Cradle Of Filth-Interview: Ein Haufen Justin Biebers

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Klischees sind eine schöne Sache. Vor allem in der Heavy Metal-Szene. Und vor allem bei einer klischeebehafteten Band wie Cradle Of Filth. Doch wozu sind Klischees da? Genau – um in den Mülleimer gekickt zu werden. So ist es auch nicht verwunderlich, dass Cradle Of Filth zum deutschen Pressetag in ein nobles Berliner Hotel laden. Nein, nicht in den Folterkeller, sondern in die sonnendurchflutete Lobby.

Ganz wohl fühlen sich Frontmann Dani Filth und Gitarrist Paul Allender jedoch nicht an diesem Morgen – dies liegt weniger an der Sonne, sondern am mitgebrachten Kater.

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Nach 20 Jahren, zehn Alben, zwei EPs und diversen Compilations sicher keine leichte Aufgabe,  immer noch frisch zu klingen. Dani hat ein Geheimrezept: „Mit einer Tasse Kaffee ist alles frischer.“ Während er noch lacht und einen Schluck nimmt, kommt Paul mit einer anderen Erklärung für den frischen Sound an den Tag: „Da ich mittlerweile in den USA lebe, sehen Dani und ich uns nur noch, wenn es um Cradle Of Filth geht. Dennoch ist es eine sehr tiefgründige Verbindung. Ich glaube, die Musik hätte nicht diese Qualität, wenn man sich jeden Tag sehen würde. Dann würde irgendwann alles gleich klingen.“

Dani stimmt seinem Gitarristen zu: „Wir haben beide Familie, unsere Leben sind verschieden. Wenn du jung bist und eine Band gründest, sind alle in der Band natürlich beste Freunde – so wie bei den Jungs der Boyband One Direction. Jeder denkt gleich, und das behindert die Kreativität.“ Dani spricht lachend über eine Boyband? „Meine Tochter ist riesiger One Direction-Fan. Vorher war es Justin Bieber. Mit dieser Boyband hat sie gleich fünf Justin Biebers auf einem Haufen.“

Bevor wir zu weit in den Mainstream-Schmutz abdriften, werden wir von einer netten Bedienung unterbrochen, die erneut Kaffee bringt: „Ist das euer Kaffee? Den hat eine blonde Dame für euch bestellt.“ – „Ja, ja, der soll zu uns“, antwortet Paul hastig, und Dani erklärt die goldene Regel für eine Metalband: „Die wichtigste Antwort ist immer: ‘Ja, ja, die blonde Frau gehört zu uns.‘ Damit kommst du immer durch.“

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Der Stolz auf die eigene Herkunft ist einer der Gründe, warum es für Cradle Of Filth niemals in Frage, den skandinavischen Sound von Black Metal-Bands zu kopieren. „Das machen andere schon oft genug. Doch man spürt, wenn es geklaut ist und nicht vom eigenen Herzen kommt“, meint Dani, bevor Paul nachlegt: „Als Musiker ist es auch ein Armutszeugnis, wenn du jemanden kopieren möchtest. Ich habe so etwas nie verstanden. Jeder will doch sich selbst verwirklichen. Aber das ganze Black Metal-Gerede geht mir schon immer auf die Nerven. Wir sind eine Heavy Metal-Band. Diese ganze Black Metal-Kritik begann schon in den Anfangstagen. Es gibt nur eine Verbindung zum Black Metal – und das ist nicht die Musik, sondern einzig das Make-Up auf der Bühne. Das war es aber auch schon.“

Dani relativiert: „Klar, es gibt diese dummen Promotion-Zettel, in denen auch teilweise von Black Metal gesprochen wird. Da ist natürlich Quatsch. Der Terminus Extreme Metal ist ebenso falsch, weil es mich immer an den Underground erinnert. Von daher ist es am besten, sie schreiben: ‘Das sind Cradle Of Filth‘. Wir haben unseren eigenen Sound und können stolz darauf sein. Es gab Zeiten, da nannte man unsere Musik Vampire Metal. Es war so lächerlich.“

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Mehr zu Cradle Of Filth und dem neuen Album THE MANTICORE & OTHER HORRORS lest ihr in unserer November-Ausgabe.

Das Heft kann einzeln und innerhalb von Deutschland für 5,90 Euro (inkl. Porto) per Post bestellt werden. Einfach eine Mail mit dem Betreff „Einzelheft Metal Hammer 11/12“ an einzelheft@metal-hammer.de schicken.
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