Die 500 besten Metal-Alben aller Zeiten: Platz 1-10

von
teilen
twittern
mailen
teilen

Grob überschlagen: 500 Ausgaben METAL HAMMER in 40 Jahren – das umfasst selbst bei vorsichtiger Schätzung mehrere Zehntausend Alben. Wenn man dann noch zugesteht, dass schon vor unserer Kioskpremiere 1984 die ersten harten Riffs angeschlagen wurden, dürfen noch ein paar Hundert relevante Ur-Werke dazukommen. Höchste Zeit also, das mal zu sortieren. Hier geht’s zu den Rängen 11-49.

1

Metallica MASTER OF PUPPETS (1986)

Countdown, Trommelwirbel, Gänsepelle … Vorhang auf für das beste Album der Metal-Geschichte! Äh, Moment mal – ist MASTER OF PUPPETS überhaupt das beste Album der Metallica-Geschichte …? Darüber streiten sich spätestens seit 1988 und …AND JUSTICE FOR ALL die Rock-Gelehrten. Es gibt zudem zahlreiche Fans, die RIDE THE LIGHTNING (1984) aufgrund der noch juve­nileren Herangehensweise im direkten Vergleich höher bewerten. In der Struktur ähnelt MASTER OF PUPPETS seinem direkten Vorgänger, führt die einzelnen Teile aber viel detaillierter aus. Die 54 Minuten und 41 Sekunden wirken komplett durchdacht und durchkomponiert. Jede Facette hat ihren festen Sitz und Sinn.

Angefangen beim ikonischen Coverartwork über die anspruchsvollen Texte, welche die Mechanismen des Krieges, Kontrollängste, Drogenabhängigkeiten, Geisteskrankheiten oder religiöse Irrwege thematisieren bis hin zur Musik, die den Hörer in ein wohltemperiertes Schleudertrauma versetzt, aber trotz aller Härte salbungsvoll wirkt. Komplexe Strukturen, musikalischer Tiefgang, dennoch gewaltige Mitsingquote – und Gitarrensoli für die Ewigkeit. Die Kompositionslehren, die Hetfield und Ulrich seitens Cliff Burton seit Gründung der Band eingetrichtert wurden, kommen hier zur formvollendeten Blüte. Allein das Instrumental ‘Orion’ ist hinsichtlich seiner klassischen Einflüsse und kunstvollen Umsetzung ein gleißender Stern – nicht nur am Metal-, sondern musikhistorischen Firmament. Die Länge der acht Lieder liegt im Schnitt bei über sechseinhalb Minuten. Leichte Kost sucht man woanders, nachhaltiges Headbanger-Futter exakt hier.

Im Prinzip ist MASTER OF PUPPETS ein Thrash Metal-Album mit massivem Prog-Einschlag (nicht umsonst haben Dream Theater das Werk einst auf der Bühne in Gänze dargeboten). Die Klammer bildet jedoch ein Duo infernale: ‘Battery’ leitet das Opus akustisch ein, nur um dann in ein Thrash-Massaker überzuleiten. Das Pendant am anderen Ende heißt ‘Damage Inc.’ – und macht seinem Namen alle Ehre. Eine Riff-gewaltige Abrissbirne mit mehreren Tonnen Gewicht und massiver Durchschlagskraft. Zwischen diesen beiden Geschossen zeigen Metallica ihr komplettes Register: Schleppend-groovende Ungetüme (‘Leper Messiah’, ‘The Thing That Should Not Be’) bauen sich vor dem Hörer ebenso auf wie klassischer Thrash-Galopp (‘Disposable Heroes’ – das Metallica-Riff, das Kerry King laut eigener Aussage gern selbst geschrieben hätte) und die mitreißende Halbballade ‘Welcome Home (Sanitarium)’.

Im Mittelpunkt des Werks steht aber der Titel-Song – eine knapp neunminütige Ode an die Metal-Freude. Die Wendungen, Stimmungswechsel und fein gesetzten Melodielinien verströmen fast schon eine majestätische Aura. So fein die musikalischen Züge auch wirken – gesanglich wird der Kontrapunkt gesetzt. Hetfield giftet seine Worte unablässig und unnachgiebig ins Mikro. Kaum ein Höhepunkt, der nicht nach dem ersten Durchlauf fest im Ohr sitzt und mit geballter Faust nachgebrüllt werden kann. MASTER OF PUPPETS ist das letzte „Szenealbum“ von ­Metallica, selbst wenn damals bereits aus dem Underground massives Grummeln zu vernehmen ist. Der Klang aus den Händen von Produzent Flemming Rasmussen passt sich dem Material an, bietet weitaus mehr Raum und Transparenz als noch RIDE THE LIGHTNING, wirkt angenehm „warm“ und ist ein weiterer Schritt in Richtung Kommerzialisierung.

