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BastiBasti als bildender Künstler
Bastis Stil ist eindeutig: Seine Zeichnungen sind grotesk bis gruselig, Figuren mit langen Gliedmaßen und toten Augen laden in eine Welt ein, in der man eigentlich nicht sein will, in die man sich allerdings bereitwillig entführen lässt. Vielleicht liegt es an der punktuellen Überladenheit, vielleicht an den schweren schwarzen Outlines, die den trippigen Elementen Klarheit bieten, doch so leicht lässt seine Kunst nicht los. „Es ist sehr viel Dada, auch gaga“, sagt er selbst grinsend. „Es ist obszön, nicht nur in sexueller Form, es ist schräg und albern, aber es liegt auch etwas Trauriges darin.“
Hat man eines von Bastis Werken gesehen, kann man seine künstlerische Handschrift überall erkennen, auch wenn sich der Stil des Künstlers natürlich über die Jahre weiterentwickelt hat. „Bei den ersten Callejon-Artworks fand ich es total spannend, mit Farben zu experimentieren“, benennt Basti eine Phase seines Schaffens. Er meint die knallbunten Bilder, wie man sie unter anderem auf WILLKOMMEN IM BEERDIGUNGSCAFÉ (2006) und VIDEODROM (2010) findet. Damals arbeitete er vermehrt digital – das Einfärben geschah am Computer. „Damals habe ich ein altes Vektorprogramm namens Adobe FreeHand benutzt.
Das war abgefahren und ich hatte viel Freude daran, weil es für mich etwas Neues war. Dann hat sich eine Art Stil herausgebildet, und den habe ich irgendwann ins Schwarz-Weiße überführt“, erzählt BastiBasti weiter. „Das fing mit meinen Kunstdrucken an und ich habe es zehn Jahre beibehalten – es gab höchstens kleine Farb-Nuancen. Das ist lange Zeit mein Stil gewesen, und es wird auch ein Teil von mir bleiben.“ Das höchste Gut für ihn sei dabei die Entdeckungslust – in allen Medien. „Aber in letzter Zeit gehe ich mehr in Richtung Malerei und größere Gemälde, wende mich mehr der Farbe zu.“
„Rot macht mich wahnsinnig.“
Diese Veränderung wird im Nebenraum offensichtlich. Größtenteils arbeitet Basti hier mit einer Mitarbeiterin an seiner Marke, lagert die Teile und verpackt Bestellungen. Doch an der hinteren Wand, gut beleuchtet vom großen gewölbten Fenster in der flachen Decke, auf dem gerade der Regen eine sanfte Melodie trommelt, regiert tatsächlich die Farbe im nüchternen Raum. Auf dem mit getrockneten Farbspritzern verzierten Atelierboden hat Basti seine neuesten Werke aufgereiht. Es sind große Bilder humanoider Gestalten mit trotz limitierter Farben klarer Linie. Beige, orange, blau und schwarz sind vorherrschend – passende benutzte Farbtiegel stehen unter der Staffelei.
Eine Botschaft? Fehlanzeige. „Ich habe keine Lieblingsfarbe, ich finde alle Farben wichtig“, formuliert es Basti mit ausladender Denkpause vor dem Adjektiv. „Ich vermeide die Begriffe ‚gut‘ oder ‚schön‘, aber es gibt natürlich Farben, mit denen ich von Haus aus öfter hantiere. Dazu gehört zum Beispiel Rot, weil es eine unmittelbare, wütende Signalfarbe ist. Allerdings weiß ich gar nicht, ob mir Rot gefällt. Rot macht mich auf jeden Fall wahnsinnig und ich glaube, es geht vielen Menschen so. Vorherrschend ist bei mir auch Schwarz – wobei das nicht mal eine Farbe ist.“ Die Farben, so sagt er, kämen spontan – das typische „es passiert einfach“, das Künstler häufig beschreiben.
Die Malerei als Medium hingegen kann BastiBasti konkret begründen: „Aktuell habe ich keine Freude daran, eine Illustration, die aussehen soll wie von Hand illustriert, digital zu erstellen“, philosophiert er. „Da würde ich ja versuchen, einer Sache Spontaneität zu geben, die schon vorprogrammiert ist. Es ist viel spannender, den Pinsel in die Hand zu nehmen: Man denkt genauer nach in dem Moment, Entscheidungen sind absoluter, während man am Computer durch die Zurück-Funktion gewissermaßen omnipotent ist.“ Er lacht: „Übrigens bin ich dann auch schneller fertig.“
„Das gruselt mich selbst.“
Wenn schon bei den Farben keine werkübergreifende Einigung zu beobachten ist, dann jedoch beim Dargestellten. „Es gibt verschiedene Sujets, die man für immer mit sich herumträgt“, weiß Basti. „Auf all meinen Bildern ist immer ein Schädel – das Motiv ist einfach nie zu Ende erzählt. Ich kann mich an Schädeln ebenso wie an Gesichtern nie sattsehen. Vielleicht hat das etwas mit dem Memento-Mori-Prinzip zu tun: Es symbolisiert zugleich unsere tiefste Angst und bildet absolute Realität ab.
Es lauert in einem und wird als Grusel wahrgenommen, obwohl es eigentlich keiner ist. Es ist der Beweis der eigenen Endlichkeit und allein die Tatsache, dass man sich darüber Gedanken machen kann, ist abgefahren. Das gruselt mich selbst, aber es gruselt mich gerne.“ Daneben gibt es für ihn ein weiteres bedeutungsschwangeres Symbol: In Form des Gemäldes aus dem Video zum Callejon-Song ‘Tor des Todes’ (2022) hängt es an der Wand, als BastiBastis Logo ziert es alle Soloabenteuer des Tausendsassas: die Spirale. „Ich nutze die Spirale als Symbol, weil sie überallhin reicht“, denkt der Künstler das Motiv dreidimensional. „Sie geht zur Seite, aber auch hinein oder abwärts.
Eine Spirale ist unendlich, dem Kreis nicht unähnlich, nur wiederholt sich nichts – man kommt höchstens an dem, was war, vorbei und kann es aus einem anderen Winkel sehen, als wäre die Spirale ein Zeitstrahl.“ Er geht noch weiter: „Und dann stehen sich zwei Motive gegenüber: Nämlich das Motiv der Endlichkeit, der Beweis, und der Gedanke an die Unendlichkeit. Allein, dass es in meiner Kunst zwei Dinge gibt, die sich gegenüberstehen, ist einfach unendlich interessant.“
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