Bericht: Devilside Festival 2010

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Die V8 Wankers eröffnen das Festival stilecht mit ihrem schmissigen Asi-Rock (seit letztem Jahr mit dem alten Black Metal-Hasen Marc vom mystischen Zirkel am Bass), damit sie schneller ans Glas wechseln können. Die Black Spiders legen nach in Sachen Rock und die ausfallenden Throwdown werden kurzfristig von den aus dem Pott stammenden Melo-Deathern Failed Perfection ersetzt. Dann spielen The Haunted zum Thrash Metal-Brunch auf der Hell Stage auf und wirken dabei noch unentschlossen, ob sie sich für das feurige Chili oder doch eher den zarten Käseaufstrich entscheiden sollen. Das Set bietet trotz der mageren Spielzeit einen guten Querschnitt ihres Schaffens und Sänger Peter Dolving schafft zumindest durch seinen Gesang Atmosphäre. In Sachen Stageacting ist an diesem Morgen aber noch Luft nach oben. Der letzte Ton von The Haunted ist noch nicht ganz verschallt, da hüpfen auf der Devil Stage schon die Münsteraner Neaera über die Bretter. Dabei geht es deutlich energiegeladener als bei The Haunted zu, wobei die körperliche Ertüchtigung von Shouter Benny hin und wieder doch ins Overacting abdriftet. Das Publikum dankt es ihm aber, sowohl mit einer „Good Morning Wall Of Death“ als auch mit einem spontanen Volkslauf über das halbe Gelände. Sonic Syndicate aus Schweden gehen aufgrund der eingeschränkten Spielzeit gleich in die Vollen. Ihr Melodic Death Metal tritt trotz poppiger Versatzstücke live ordentlich Arsch, auch wenn die wilde Show nicht nur aufgrund der Bandoptik etwas arg durchgestylt wirkt.

Normalerweise entfernt sich ein Musiker mit zunehmendem Alter vom Heavy Metal hin zu anderen Spielarten, bei DevilDriver geht’s dagegen in die andere Richtung. Dez Fafara sieht inzwischen aus, als würde er pausenlos zwischen Kneipe und Tätowierer pendeln. Musikalisch äußert sich das in räudigem Thrash Metal, den die Band auch optisch souverän auf die Bretter bringt. Und so sonnt sich zu Krachern wie ‚Clouds Over California‘ eine amtliche Menge im Circle Pit. Soviel Aufmerksamkeit ist den Hardcore-Punks von Smoke Blow nicht vergönnt. Ob es an der frühen Tagszeit oder dem doch überwiegend Metal-orientierten Publikum liegt – recht wohl scheint sich das Kieler Sextett anfangs nicht zu fühlen. Als aber ein eingeschworener Fankreis vor der Bühne die ersten Nummern euphorisch mitsingt, kann zumindest Frontmann Letten seine Zurückhaltung ablegen und weiß wie immer mit rotzigen Ansagen zu unterhalten (und sich auch mit Kollege Koeter gegenseitig anzurotzen, pfui). In einem kleinen Club kommen die Jungs aber deutlich besser!

Neben Mad Sin und New Model Army genießen vor allem Mr. Irish Bastard auf dem Devilside Exotenstatus. Allerdings ist ein Gros der Menge dankbar für die musikalische Abwechslung, denn nachdem der Sänger seine Street Credibility mit der Aussage beweist, dass die meisten Männer doch wichsend zuhause gesessen hätten, wenn sie nicht hier wären, feiert nicht nur das Folk Punk-Publikum die Münsteraner ab. Danach wird’s zeitgeistig und bunt, denn die Emil Bulls sind gekommen, um ordentlich den Marsch zu blasen. Dabei überzeugen sie wie so oft in den Strophen mit sattem Riffing und ordentlicher Härte, die sie dann aber in den furchtbar weichgespülten Refrains wieder verlieren. Trotz dieser ureigenen Diskrepanz ein energetischer Auftritt, der entsprechend bejubelt wird. Dass die Psychobillys Mad Sin ihr eigenes Publikum mitgebracht haben, zeigt sich an einigen Haartollen und hübschen Kleidchen, aber während des Gigs schubsen sich ganz andere in den Schlamm vor der Bühne. Ebenso wie Mr. Irish Bastard zieht die Berliner Gruppe neben ihrer Bühnenpräsenz vor allem durch ihre Andersartigkeit im Billing an.

Endlich ist es soweit, die lebende Legende des New York Hardcore steht auf der Bühne: Agnostic Front. Vinnie Stigma und Roger Miret wirken zwar langsam wie ihre eigenen Großväter, aber hey, wenn man in dem Alter noch so über die Bretter fegt und Klassiker wie ‚Crucified‘ raushaut, ist das aller Ehren wert. Ganz zu schweigen vom frenetisch mitgebrüllten und mitgefeierten ‚Gotta Go‘! Tolle Show einer Band, die einfach unkaputtbar scheint. Snapcase dagegen können einem an diesem Nachmittag Leid tun, denn es klafft ein deutliches Loch vor der Devil Stage. Dabei sind die wiedervereinten US-Amerikaner mit ihrem Straight Edge Hardcore, der in den Jahren auch Elemente von Refused, Deftones und Tool aufgenommen hat, höchst interessant. Das sympathische Auftreten und das abwechslungsreiche Set locken zumindest mit steigender Songzahl immer mehr Tanzwütige vor die Bühne.