Dies lässt sich an den Chart-Platzierungen zum damaligen Zeitpunkt nur milde ablesen: Platz 31 in Deutschland, nur zwei Positionen besser in den USA. MASTER OF PUPPETS hat aber einen langen Atem, gewinnt im Lauf der Jahre und Jahrzehnte immer mehr Fans und genießt wachsende Hochachtung, auch unter Kollegen – wie es sich für einen Klassiker gehört. MASTER OF PUPPETS ist das letzte Album in der „klassischen“ Besetzung dieser Band. Für Metallica war MASTER OF PUPPETS während der Aufnahmen in den Sweet Silence-Studios in Kopenhagen 1985 „nur ein weiteres Studioalbum“ – für METAL HAMMER ist es jedoch ab sofort offiziell das beste Opus der Metal-Geschichte! (Matthias Weckmann)

Youtube Placeholder
An dieser Stelle findest du Inhalte aus Youtube
Um mit Inhalten aus Sozialen Netzwerken zu interagieren oder diese darzustellen, brauchen wir deine Zustimmung.

2

Slayer REIGN IN BLOOD (1986)

REIGN IN BLOOD ist ein Thrash-Manifest, eine Offenbarung für jeden Metal-Fan und das vielleicht beste Thrash Metal-Album aller Zeiten. Punkt. Unter uns: Bei REIGN IN BLOOD stimmt einfach jedes Detail. Dabei hätte auch alles ganz anders kommen können: Über Umwege erfährt Def Jam-Labelchef Rick Rubin, der bislang mit Hip-Hop-Künstlern wie LL Cool J oder Run-D.M.C. arbeitet, von der Band namens Slayer, luchst diese dem Metal Blade-Gründer Brian Slagel ab und signt sie auf sein Majorlabel. Der garantierte Tod für fast jede extreme Band, aber nicht im Fall von Slayer. Rubins Blick auf die Band und sein Enthusiasmus für das Metal-Genre sind wichtige Gründe dafür, dass REIGN IN BLOOD frischer, sauberer und schärfer als die beiden Vorgänger SHOW NO MERCY (1983) und HELL AWAITS (1985) klingt.

Schnelle Parts sind glasklar, und jede Note sitzt. Über Nacht stoßen Tom Araya (Bass, Gesang), Jeff Hanneman (Gitarre), Kerry King (Gitarre) und Dave Lombardo (Schlagzeug), ganz nebenbei die beste Slayer-Besetzung aller Zeiten, mit diesem Album in den Metal-Mainstream hervor. Die Kontroverse um den Album-Opener ‘Angel Of Death’, der textlich die Gräueltaten des NS-Arzts Josef Mengele verarbeitet, befeuert weltweit Slayers extremen Ruf. Resultat: Mit REIGN IN BLOOD ist ein neuer Szenestandard geschaffen, und dieser ist nicht einmal 29 Minuten lang. Die Songs berauschen die Fans, ‘Angel Of Death’ eröffnet mit einem markerschütternden Schrei Arayas und endet in einem Doublebass-Gewitter von Lombardo. Gänsehaut pur.

Das Blut kocht im Kopf, die Gedanken sind verwirrt, der Nacken klebt vor Schweiß. Und Slayer legen nach. ‘Piece By Piece’, ‘Necrophobic’, ‘Altar Of Sacrifice’ – so sehr die Songs voranrasen, so schnell kann man die Großartigkeit gar nicht begreifen. ‘Jesus Saves’ bezieht Stellung gegen Religion und Kirche, ‘Criminally Insane’ und ‘Reborn’ walzen vorbei, ‘Epidemic’ entpuppt sich als heimlicher Speed-Hit der Platte. Furios biegt das Album auf die Zielgerade ein, ‘Postmortem’ mündet in dem Nackenbrecher ‘Raining Blood’, der das Album dystopisch zu Ende gehen lässt. Stille. Der Puls reguliert sich wieder, die klaren Gedanken kehren zurück.

Volle Punktzahl von vorne bis hinten, bei REIGN IN BLOOD gibt es kein Qualitätsgefälle, Haupt-Songwriter Jeff Hanneman liefert den Fans einen Meilenstein. Das dritte Slayer-Album hebt die hohe Kunst der extremen Musik weltweit auf ein neues Niveau und ist gleichzeitig der Startschuss zu einer unvergleichlichen Karriere. REIGN IN BLOOD ist roh, extrem, authentisch – pure Thrash-Magie. Dieses Album regiert – gestern, heute und in alle Ewigkeit. (Thorsten Zahn)

Youtube Placeholder
An dieser Stelle findest du Inhalte aus Youtube
Um mit Inhalten aus Sozialen Netzwerken zu interagieren oder diese darzustellen, brauchen wir deine Zustimmung.

