[Update vom 15.09.]
Nach all den Tagen voller Informationen aus dem Anklage-Lager gibt es nun endlich auch ein Statement von Seiten der Band, als Reaktion auf all die Hassbotschaften in den Sozialen Medien und um ein paar Fakten klarzustellen. Decapitated sitzen nach wie vor in einem Gefängnis in Los Angeles und warten auf ihre Überführung nach Spokane.
„Wir sind zwar keine perfekten Menschen, aber auch weder Kidnapper, Vergewaltiger noch Kriminelle. Wir streiten vehement all die Beschuldigungen ab, die gegen uns gerichtet werden. Wir bitten euch alle darum, nicht vorschnell über uns zu urteilen sondern abzuwarten, was die Verhandlung letztendlich als Wahrheit ans Licht bringen wird. Wir können Zeugen und Beweise vorlegen und sind zuversichtlich, dass sich alles zu unseren Gunsten wenden wird. Da noch unklar ist, in welchem Zeitrahmen alles ablaufen wird, haben wir sowohl aus Respekt vor den Fans und Promotern als auch angesichts der Höhe der Gerichts- und Anwaltskosten beschlossen, sämtliche geplanten Tour-Aktivitäten abzusagen. All unsere Social Media-Plattformen wurden vorerst deaktiviert, da sie fast ausschließlich dazu benutzt wurden, uns zu beleidigen, verleumden und bösartige Nachrichten zu hinterlassen. Zudem möchten wir erwähnen, dass unsere Einzelaussagen, die im Polizeibericht stehen, vor unserer Inhaftierung getroffen wurden, als uns allen noch nicht bewusst war, dass Haftbefehle erlassen werden würden.“
Auch Landsmann Nergal (Behemoth) hat sich auf seiner Facebook-Seite geäußert und mahnt alle, bedächtiger zu handeln. „Das Leben auf Tour kann hier und da ausarten. Ich war nicht im Bus von Decapitated, habe mit niemandem gesprochen und kenne die in diese Sache involvierten Personen nicht. ABER: Ich spekuliere auch nicht, den sowohl privat als auch während der vielen Jahre, die ich als Musiker unterwegs bin, habe ich gelernt: Menschen sind kompliziert.
Ich habe noch nie jemandem zum Sex gezwungen, und diesbezüglich muss auch ohne Frage NULL TOLERANZ herrschen. Ich kenne die Jungs von Decapitated als gute, anständige und hart arbeitende Typen. Also: FALLS sie ein Verbrechen begangen haben sollten, müssen sie die Konsequenzen tragen.
Aber vergesst nicht, dass nur wenige in das Verfahren involvierte Menschen ihre Version der Geschichte kennen. BITTE atmet einmal tief durch, zählt bis zehn und DENKT NACH, bevor ihr jemanden öffentlich für etwas brandmarkt, anklagt oder beschuldigt, was dieser womöglich gar nicht getan hat!
Ich saß auch schon mal im Knast in Russland, mein Pass und Telefon wurden damals konfisziert. Daher kenne ich das Gefühl und kann ungefähr nachvollziehen, welchen Horror meine Freunde gerade durchmachen müssen. Ich hoffe zutiefst, dass dieser Fall positiv für Decapitated ausgehen wird und dass sie bald wieder nach Hause zurückkehren können.“
[Update vom 13.09.]
Gestern hat sich die Anklage von Kidnapping auf Vergewaltigung geändert: The Spokesman-Review liegen Gerichtsunterlagen vor, laut denen das mutmaßliche Opfer und deren Freundin von Decapitated in deren Tourbus eingeladen worden seien, um noch etwas zu trinken.
Eine der beiden Frauen sei „total aufgeregt gewesen, im Bandbus zu sein, und plötzlich fasste ihr ein Band-Mitglied an die Brüste. Dieser wurde identifiziert als Schlagzeuger Michal Lysejko.“
Stimmung gekippt
Die Frau wollte das aber nicht, und sie sagte aus, dass die Band sich auf Polnisch unterhalten habe und die Stimmung im Bus gekippt sei. Einer habe sie angesehen wie ein Raubtier.
