Die schwedischen Melodic Death-Metaller Arch Enemy zählen seit geraumer Zeit zu den führenden Vertretern ihres Genres. Bereits seit 1995 existiert die Institution, die sich im Laufe der Jahre stets musikalisch als auch (besetzungs-)technisch weiterentwickelt hat. Grob kann man die Historie der Melo Death-Giganten in drei Epochen unterteilen, die sich durch die wechselnde Besetzung am Mikrofon auszeichnen. Jedes Kapitel von Arch Enemy verdient daher aus eigenen Gründen Wertschätzung. Rückblickend hat Gründungsgitarrist Michael Amott Loudwire verraten, welche zu seinen drei Lieblingssongs mit jeder der drei Frontpersonen der Band zählen.
Über 25 Jahre Arch Enemy
Bei der Gründung der Gruppe 1995 war Johan Liiva, der mit Amott in der Death Metal-Band Carnage gespielt und an zwei Demo-Aufnahmen mitgewirkt hatte, der Frontmann. Amott hatte Carcass ein paar Jahre zuvor verlassen, nachdem sie mit ihrem 1993 erschienenen Album HEARTWORK zur Entstehung der Melodic Death-Bewegung beigetragen hatten.
Nach drei Studioalben wurde Liiva durch die einzigartige Angela Gossow ersetzt, eine deutsche Sängerin, die ihre Erfahrungen als Death Metal-Growlerin in den Underground-Bands Asmodina und Mistress gesammelt hatte. 15 Jahre lang war sie die Frontfrau von Arch Enermy und trug entscheidend dazu bei, die Rolle von Frauen an der Spitze von Extreme Metal-Bands zu popularisieren.
Als sie 2014 die Entscheidung traf, die Rolle der Arch Enemy-Managerin hinter den Kulissen des öffentlichen Band-Geschehens zu übernehmen, war sie maßgeblich an der Suche nach einer würdigen Ersatz-Sängerin beteiligt. Die ehemalige The Agonist-Frontfrau Alissa White-Gluz sollte sich optimal in die Reihen der schwedischen Vormarsch-Truppe eingliedern. Seither growlt die Kanadierin – Angela Gossow ebenbürtig – an der Spitze von Arch Enemy. Trotz des dreifachen Wechsels am Mikro-Posten büßte die Band keineswegs an Ansehen, soundtechnischer und lyrischer Großartigkeit ein – ein Beweis für den eisernen Willen der Band und ihr furchtloses Streben, immer das Beste zu geben.
Die Johan Liiva-Ära
‘Bury Me An Angel’ aus dem Album BLACK EARTH (1996)
„Dies ist der Eröffnungstrack des ersten Arch Enemy-Albums und auch der erste Song, den ich für Arch Enemy geschrieben habe. Es war elektrisierend, eine neue Band zusammenzustellen und zu hören, wie alles im Studio zusammenkam, während wir es aufnahmen.
Unser ursprünglicher Sänger Johan war (und ist immer noch) ein guter alter Freund von mir und dies war nicht die erste Band, in der wir gemeinsam gespielt hatten. Zu diesem Zeitpunkt hatte Johan schon ein paar Jahre nicht mehr gesungen, aber als wir den Song im Studio aufgenommen haben, hat er es einfach gebracht. Er hat dieses schwedische Death Metal-Bellen der alten Schule, das so liebenswert ist. Klingt immer noch großartig!“
‘Dead Inside’ aus dem Album BURNING BRIDGES (1999)
„Dieser Track aus unserem dritten Album ist einer von Johans besten Momenten als Sänger. Der Grad an Verzweiflung und Angst, den er in diesen Song eingebracht hat, spiegelt die Stimmung des Textes perfekt wider.“
‘The Immortal’ aus dem Album BURNING BRIDGES (1999)
„Eine weitere fantastische Gesangsleistung! Interessant an Johan war, wie schnell er im Studio arbeitete. Auf diesem Album nahm er alle Vocals von elf Songs in eineinhalb Tagen auf. Und wir hatten ein unglaubliches Ergebnis! Die ersten drei Platten wurden auf analogem 2″-Band aufgenommen, und wir hatten nicht den Luxus der modernen Bearbeitungstechniken. Manchmal vermisse ich diese Zeiten!“
Der große Durchbruch und Wendepunkt mit Angela Gossow
‘Enemy Within’ aus dem Album WAGES OF SIN (2002)
„Eine neue Sängerin für unser viertes Album zu engagieren war ein Schritt, der vielleicht etwas unerwartet war. Die Tatsache, dass wir eine weibliche Growlerin rekrutiert haben, war natürlich etwas, das niemand erwartet hatte. Zu diesem Zeitpunkt gab es keine weiblichen Extreme Metal-Sängerinnen, die in Bands mit dem Niveau der Musikalität und des Songwritings von Arch Enemy auftraten. Die Wirkung, die das hatte, war monumental.
