Böhse Onkelz: Statement der Band zu Kevin Russell

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„Da wir, ähnlich wie ihr, gehofft haben, Kevin würde persönlich zu den Vorkommnissen Stellung beziehen, wir in der Zwischenzeit davon ausgehen müssen, dass das nicht mehr geschieht, sehen wir uns in der Pflicht, unsere Sicht der Dinge mit Euch zu teilen.

Was den Unfall betrifft: Es obliegt uns nicht, über Recht und Unrecht zu urteilen und schon gar nicht wollen wir hier dem vorgreifen, was heraus kommt, was in der Silvesternacht 2009 geschehen ist. Dafür gibt es Richter, Staatsanwälte und Ermittler und letztendlich liegt es auch an Kevin, Aufklärung zu leisten.

Ohne alte Klischeevorstellungen bedienen zu wollen: die Wahrnehmung der Onkelz in der Öffentlichkeit war uns immer egal und veranlasst uns auch jetzt nicht die Artikel von „Bild und Co.“ zu kommentieren, zumal wir die Berichterstattung in der Breite als gar nicht mal unfair empfunden haben. Dass wir, ausgelöst durch Kevins Verhalten, zur Zielscheibe der Presse wurden, müssen wir uns wohl gefallen lassen. Wer wie wir die Morallatte dermaßen hoch gelegt hat, darf sich jetzt nicht wundern, wenn nun Spott und Häme allgegenwärtig sind. Dass aber auch ihr durch alles, was gerade vor unser aller Augen passiert, unsere Glaubwürdigkeit und unser Lebenswerk in Frage stellt, drüber gilt es zu reden: Die Tragik und Tragweite dessen, was rund um Kevin gerade passiert, lässt keinen anderen Schluss zu, als euch, unseren Fans, reinen Wein einzuschenken und die Dinge anzusprechen, vor die wir uns eigentlich schützend stellen wollten.

Kevins Krankheit und Drogenproblematik war schon immer allgegenwärtig und wurde nicht, wie oft fälschlicherweise dargestellt, durch das Ende der Onkelz ausgelöst, sondern war maßgeblich dafür verantwortlich, dass es zur Trennung kam. Wir haben uns damals konsequent für das Ansehen der Band entschieden und gegen eine damals schon absehbare mögliche Demontage. 25 Jahre ehrliche und glaubwürdige Arbeit an und mit den Onkelz sollten nicht in einem Desaster enden. Wir wollten erhobenen Hauptes das Schlachtfeld verlassen. Dass uns das nicht 100% gelingen sollte, lag an vielem, steht aber auf einem anderen Blatt. Eines könnt ihr uns glauben: Wir wollten Kevin schützen – vor sich selbst und davor, die Öffentlichkeit an seinem Zerfall teilhaben zu lassen. Und wir wollten unsere Arbeit, all das Herzblut und all die Widerstände nicht dadurch in Frage stellen, weil wir nicht die Größe besitzen, zum richtigen Zeitpunkt den Vorhang fallen zu lassen. Soweit die Intention… Habt ihr euch schon einmal gefragt, ob die Menschen, die ihr so verehrt, allen voran Kevin, nicht einfach nur eine Projektion eurer Vorstellungen und Idealisierungen sind? Ehrlich, ihr habt es mit Menschen zu tun, die die gleichen Stärken und Schwächen und Ängste haben, wie ihr.

[…]

Der Kevin, der dieser Tage auf der Anklagebank sitzt, ist nicht mehr der Kevin, mit dem wir gemeinsam all die Jahre durch dick und dünn gegangen sind. Kevin hat sich in den letzten Jahren ein neues Umfeld zugelegt und auf Einflüsterungen gehört, die nicht gut für ihn waren. Dabei sind Dinge passiert und auch nicht passiert, die irreparable Schäden hinterlassen haben. Unsere Gedanken sind nach wie vor bei den Opfern. Wir wünschen den beiden von ganzem Herzen, alles erdenklich Gute.

Pe und Stephan (02.10.2010)

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