Strukturell entschlackter und von grollendem Geröll zugunsten erhöhter Zugänglichkeit weitgehend gelöst, so präsentieren sich die einstig progressiven Sludger auf ihrem dritten Langspieler. Mit weit ausgestreckten Stilfühlern, die neben immer schon vorhandenen klassischen Rock-Wurzeln nun auch in den Alternative-Bereich und uramerikanische Folklorismen vorstoßen und gar Indie-Insignien streifen, haben Baroness ihr Evolutionsverständnis ein ganzes Stück weiter vorangetrieben.
Auch personell ist bei der Band nicht mehr alles beim Alten: Gründungsbassist Summer Welch entschied sich für den Rückzug vom ausufernden Tour- ins Privatleben, weshalb Sänger, Gitarrist, Bandkopf und Cover-Künstler John Dyer Baizley im Studio nun also auch noch am Viersaiter seine Vielseitigkeit unter Beweis stellte. „Ich habe die instrumentalen Grundlagen der Basslinien sowieso schon immer geschrieben. Summer hat sie dann adaptiert und sein Ding daraus gemacht. Insofern hatte ich für die Demos ohnehin schon ein paar Bassspuren eingespielt und musste sie dann im Studio nur noch perfektionieren”, verrät der Frontmann und widerlegt zugleich die Vermutung, dass die Soundveränderung besetzungstechnisch mitbegründet werden kann.
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Das Album ist also ein einheitliches Gesamtbild, das dennoch ironischerweise gar kein konzeptuelles Korsett braucht. „Zunächst hatten wir tatsächlich vor, ein Kontrastkonzept zu verfolgen: Eine harte, schwere Scheibe und eine leichtere zu machen. Aber als wir das dann im Kopf durchgespielt haben, gefiel es mir nicht mehr, weil es zu eindeutig und vorhersehbar gewesen wäre. Es wäre wie ein Gimmick rübergekommen. Wenn man ein Doppelalbum macht, muss man vorsichtig sein, nicht in diese effekthascherischen Sphären abzudriften. Metaphorisch gesprochen: Anstatt eine weiße und eine schwarze Scheibe zu machen, haben wir uns lieber dafür entschieden, eine graue Einheit mit fließenden Übergängen zu erschaffen. Das war eine dramaturgische und dynamische Entscheidung.“
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Vorhersehbaren Einheitsbrei gibt es dieser Tage mehr als genug, und der vordergründige Heißhunger allein nach Härte ohne Nähr- und Mehrwert kann schnell an jeder Ecke gestillt werden. „Wir denken, dass die Leute eine intelligente Band wollen, die spannende und künstlerisch herausfordernde Ideen präsentiert. Wir haben keine Intention, irgendeiner Clique, Szene oder einem Trend zugehören zu müssen. Wir wollen nur gute Musik machen. Oder zumindest Musik, die wir für gut halten“, fasst John zusammen. „Die Schlüsselfrage bleibt für mich immer: Würde ich mir das selber gerne anhören? Wenn ich das mit ’Ja!’ beantworten kann, dann bin ich vollends zufrieden.“ Und genau das kann man mit diesem unprätentiösen, universellen Doppelschlag auch sein.
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