Blutsaugerjagd mit einer Bodenfräse

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Der Trend aus Hollywood, Comics zu verfilmen, hält nach wie vor an. Dass die Vorlagen hierzulande oft kaum bekannt sind, steht einem Erfolg an den Kinokassen dabei nur selten im Wege. Auch 30 DAYS OF NIGHT sollte zahlreiche Vampir- und Horror-Fans ohne Comic-Vorkenntnis anlocken können.

Schon das Setting macht einiges her: die Kleinstadt Barrow, Alaska, liegt nördlich des Polarkreises und Jahr für Jahr 30 Tage am Stück in völliger Dunkelheit. Viele Einwohner zieht es in dieser Zeit nach Süden – auch Stella (Melissa George, ENTGLEIST, ALIAS) möchte für einen Monat der zerrütten Ehe mit Sheriff Eben (Josh Hartnett, SIN CITY, BLACK HAWK DOWN) entfliehen. Durch einen Unfall verpasst sie den letzten Flug, bleibt in der von Schneestürmen und Kälte geplagten Stadt gefangen.

Und in dieser geht Seltsames vor.

Vandalismus und getötete Schlittenhunde sind die ersten Anzeichen der nahenden Bedrohung. Ein mysteriöser Fremder (Ben Foster, X-MEN – DER LETZTE WIDERSTAND, ALPHA DOG) schneidet Barrow außerdem von der Außenwelt ab, indem er Telefonsysteme zerstört und jegliche Möglichkeit, die Stadt zu verlassen, vernichtet. So bereitet er die Ankunft einer tödlichen Bedrohung vor: Vampire haben sich vorgenommen, die 30-tägige Nacht gebührend zu nutzen. Sheriff Eben und seine Frau tun zwar ihr bestes, um die wenigen Überlebenden Einwohner Barrows vor den Blutsaugern zu beschützen, doch ihre einzige wirkungsvolle Waffe ist eine Axt. Nicht gerade viel also.

Produzent Sam Raimi kehrt nach seinen Erfolgen mit der SPIDER MAN-Reihe wieder zurück zu seinen Wurzeln, die mit TANZ DER TEUFEL tief im Horror verwurzelt liegen. Regie führte David Slade, der zuletzt mit seinem provokativen Thriller HARD CANDY von sich reden machte. Mit 30 DAYS OF NIGHT setzt er dabei weniger auf eine aufwühlende Story, als auf starke Bilder.

30 DAYS OF NIGHT zehrt an Nerven durch das Wechselspiel aus Aufnahmen der eingeschneiten, stillen Ortschaft, und den schnell geschnittenen, verwackelten Bildern der Vampir-Angriffe. Die spitzen Schreie der Untoten gehen durch Mark und Bein, die blitzartigen Bewegungen lassen einen immer wieder im Kinosessel zusammenzucken.

Zartbesaiteten Gemütern dürften die diversen Verstümmelungen und Enthauptungen auf den Magen schlagen. Die ständige Dunkelheit und heulenden Schneestürme erzeugen schnell ein beklemmendes Gefühl, die gelungenen Detailaufnahmen holen den Zuschauer unangenehm nah ans Geschehen heran.

So richtig mitfiebern fällt dennoch schwer. Dazu bleiben viele Charaktere zu blass oder nerven einfach nur, wie der weinerliche kleine Bruder von Sheriff Eben. Das anfangs noch gruselig wirkende Verhalten der Spitzzähne driftet schon bald ins Alberne ab, wodurch die pseudo-philosophischen Monologe von Obervampir Marlow (Danny Huston, CHILDREN OF MEN, THE NUMBER 23) endgültig nach hinten losgehen.

Trotzdem macht der Film Laune. Eine tiefgründige Story sollte man nicht erwarten, aber den Hunger auf Grauen und Splatter kann 30 DAYS OF NIGHT definitiv stillen. Obendrein wartet der Streifen mit so in Vampirfilmen noch nicht gezeigten Elementen auf. Oder gab es schon anderswo Blutsaugerjagd mit einer Bodenfräse?

Sebastian Kessler

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