Was folgte, ist Geschichte. Oder vielleicht sogar Geschichts-Verklärung. Denn obwohl At The Gates zum Beispiel auf ihrer letzten Tour durch Europa nur Support waren (von Unleashed) und auch gerade Mal vor durchschnittlich 80-100 Leuten spielten, wurden sie posthum zum Erfinder des melodischen „Göteborg“ Death Metal gekürt. Außerdem beruft sich 3/4 der aktuellen Metalcore-Gemeinde weltweit auf die legendären At The Gates. Zu Lebzeiten hatte die Band nichts davon.
2008 wird dafür jetzt endlich passieren, was Fans seit 1996 erhoffen: Die Band reuniert sich für ein paar Shows. Aber es wird nur eine vorübergehende Wiedervereinigung sein, wie Gitarist Anders Björler dem METAL HAMMER erklärt. „The Haunted [seine eigentliche Band seit 1996] wird im Herbst 2008 mit den Arbeiten am nächsten Album anfangen. Vorher haben mein Bruder Jonas [Bass bei The Haunted] und ich also Zeit für At The Gates. Ähnlich sieht es bei den anderen Musikern aus.“
Die anderen. Das sind Tomas Lindberg (Gesang), der mit The Great Deceiver beschäftigt ist, Martin Larsson (Gitarre) und Adrian Erlandsson (Schlagzeug), der unter anderem schon für Cradle Of Filth gespielt hat.
Außerdem stehen im Sommer so große Festivals wie das Wacken:Open:Air, Ruis Rock und Blood Stock an. Eine gute Gelegenheit also, um möglichst vielen Fans die Reunion vorstellen zu können. „Natürlich wollen wir so viele Fans wie möglich erreichen,“ bestätigt Anders. „Es wäre daher Unsinn, eine kleine Club-Tour zu fahren, anstatt die großen Festivals abzugrasen.“
Dass eventuell auch Geld eine Rolle bei der Entscheidung gespielt haben könnte, At The Gates endlich wieder zu vereinen, verneint der Gitarist. „Es ist einfach sinnvoller, auf Wacken zu spielen. Denn dort kommen die Leute von ziemlich weit weg angereist und können sich die Reunion ansehen. Und nach dem Sommer haben wir ohnehin keine Zeit mehr. Es bleibt also nur ein sehr kurzes Zeitfenster.“
Diese kurze Zeit ist dann auch der primäre Grund, warum es nur diese eine Tour geben wird, die At The Gates momentan ausschließlich auf die drei Festivals Wacken, Ruis Rock und Blood Stock führen wird. Es gibt zwar Gespräche über mehr, aber eine richtige Tour ist momentan nicht in Aussicht.
‚Nicht in Aussicht’ ist natürlich das eine – ein kategorisches „Nein“ etwas ziemlich anders. Und das gibt Anders auf die Frage nach einem neuen Album. „Es wird keine neue At The Gates-Scheibe geben. Definitiv.“
Ob man ihm glaube muss? Sollte die Euphorie für At The Gates nach den Festivals zu groß sein, bleibt den Fans immer noch die Hoffnung, dass die fünf Musiker ja auch schon vorher einen Bogen um die Wahrheit gemacht haben, wie ein schelmisch lachender Anders zugibt: „Wir haben schon seit rund vier Jahren über eine mögliche Reunion gesprochen, es offiziell aber immer geleugnet. Natürlich wurden wir danach gefragt, sagten aber immer, nichts zu planen. Aber vor 2008 war halt auch nichts möglich.“
Sollte es bei einigen wenigen Daten im Sommer 2008 bleiben, an denen At The Gates von den Toten auferstehen, bleibt Fans aber das Versprechen, dass von allen Alben Songs gespielt werden – die Debüt-EP GARDENS OF GRIEF (1991) eingeschlossen. Welche Titel es werden, ist aber noch unklar. „Wir haben noch nicht zusammen geprobt und auch noch keine Song-Listen zusammengestellt. Nur dass wir von jedem Album was spielen, ist momentan sicher.“
Warten wir also ab, was bis 2008 noch so alles im Hause At The Gates passiert.