Ich erinnere mich, wie Angela diesen Song im Dezember 2000 im Studio aufnahm und wie frisch und aufregend er klang – ein Wendepunkt, ganz sicher. An die Aufnahmen zu WAGES OF SIN habe ich viele schöne Erinnerungen. Vor allem Angela wollte sich unbedingt beweisen und hat 666 Prozent gegeben!“
‘My Apocalypse’ aus dem Album DOOMSDAY MACHINE (2005)
„Als Angela das Instrumentalstück hörte, fiel ihr ein brillanter Text und ein rhythmisch interessantes Gesangsarrangement ein, das Bilder einer post-apokalyptischen, trostlosen Landschaft heraufbeschwor.“
‘In This Shallow Grave’ aus dem Album RISE OF THE TYRANT (2007)
„Für mich ist das Angela in ihrer besten Form. Der wilde stimmliche Angriff ist das, was diesen Song auszeichnet, und er ist einer meiner persönlichen Favoriten aus ihrer Zeit in der Band.“
Neue Arch Enemy-Sphären mit Alissa White-Gluz
‘Blood In The Water’ aus dem Album WILL TO POWER (2017)
„Als wir 2013/2014 Alissa in die Band holten, war das ein weiterer Wendepunkt für uns. Sie hat eine höllisch gute, abwechslungsreiche Stimme, die uns scheinbar endlose Möglichkeiten bietet. Alissa hat immer eine Menge interessanter Ideen im Studio. Und wir bauen alles ein, was einen Song unserer Meinung nach aufwerten kann.
Es ist fast unmöglich, einen Favoriten aus den mittlerweile drei Alben, die wir zusammen gemacht haben, herauszupicken. Dies ist ein tiefgründiger Titel vom WILL TO POWER-Album, der für mich stimmlich heraussticht. Ich mag es, wenn sie hart zu Werke geht und die Worte mit einer Extraportion tödlichen Giftes ausspuckt!“
‘As The Pages Burn’ aus dem Album WAR ETERNAL (2014)
„Dies war der erste Song, den ich zusammen mit Alissa geschrieben habe, als sie in die Band kam. Und es war der Beginn einer großartigen Reihe von Songs, die wir zusammen gemacht haben. Die Geschwindigkeit, mit der sie die Worte in den Strophen vorträgt und die Melodie im Refrain mit ihrem Growl-Ton verbindet, war ein neues und sehr willkommenes Element in unserem Sound.“
‘Handshake With Hell’ aus dem Album DECEIVERS (2022)
„Auf diesem Album gibt es Gesangselemente, die für die Band offensichtlich etwas ungewöhnlich sind. Aber ich denke, in über 25 Jahren Bandgeschichte dürfen wir uns hier und da ein paar Freiheiten erlauben.
Ich liebe ihre Fähigkeit, mühelos zwischen den beiden gegensätzlichen Stilen hin und her zu wechseln. Wir hatten einen Riesenspaß, diesen Song auf unserer Nordamerika-Tournee live zu spielen, und die Fans singen mit!“