Aller Anfang ist schwer. Selbst für Legenden. Bevor es an die eigentlichen Aufnahmen von IRON MAIDEN ging, scheiterten zwei Versuche, dieses Debüt einzuspielen:
Der eine Produzent verpasste den anspruchsvollen Musikern einen zu mat- schigen Sound, der andere wollte Steve Harris zwingen, ein Plektrum in die Hand zu nehmen. Beides war für die Band nicht akzeptabel. Und auch mit dem dritten Mann hinter den Reglern wurde man nicht wirklich glücklich: Will Malone fehlte laut Aussage der Band das nötige Feuer, daher nahmen die Musiker die Produktion größ- tenteils selbst in die Hand. Bereits auf IRON MAIDEN blubbert der Bass deutlich lauter als bei anderen Produktionen jener Zeit – ein Alleinstellungsmerkmal, das in denfolgenden Jahren noch weiter ausgebaut werden sollte. Die Balladen ‘Remember Tomorrow’ und ‘Strange World’ belegen zudem eindrucksvoll, dass diese Jungs melodiösen Strukturen absolut zugeneigt sind.
Von blinder Aggression oder jugendlicher Raserei kann man bei IRON MAIDEN jedenfalls nicht sprechen. Zu durchdacht und ausgereift klingen die Kompositionen, welche Iron Maiden in den Jahren zuvorauf Tour perfektioniert und mittels der SOUNDHOUSE TAPES zum Teil unters Fan-Volk gebracht hatten. Dementsprechend weit ist der stilistische Rahmen gesteckt: Von der sägenden Riff-Attacke des Openers ‘Prowler’ über die straighte Rock-Attitüde eines ‘Running Free’ bis hin zum opulent inszenierten ‘Phantom Of The Opera’ – hier trifft Siebziger-Rock auf eine metallische Gesinnung sowie die Wurzeln des Punk. Die erdige Atmosphäre wird von Frontmann Paul Di’Anno untermauert, der dem Ganzen einen eher rauen Charme verpasst.
Was später nach großer Inszenierung klingen und teilweise opernhafte Züge tragen sollte, zeigt hier noch Spuren des Straßen-Rock. Der Anfang war – trotz einiger Hindernisse – gemacht, und zwar erfolgreicher als gedacht (Platz vier in den UK-Charts).