserem Newsletter. Einmal pro Woche flattert euch übersichtlich sortiert ein Update ins Postfach. Einfach anmelden, damit euch auch sicher nichts entgeht.
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