Fear Factory eröffnen dann den Reigen der Metal-Helden. Gene Hoglan ist auch mit verbundenen Knöcheln nicht von einer Maschine zu unterscheiden, während die „wiedervereinten“ Kumpels Bell und Cazares sichtlich erfreut sind, dass die Menge ihnen jeden Ton von den Körpern abliest. Dabei wird klar, dass Songs wie ‚Shock‘ oder ‚Edgecrusher‘ immer noch fettester Scheiß sind, aber auch, dass sich seit 1993 insofern nichts verändert hat, als dass man für die cleanen Vocals besser einen Gastsänger oder die Bandmaschinen von Rhys Fulber bemühen sollte. Den Fans ist das aber Latte, es gibt Moshen und ekstatischen Ausdruckstanz, bei dem selbst unser Herr Jansen nicht stillhalten kann, der Mob feiert. Zebrahead sind dann das denkbar größte Kontrastprogramm zu Fear Factory. Ältere Herschafften fühlen sich erschrocken in die Neunziger zurückversetzt, als Crossover das große Ding war, doch die jugendliche Meute vor der Buhne erfreut sich an dem herumspringenden und sprechsingenden Haufen. Nicht jedermanns Sache, aber bei dem Wetter okay. Genug gezappelt, Essen zeigt jetzt Nackenmuskeln. Und die werden beim herrlich altmodischen Overkill-Set bis an die Belastungsgrenze beansprucht. Wo geshredded wird, da fliegen Matten. ‚Rotten To The Core‘, ‚Hello From The Gutter‘ oder ‚Coma‘ lassen dann auch keine weiteren Fragen auftauchen. Killer-Show!

Das sieht Danko Jones genau so und feiert Overkill bei der ersten sich bietenden Gelegenheit ordentlich von der Bühne aus ab. ‚Cadillac‘ und ‚Play The Blues‘ bringen die von Overkill eigentlich zerslammte Meute schnell auf Betriebstemperatur. Zwischendurch wird noch der S.O.D.-Klassiker ‚United Forces‘ angestimmt und bei ‚First Date‘ lässt Pott-Hammerer Küppers es sich nicht nehmen, den Südkurvenchor am Bierstand zu dirigieren. Da nickt sogar der Stratercaster anerkennend. Große Fresse, große Riffs, große Leistung. New Model Army haben wohl die Aufgabe, das Publikum nach den starken Auftritten von Overkill und Fear Factory wieder runterzuholen und ihm eine Verschnaufpause für den Endspurt zu verschaffen. Denn eigentlich hätten die Briten alleine aufgrund ihres Legendenstatus an diesem Tag die Headliner-Position verdient. Auch weil die Band um den charismatischen Sänger Justin Sullivan nach 30 Jahren immer noch Spaß auf der Bühne macht und die 45 Minuten mit Leichtigkeit mit Klassikern wie ’51st State‘ (viel zu früh gebracht!), ‚Here Comes The War‘, ‚I Love The World‘ füllen. Eine seltsame Mischung findet sich dann vor der Devil Stage ein. Trinkhornträger vermischen sich mit Mallorca-Feierpublikum und lechzen gemeinsam weder nach Wasser, noch Abkühlung, sondern nach Amon Amarth. Die Wikinger fahren den Motor mit ‚Twilight Of The Thunder God‘ direkt hoch – leider mangelt es mal wieder an der entsprechenden Lautstärke. Egal, vor der Bühne werden zu ‚Guardians Of Asgaard‘ oder ‚The Pursuit Of Vikings‘ etliche Hälse rundgebangt. Aber: „Mitklatschen ist kein Death Metal“.

Dann wird es Zeit für die beiden Headliner des Tages. Wenn Agnostic Front die lebende Legende des New York Hardcore sind, dann sind Sick Of It All das absolute Lebenselixir. Endlich ist es dunkel und bei tollem Licht geben Craig Ahead, Fußballexperte Armand Majidi und die Koller-Brüder auf der Bühne alles. Obwohl Sick Of It All genug Klassiker wie ‚Scratch The Surface‘ auf der Habenseite verbuchen können, gefallen vor allem die Songs von DEATH TO TYRANTS und brandneue Tracks wie ‚Watch It Burn‘ von BASED ON A TRUE STORY. Die Menge feiert die Band entsprechend ab und unser Herr Küppers missbraucht die Decke des Bierwagens zum Synchron-Drumming. Sehr geile Show einer der besten Live-Bands des Planeten. Wer denkt, dass nach dem begeisternden Sick Of It All-Gig die Hardcore-Fraktion den Abmarsch machen würde, hat sich getäuscht und nicht mit der Anziehungskraft von Airbourne gerechnet. Joel O’Keeffe und Co. haben vergleichsweise leichtes Spiel – das Devilside wartet nur auf den Gnadenstoß. Und den soll es bekommen, bei gutem Sound und den Highlights beider Alben wirken die Australier glücklicherweise nicht so routiniert wie im Vorfeld befürchtet. Doch der Wucht von ‚Raise The Flag‘, ‚Hellfire‘ oder dem Setcloser ‚Runnin`Wild‘ können sich weder Langhaarige, Rockabellas oder Bandana-Träger entziehen. Guter Absch(l)uss.

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