3

Dio HOLY DIVER (1983)

Ronald James Padavona, den alle Welt unter dem Namen Ronnie James Dio kennt, zählt zu den größten und meistverehrten Metal-Helden. Der im Jahr 1942 geborene und 2010 an Magenkrebs gestorbene US-Amerikaner wird bis heute für seine Ausnahmestimme, aber auch seine fantasiereichen Song-Texte bewundert und gilt darüber hinaus als derjenige, der durch die permanente Verwendung auf Konzerten das Genre-typische „Devil horns“-/„Mano cornuta“-Handzeichen in der Szene populär machte.

Als der Sänger 1982 eine Solo-Band unter eigenem Namen ins Leben ruft, hat er bereits mit Formationen wie Elf, vor allem aber Rainbow und Black Sabbath, jede Menge Rock- und Metal-Geschichte geschrieben (von Letzteren scheidet er während der Produktion des Live-Zeugnisses LIVE EVIL aufgrund eines Zerwürfnisses mit Tony Iommi und Geezer Butler). Obgleich es Dio unter diesem Namen im Lauf der folgenden Jahrzehnte mit unterschiedlichen Mitstreitern auf ganze zehn Studioalben bringt, von denen nicht wenige als zeitlose Klassiker gelten, genießt das 1983 auf den Markt gebrachte Debüt der Gruppe eine Ausnahme­stellung: Das zusammen mit Schlagzeuger (und einstigem Black Sabbath-Kollegen) Vinny Appice, Gitarrist Vivian Campbell sowie Bassist, Keyboarder und vormaligem Rainbow-Mitstreiter Jimmy Bain eingespielte und vom Meister selbst produzierte HOLY DIVER weist mit knapp 42 Minuten nicht nur die perfekte Länge auf, sondern beinhaltet zudem ausschließlich großartige Songs im traditionell, doch zeitlos klingenden, melodisch-episch dargebotenen und partiell mit Chören veredelten Heavy Metal-Stil.

Zu den Höhepunkten der Gut gegen Böse abwägenden Erzählung zählen das einleitende Selbstermächtigungsstück ‘Stand Up And Shout’ (nach dem posthum der Dio Cancer Fund benannt wurde), der beliebte, wenngleich ewig kryptisch anmutende Titel-Track, das schmeichelnde ‘Don’t Talk To Strangers’, die philosophischen Nummern ‘Straight Through The Heart’ und ‘Invisible’ sowie die triumphale, als zweite Single veröffentlichte Hymne ‘Rainbow In The Dark’. Schon zur damaligen Zeit erkennen Fans wie Presse den Ausnahme­charakter des (vom weltbekannten Artwork aus der Feder des Illustrators Randy Berrett gezierten) Werks, das in einigen Ländern in die Charts vordringt und im Jahr nach seinem Erscheinen in den USA Goldstatus erreicht (1989 folgt Platin). Bis heute haben die darauf stehenden Songs nichts von ihrer Zeitlosigkeit und Strahlkraft eingebüßt – Metal-Partys ohne ‘Holy Diver’ verdienen diesen Namen nicht. Ein echtes Album für die Ewigkeit. (Katrin Riedl)


teilen
twittern
mailen
teilen
Album des Monats 08/2024: Dark Tranquillity ENDTIME SIGNALS

Wir präsentieren: Der Soundcheck-Sieger der METAL HAMMER-Augustausgabe: ENDTIME SIGNALS von Dark Tranquillity! Das Album des Monats August 2024 stellen Dark Tranquillity. Sie setzten sich mit einem Schnitt von 4,92 durch und können es sich nun auf dem Soundcheck-Thron des METAL HAMMER gemütlich machen. >> Lest hier das komplette Review zu ENDTIME SIGNALS von Dark Tranquillity << *** Du willst METAL HAMMER lesen, aber kein Abo abschließen? Kein Problem! Die aktuelle Ausgabe portofrei nach Hause bestellen: www.musik-magazine.de/metal-hammer-kat/shop/einzelhefte *** Hört in unserer YouTube-Playlist die Top 10 des METAL HAMMER-Soundchecks der Augustausgabe 2024! *** Bestell dir jetzt und nur für kurze Zeit 3…
Weiterlesen
Zur Startseite