Sänger Rafal Piotrowski habe sie dann gewaltsam geküsst und den Gürtel ihrer Hose öffnen wollen. Sie habe versucht, ihn wegzustoßen, doch er habe ihren Arm gepackt, sie festgehalten und umgedreht, sodass sie mit dem Gesicht zum Waschbecken und dem darüber liegenden Spiegel positioniert gewesen sei.
Sie berichtet weiterhin, dass sie aus dem Augenwinkel heraus im Spiegel sehen konnte, dass ein Band-Mitglied nach dem anderen den Raum betreten und sich an ihr vergangen habe.
Später im Krankenhaus wurden bei der Frau im Rahmen einer Untersuchung auf sexuelle Nötigung „signifikante Quetschungen an ihren Oberarmen sowie kleine Schürfverletzungen an ihren Fingerknöcheln“ festgestellt. Sie sagte aus, dass sie während der mutmaßlichen Vergewaltigung ihre Fäuste an die Wand geschlagen und versucht habe, sich aus ihrer Lage zu befreien.
Unterschiedliche Aussagen der Band
Beim Verhör im Los Angeles County Sheriff Office behauptete Lysejko, er wisse nicht, wer die beiden Frauen seien, als man ihm ein Foto vorlegte. Zudem wolle er ohne Dolmetscher kein Wort mehr sagen.
Gitarrist Waclaw Kieltyka hingegen sagte aus, er habe Piotrowski und Bassist Hubert Wiecek gesehen, wie sie mit der Frau im Badezimmer Sex gehabt hätten. Piotrowski wiederum gab zu, dass im Bus eine Party gewesen sei und die beiden Damen anwesend. Dann verlangte er nach einem Anwalt und Dolmetscher.
Wiecek bestätigte ebenfalls die Anwesenheit der beiden Frauen, doch er selbst habe nur auf der Couch gesessen und nicht sehen können, was in den anderen Bereichen passiert sei. Danach habe auch er nach einem Dolmetscher gefragt. Zudem sei ihm zufolge niemand gezwungen worden, den Bus zu betreten und er könne sich sowieso an nichts mehr erinnern.
Kieltyka ließ den von der Polizei beabsichtigten DNS-Test zu, wohingegen Piotrowski und Wiecek die Entnahme von Proben verweigerten. Die Band-Mitglieder standen gestern (allesamt mit gefordertem Dolmetscher) vor einem Richter und stimmten zu, nach Spokane, Washington, überführt zu werden, um sich dort der Anklage zu stellen.
Mittlerweile sucht die Polizei in Spokane nach weiteren Zeugen. Wir bleiben dran und informieren euch, wenn es weitere Neuigkeiten gibt.
[Originalmeldung vom 11.09.]
Der Polizeisprecherin von Spokane, Washington, zufolge habe sich am 1. September eine Frau gemeldet und ausgesagt, dass sie von der Band nach dem Konzert entführt worden sei. Ob das stimmt oder nicht, sei mal dahingestellt – jedenfalls wurde die komplette Band am Samstag in Kalifornien verhaftet und sitzt nun im Los Angeles County Jail und wartet auf die Überführung nach Spokane.
Die Polizei von Spokane ließ verlauten, dass nach der Aussage des Opfers die „Special Victims Unit“ informiert worden sei, die sich darum gekümmert habe, dass Decapitated wegen „Kidnapping ersten Grades“ inhaftiert wurden. Am Morgen nach dem Konzert in Santa Ana wurde die Band festgenommen.
Zwei Sichtweisen
Mittlerweile ist der Anwalt Steve Graham aktiv und versucht, die Unschuld der polnischen Band zu beweisen. Er wurde am Donnerstag von Decapitated engagiert, als die Band mitbekam, dass es eine Untersuchung läuft. Graham erklärt: „Es gibt eine zweite Sicht der Dinge dieses Vorfalls. Wir haben Zeugen, die beweisen können, dass die Klägerin aus freiem Willen zur Band kam und später völlig unversehrt den Ort wieder verlassen hat.“
Weiterhin sagt Graham, er habe der Polizei angeboten, Decapitated schnellstmöglich nach Spokane zu bringen, um die Sache zu beschleunigen. Die polnischen Death-Metaller würden bei der Untersuchung hundertprozentig kooperieren. Eine Antwort der Polizei stehe allerdings noch aus.
Die aktuell anstehenden US-Tour-Termine musste natürlich abgesagt werden. Wir hoffen, dass an den Vorwürfen nichts dran ist.