Gegenüber Machine Head-Frontmann Robb Flynn offenbarte Black Veil Brides-Sänger Andy Biersack erstmalig die Hintergründe seiner damaligen Alkoholsucht. Vor mehr als sechs Jahren entschied sich der Musiker, mit dem Trinken aufzuhören. Bereits zu Beginn seiner Karriere begann Biersacks exzessives Trinkverhalten aufzufallen. Der Junge, der nur mit wenigen sozialen Kontakten aufwuchs und nichts sehnlicher wollte, als in einer Rock-Band zu spielen, brach irgendwann unter dem öffentlichen Druck und den Anforderungen seiner Produzenten zusammen.
„Im Grunde bestand meine Kindheit darin, dass ich Sport trieb und dann nach Hause kam, mir das Gesicht anmalte und in den Spiegel sang. Dann ging ich zum Hockeytraining oder was auch immer, und kam zurück und malte mir wieder das Gesicht an und sang in den Spiegel. Ich träumte davon, zu zeichnen und Kostüme zu machen. Deshalb hatte ich nicht wirklich viel Zeit für Freunde; ich war einfach ein Einzelgänger. Und ich habe nie wirklich Freundschaften geschlossen; ich wusste nicht, wie ich mich unter anderen Menschen verhalten sollte.“
Eines Tages, als Biersack zufällig bei einer Keller-Drumsession landete, erkannte man sein musikalisches Talent, und der damals 22-Jährige fing an, sich „anhand anderer Leute, die ich um mich herumhatte, eine Art Persönlichkeit zusammenzustellen. (…) Es hieß: ‚Du musst hart feiern und du musst verrückt sein, um diese Persönlichkeit zu kultivieren.‘“
Selbstoptimierungswahn
Er fährt fort: „Ich habe so viel Zeit damit verbracht, diese Figur zu sein, die ich in meinem Kopf erschaffen hatte, und zu versuchen, diese Sache darzustellen. Seit dem Tag, an dem wir angefangen haben, haben wir von so vielen Leuten so viel Scheiße abbekommen und das hat mich so wütend gemacht, dass ich mich und meine Band verteidigen wollte. Und was noch wichtiger ist, als Kind, das aus einer kleinen Stadt mit bescheidenen Mitteln kam, das einfach nur mit anderen Leuten zusammen sein wollte, die den gleichen Scheiß mochten wie ich, fühlte ich mich unserem Publikum gegenüber verantwortlich, derjenige zu sein, der für sie einsteht und gegen Leute kämpft, die Scheiße über die Band reden.“
Andy Biersack begann, Kritikerinnen und Kritiker im betrunkenen Zustand zu „bekämpfen“. Oft griff er allein zur Flasche, um vermeintlich bessere, verrücktere Songs schreiben zu können. „Ab diesem Zeitpunkt war der Alkohol keine Sucht mehr, er war zu einer Krücke geworden. Ich dachte: ‚Ich mache das, weil ich sozial unbeholfen bin und nicht weiß, wer ich bin. Das gibt mir eine Persönlichkeit und lässt mich besser fühlen, weil ich aufgeschlossen bin und die Person bin, die ich sein will.‘ Daraus wurde jedoch ein Zwang. (…) Nachdem mir der Produzent unserer ersten Platte bei einem Major-Label sagte, dass meine Stimme besser klingen würde, wenn ich getrunken hatte, dachte ich, es wäre meine Pflicht.“
Nachdem Andy Biersack seine jetzige Frau Juliet Simms kennengelernt hatte, die ähnliche Probleme durchlebt hatte, konnte er sich gemeinsam mit ihr von der Sucht befreien. Über sechs Jahre liegt die Entscheidung zur Abstinenz inzwischen zurück und „wir sind glücklicher und gesünder als je zuvor.“