Das Metal-Jahr 1994: Die Lawine rollt (Teil 2)

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Korn KORN

Platten, die ein ganzes Genre begründen, sind selten, aber das hier ist tatsächlich so ein Fall. An die Nu Metal-Sparte ist ohne dieses Debüt überhaupt nicht zu denken. Größtenteils live auf Siebziger-Equipment eingespielt, beinhaltet KORN allerdings noch eine sehr naive, emotional offene Herangehensweise, die sich vom Großteil der späteren (eher am Reißbrett entworfenen) Trittbrettfahrerplatten deutlich unterscheidet (nicht umsonst hörte eine Korn-Platte 1998 auf den Namen FOLLOW THE LEADER).

Dies ist nicht zuletzt Produzent Ross Robinson zuzuschreiben, der die jungen Kalifornier im Studio an ihre Grenzen bringt. Speziell Frontmann Jonathan Davis, der in der Jugend mehr von Gothic und Duran Duran als Rock beeinflusst ist, kotzt seine seelischen Innereien unnachahmlich direkt ins Mikro, und an seiner Seite entwerfen die Musiker ein Brett aus Rock, Rap, Funk und Metal, das auch klanglich absoluten Pioniergeist dokumentiert.

Die Gitarren sollen an DJ-Remixe erinnern, der Bass an der Wäscheleine flattern, und die Grooves den damaligen Hip-Hop abdecken, ohne den Einfluss von Pantera zu verleugnen. Doomig-rhythmisch, melodisch-sperrig, psychotisch-bedrohlich und trotzdem mit dem gewissen Händchen für klebrig-betörende Hooklines, garniert von allgegenwärtiger roher Energie. Ein absoluter Meilenstein der Musikgeschichte aus dem Jahr 1994. 14.000 unglaublich gut investierte US-Dollar, welche den Grundstein für einen späteren Megaseller und Festivalheadliner legen. (Matthias Weckmann)

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Killing Joke PANDEMONIUM

Die wenigsten können von sich behaupten, Musik in einer Pyramide aufgenommen zu haben – Killing Joke können es seit PANDEMONIUM. Eine dadurch erwart­bare Andersweltlichkeit fehlt dem Neunt­ling zwar, dafür erkennt man im eröffnenden Titel-Song arabische Einflüsse. Danach geht es mit post-punkigem Neunziger-Sound und Industrial-Tanz-Partypassagen weiter. Für die Band folgt zwei Jahre später erst mal eine Pause, 2002 die Neugründung. Künftig müssen Killing Joke ohne Originalgitarrist Geordie Walker auskommen – er verstarb 2023. (Annika Eichstädt)

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King’s X DOGMAN

Am immer noch fehlenden Durchbruch des texanischen Progressive Rock-Trios, den Fachleute seit Jahren prognostizieren, kann auch das erstklassige DOGMAN nur wenig ändern. Das Phänomen ist immer gleich: Alle loben die Band, nur wenige kaufen ihre Scheiben. Bassist/Sänger Doug Pinnick ist frustriert: „Unsere Fans sagen, dass dies eines unserer besten Werke ist, und Kollegen bestätigen, dass sie davon nachhaltig beeinflusst sind. Aber mit DOGMAN läuft unser Plattenvertrag aus, nun heißt es, kleinere Brötchen zu backen.“ (Matthias Mineur)

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Kyuss WELCOME TO SKY VALLEY

1994 ist das Stoner Rock-Genre noch blutjung – und vor allem eine Band ist wenige Jahre zuvor mehr als nur maßgeblich an dessen Geburt beteiligt: Kyuss. Die der kalifornischen Wüste entstammenden Jungs um Josh Homme und Brant Bjork prägen Post-Sabbath-Riff-Rock wie niemand sonst – vor allem auch wegen ihres dritten Studioalbums. Auf diesem finden sich neben den staubtrockenen und hypnotischen Rhythmen vermehrt auch psychedelische Elemente. Vorzeigebeispiel: die spacig-verträumte Nummer ‘Space Cadet’. (Simon Ludwig)

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Lake Of Tears GREATER ART

Als die große Kunst, die der Albumtitel verspricht, haben Lake Of Tears GREATER ART wohl nicht lange gesehen, tritt doch folgend ein Stilwechsel ein. Die angestrengte Stimme sollte klarer werden, die Song-Strukturen dafür anspruchsvoller als auf dem geradlinigen Debüt. Dieses trägt Einflüsse aus Doom- und Death Metal in sich, rockt aber eher zahm vor sich hin. Der Grundstein für die später auch mal experimentelle Gothic-Schlagseite der Schweden ist in der drückend bedrückten Stimmung allerdings schon zu finden. (Annika Eich städt)

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Machine Head BURN MY EYES

Diese Scheibe hätte auch gut BURN MY EARS heißen können, denn Machine Head machen den alten Thrash-Recken mit diesem Debüt gehörig Feuer unter dem Arsch (wer miterlebt hat, wie Slayer auf der „Divine Intervention“-Tour von ihrer Vorband Machine Head weggefegt wurden, weiß, wovon wir hier reden …)! Die vom ehemaligen Vio-lence-Gitarristen Robb Flynn ins Leben gerufene Band entlockt dem Genre ähnlich wie Pantera neue Töne und setzt in der Außendarstellung auf einen gehörigen Gang-Faktor, bei dem auch Schusswaffen nicht auf dem Index stehen.

Die Texte sind dementsprechend und handeln der Band den Vorwurf ein, Gewalt zu verherrlichen. Das Image passt zur Musik, welche bereits in den Demoversionen für Furore sorgt und schließlich mit Colin Richardson in den Fantasy-Studios in Berkeley, Kalifornien eingenagelt wird. Der Sound ist schneidend, der Groove mitreißend (und von Hip-Hop-Elementen durchsetzt), die Ausstrahlung von Frontmann Flynn gewaltig. Ein Album ohne jede Schwäche: ‘Davidian’, ‘Old’, ‘Blood For Blood’, ‘A Thousand Lies’, ‘Death Church’, ‘The Rage To Overcome’ oder doch lieber das abschließende ‘Block’?

BURN MY EYES lässt für Headbanger im Verlauf von gut 55 Minuten keine Wünsche offen – egal, ob sie Hochgeschwindigkeitssalven lieben oder den bedrohlich-dicken Groove, und legt den Grundstein für eine Karriere, die in den Folgejahren zahlreiche Höhen, aber auch Tiefen durchläuft. Eben so wie im harten Leben auf der Straße. BURN MY EYES ist dazu der metallische Soundtrack. Eines der hochklassigsten Debüts aller Zeiten. (Matthias Weckmann)

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Max Cavalera: So sehr hat ihn das Debüt von Korn geprägt

Zu seinen Sepultura-Zeiten geriet Max Cavalera 1996 ein wenig in Kritik, mit ROOTS ein zu wenig am gewohnten Metal gebautes Album aufgenommen zu haben. Immer wieder wurde die Platte als Nu Metal beschrieben – was Cavalera aber stehts bestritt. Nun zeigte er sich in einem Interview im Talk Toomey-Podcast allerdings durchaus offen für dieses Genre, als es im Gespräch um das 30. Jubiläum von Korns Band-betiteltem Debütalbum und dessen Einfluss auf ihn ging. Max Cavalera glaubte nicht an Korn „Ja, das macht mich echt nostalgisch“, erzählt der Musiker. „Ich erinnere mich, wie mein verstorbener Stiefsohn Dana nach Hause kam –…
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