Bring Me The Horizon + Architects live

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Eine gut hundert Meter lange Schlange hat sich bei unwirtlicher Eiseskälte vor dem ausverkauften Hamburger Grünspan versammelt – so etwas hat man zum letzten Mal beim „Konzert“ von Daniel Küblböck gesehen (als man zufällig vorbeiging). Diesmal indes ist das gemischte britische Doppel Bring Me The Horizon und Architects für den bunten Auflauf verantwortlich – die bessere Entwicklung in der Musikfankarriere.

Wer alt genug ist, um Einlass zu erhalten (was tatsächlich nicht jede(r) ist), der bekommt mit etwas Glück noch die US-Metalcorer The Devil Wears Prada mit, die stilistisch zwar recht gut als Aufwärmer taugen, an diesem Abend aber soundtechnisch nicht so recht vom Hocker hauen. Während draußen noch 50 Meter Schlange warten, ballern die schrägen Jungs mit ihrem durchdrehenden Keyboarder fein ausgewählte Häppchen von ihren bisherigen drei Alben in den halbvollen Saal: darunter ‚Dogs Can Grow Beards All Over’, ‚ Hey John, What’s Your Name Again?’ und ‚Dez Moines’ sowie ‚Escape’ und ‚Outnumbered’ von der ZOMBIE-EP. Insgesamt ein solider Gig, dem leider das gewisse Etwas fehlt.

Wie man es besser macht und eigentlich auch nicht mehr besser machen kann, beweisen im Anschluss die Architects, deren viertes Album THE HERE AND NOW derzeit die UK-Charts aufmischt. Von der ersten Sekunde an entfachen Blondie Sam Carter & Co. ein technisch großartiges Sound-Feuerwerk, wie man es im Grünspan nur selten zu hören bekommt. Die ersten drei Songs vom neuen Album plus fünf vom Vorgänger HOLLOW CROWN und fertig ist der Wahnsinnsgig, an den auch Bring Me The Horizon soundtechnisch nicht ganz herankommen werden. Man mag THE HERE AND NOW für seine poppigen Parts kritisieren oder abfeiern – was die fünf Briten an diesem Abend live abliefern, ist sensationell.

Ähnlich zwiespältig wie die neue Architects- kann man auch die aktuelle Bring Me The Horizon-Scheibe sehen: Electro-Spielereien, Herzschmerzduette, Disco-Metal – muss das sein? Nein, aber wenn es so gut gemacht ist wie auf THERE IS A HELL, BELIEVE ME I’VE SEEN IT. THERE IS A HEAVEN, LET’S KEEP IT A SECRET, warum denn nicht, zum Henker? Live erweisen sich der spindeldürre, mit bunten Abziehbildchen übersäte Damenfrisurträger Oliver Sykes und seine Jungs trotz ihrer jungen Jahre als absolute Macht: technisch sind sie über jeden Zweifel erhaben, auch die Samples sind gut eingebaut, Spielfreude und Energie sind 70 Minuten lang am Limit. Sechs Songs vom aktuellen Werk (groß: ‚It Never Ends’ zum Einstieg; emo-tional: der Kracher ‚Blessed With A Curse’) und fünf vom Vorgänger SUICIDE SEASON, aus denen natürlich ‚Chelsea Smile’ und ‚The Sadness Will Never End’ herausstechen, für das Architects-Fronter Carter zur Unterstützung auf die Bühne kommt, und das rumpelige Hass-Manifest ‚Pray For Plagues’ vom Debüt COUNT YOUR BLESSINGS spendieren Bring Me The Horizon ihren hyperventilierenden Fans (Altersdurchschnitt Innenraum geschätzte 16 Jahre). Das ist nicht ganz so magisch wie bei den Architects, aber dennoch atemberaubend. Und die von Sykes initiierte „Wall of Death“ gegen Ende des Gigs übersehen wir einfach mal geflissentlich.

Finale Erkenntnis: Wenn man schon Mädchen-Metal hört, dann aber den guten. Alles richtig gemacht heute Abend!

Setlist: Bring Me The Horizon
It Never Ends
Chelsea Smile
Alligator Blood
Pray For Plagues
The Comedown
Fuck
The Sadness Will Never End
Crucify Me
Football Season Is Over
Blessed With A Curse
Anthem
Diamonds Aren’t Forever

Setlist Architects:
Follow The Water
Day In Day Out
Learn To Live
In Elegance
Dethroned
Delete, Rewind
Hollow Crown
Early Grave

Setlist: The Devil Wears Prada
Danger: Wildman
Escape
Dez Moines
Hey John, What’s Your Name Again?
Dogs Can Grow Beards All Over
Outnumbered
Assistant To The Regional Manager
 

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