Der W: Die Hörprobe von V

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Die Hörprobe: V

VÖ: April/Mai

Das Lied vom Blut

„Der Frankfurter Berg ist nicht der Ort für Gefühle.“ Textlich könnte der biografische Opener von V problemlos eine Onkelz-Nummer darstellen, musikalisch orientiert sich ‘Das Lied vom Blut’ rhythmisch eher an modernem, hart riffendem Rock.

Der Berg bewegt sich nicht

„Vor dem Glück kommt der Schweiß, in den Stürmen die Gelassenheit.“ Interessanter Ansatz, speziell gesanglich, weil Weidner mit einer eher schnoddrigen Herangehensweise an die Neue Deutsche Welle erinnert, während die Musik punkig inspiriert ist.

Kosmogenesis

„Du bist das Licht, du bist der Regenbogen.“ Stoner Rock galore. Wer auf die frühen Kyuss oder Queens Of The Stone Age steht, wird hier musikalisch einige Parallelen erkennen. Im instrumentalen Mittelteil denkt man gerne an das schwarze und weiße Album (beide 1993) der Böhsen Onkelz zurück.

Zackig, satt, süffig

Lass mich für dich da sein

„Keiner geht für immer, nur manche gehen voran.“ Schnoddrig vorgetragener Rock-Song, bei dem ich (man möge es mir verzeihen) öfter mal an Westernhagen denken musste. Rockt kernig und unverblümt.

Alles wieder anders

„Ich hab’ um dich geweint, dich gehasst, dich umgebracht.“ Fans des kalifornischen Punk Rock dürfen jubilieren. ‘Alles wieder anders’ steht in der Tradition von Bad Religion: Zackiges Tempo, satter Druck, nachvollziehbare Struktur, süffiger Chorus.

Haus aus Spiegeln

„Ich brauche deine Liebe nicht, wir liegen da wie begraben.“ Fast schade, dass es diese psychedelisch-melancholische Nummer nicht auf ein Onkelz-Album geschafft hat. Der abgehangene Sechsminüter ist vor allem dynamisch ein willkommener Kontrapunkt von V.

Meditation mit Kippe und Bier

„Selbstbesinnung mit Getränken, selbst mein Schwanz fängt an zu denken.“ Nach dem vorhergehenden, nachdenklichen Moment gibt es jetzt wieder aufs Maul, wobei sich Weidner selbstkritisch mit seinem Gefühlchaos auseinandersetzt.

Lass die Wut los

„Du bist der Klotz an meinem Bein, das dünne Seil, an dem ich häng’.“ Der Refused-Moment auf V – jedenfalls bis zum Höhepunkt, der leider die vorher aufgebaute Dynamik nicht zu transportieren weiß.

Nachtvögel

Was dich nicht glücklich macht

„Was dich glücklich macht, kann weg.“ Vielleicht der größte Hit der Scheibe. Jedenfalls, wenn man auf druckvollen Punk Rock mit einprägsamen Gesangslinien und geiler Melodieführung steht.

Briefe an mich selbst

„Durch die Schwärze kriechen die Worte heran. Worüber ich nicht sprechen kann, darüber muss ich schreiben.“ Das nächs­te Lied zum Innehalten. Weidner sucht hier einen sehr gehaltenen vokalen Ansatz. Stimmungsvolle Ballade.

Guten Morgen Mitternacht

„Jede Nacht geh’ ich auf Reisen mit dem Biest in mir.“ Wieder mal sprießt der Stoner Rock-Einfluss im Punk-Fundament. Ein Prost auf alle Nachtvögel.

Das letzte Boot über den Acheron

„Wir jagen die Wogen, und wir tauchen nach Tränen.“ Passend zum Titel der metallischste Song von V. Black Sabbath trifft Psychedelic Rock. Definitiv ein Höhepunkt der Scheibe und entsprechend gelungener Abschluss.

Fazit: Abwechslungsreich, aber dennoch im klassischen Rock- und Punk-Genre verankert. Der W erfindet sich auf V (wie selbst erklärt und gewünscht) nicht neu, sondern betoniert seine Stärken. Und das auf hohem Niveau.

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