Die Kompassnadel zeigt Richtung Süd-West. Langsam spannt sich die Totenkopfflagge im sanften Morgenwind, die wilden Matrosen schmettern das Lied vom tapferen Davy Jones. Noch ein kräftiger Schluck vom miefigen Donnerbräu, dann heißt es Anker lichten. Alles klar Schiff, die Reise geht los: auf in das Eldorado der Abenteurer! Auf in die Karibik!
Wie süß klingen diese Namen: Bahamas, Kuba, Jamaika – das ist nichts für Landratten. Dort leben nur die Vogelfreien, Schlitzohren, Freibeuter. Die Trunkenbolde, Sprotten und Holzbeine. Mit einem Wort: Piraten.
Doch aufgepasst! Dort, wo teuflische Riesenmonster aus den Tiefen des Atlantiks Schlepper versenken, dort, wo Schattengestalten in dämonischen Unterwasserhöhlen ihr Unwesen treiben – dort zählt ein Piratenleben nicht viel. Und aufsässige Besatzungsmitglieder wandern schnell über die Planke – kopfüber zu den Haien …
Aber vielleicht zahlt es sich aus: In den tropischen Gefilden warten Sirenen, schön wie die Göttinnen der Meere. Und Schätze, vollgepackt mit Gold und Schmuck. Diese Reise wird ein Abenteuer, sie beginnt im Herbst 2013. Dann heißt es: Ablegen mit „Assassin’s Creed 4“!
Doch kein Zuckerhut!
Von einer faustdicken Überraschung zu sprechen, wäre wohl übertrieben. Dass Hersteller Ubisoft einen neuen Ableger der beliebten Meuchelmörder-Serie herausbringt, hätte sogar ein Pirat mit zwei Augenklappen vorhergesehen. Denn der Vorgänger schlug sich mehr als erfolgreich: Ubisoft verkaufte gut zwölf Millionen Exemplare.
Weit interessanter war die Frage, wohin die Reise diesmal geht. Darüber zerbrachen sich Fans der Serie gehörig den Kopf! Nach Brasilien auf den Zuckerhut? Oder ins Paris zu den Zeiten der Französischen Revolution? Auf die Schlachtfelder des Zweiten Weltkriegs? Oder bleibt es bei Boston und New York, den Städten des Vorgängers? Nun haben die Spekulationen ein Ende: „Assassin’s Creed 4 – Black Flag“ spielt um 1715 während des goldenen Zeitalters der Piraterie. Mitten in der sonnigen Karibik, an etwa 50 Spielorten.
Die Schätze lauern unter Wasser
Das klingt nach packender Action und brüllenden Kanonen. Ubisoft verspricht eine noch größere Spielwelt als im Vorgänger – und die besteht jetzt nur noch zu etwa sechzig Prozent aus fester Erde. Die restliche Zeit verbringen Sie auf hoher See und absolvieren dort Missionen. Dabei trotzen Sie schon mal einem schweren Orkan, riesigen Kraken oder anderen Meeresmonstern. Im Notfall tauchen Sie ab, denn die „Open World“ des vierten Teils erstreckt sich bis unter die Wasseroberfläche. Dort verbergen sich Höhlen und uralte Geheimnisse.
Kuba, Jamaika und die Bahamas
Wer unter einer seltenen Form virtueller Seeübelkeit leidet, sollte sich aber schnellstmöglich aufs Festland begeben. Dafür bieten sich im kommenden „AC“-Abenteuer vor allem zwei Inseln an. Kuba mit seiner prächtigen Hauptstadt Havanna sorgt für iberisches Flair, denn es stand damals unter spanischer Herrschaft. Anders Jamaika: Im 1693 gegründeten Kingston hatten vor dreihundert Jahren die Briten das Sagen. Zwei unterschiedliche koloniale Machthaber – das wirkt sich auch auf das Stadtbild beider Schauplätze aus.
Laut Ubisoft erkunden Sie noch weitere faszinierende Orte – etwa die Inselstadt Nassau auf den Bahamas. Und wer weiß: Vielleicht steht ja zumindest ein Kurzausflug zum Zuckerhut in Ubisofts Reiseführer – von der Karibik ist es nicht allzu weit zur Copacabana. Viele Fans waren von einem möglichen Spielort Brasilien begeistert.
Opa Edward Kenway
Ob das auch für den Helden des kommenden Actiontitels gilt? Äußerlich unterscheidet er sich wenig von den bisherigen Recken: Tiefe Kapuze, Schießeisen, spitze Klingen – der Neue hat alles, was ein echter Assassine braucht. Sein wohlklingender Name: Edward Kenway.
Wer „Assassin’s Creed 3“ gespielt hat, stolpert sofort über den Nachnamen. Aus gutem Grund: Edward Kenway ist Connors Großvater und Haythams Vater; die beiden waren die Hauptfiguren des Vorgängers. Damit ist „Assassins’s Creed 4“ eine Art Prequel, das die Vorgeschichte zu den späteren Ereignissen in Boston erzählt.
Edward ist der erste Assassine der Kenway-Familie. Ein junger Draufgänger, Sohn eines englischen Vaters und einer walisischen Mutter, leidenschaftlicher Seebär und Ehemann der schönen Caroline, seiner in der Heimat Großbritannien verbliebenen Gemahlin. Es müsste mit dem Teufel zugehen, wenn sie im Verlauf der Story nicht noch eine Rolle spielt.
Ein Paradies für Seeräuber
Apropos Story: Auch „AC4“ beleuchtet ein Kapitel der Weltgeschichte – das goldene Zeitalter der Piraterie, das um 1715 seinen Höhepunkt erreichte und bis heute Mythen und Legenden speist. Wie die Vorgänger liefert der vierte Teil viel historisches Kolorit. Und wie üblich würzt Ubisoft die Piraten-Action mit der inzwischen etwas überflüssigen Assassinen-vs-Templer-Story.
Gleichwohl läuft Ihnen die eine oder andere berühmte Persönlichkeit über den Weg. Etwa der an Ihrer Seite kämpfende Kapitän Blackbeard, einer der bekanntesten Seeräuber. Oder Benjamin Hornigold, der kühnste Piratenjäger unter der karibischen Sonne. Ob auch der alte Störtebeker mal vorbeischaut?
Klettern leicht(er) gemacht
Als ehemaliger Freibeuter im Auftrag der englischen Krone ist Edward ein erfahrener Segler. Wie es sich für einen „Assassin’s Creed“-Helden gehört, lässt er selbst flinke Affen beim Klettern alt aussehen – und erklimmt Häuserfassaden, Bäume, Kirchen und die Masten seines Windjammers.
Bleibt zu hoffen, dass sich Ihr schwindelfreier Held nur dann zu Kletterpartien aufschwingt, wenn Sie ihn dazu auffordern. Das war in „AC3“ nämlich nicht immer so: Wollte man mit Connor bloß ein wenig spazieren gehen, stand der urplötzlich auf Hausdächern und hangelte sich durch die Luft. Aufgrund der nervigen Steuerung war es nicht immer einfach, den Halbindianer im Zaum zu halten – ein Problem, das viele Spieler ärgerte. Feinjustierung würde dem Klettersystem auf jeden Fall guttun.
Beschatten, infiltrieren, kämpfen
Zu Edwards Standardausrüstung zählen zwei Säbel und mehrere Pistolen. Im Laufe der Story bekommt sein Arsenal laufend Zuwachs: Neben versteckten Klingen sind das Blasrohr und alle vom Feind fallen gelassenen Waffen potenzielles Kriegsgerät. Wie immer erledigen Sie die Gegnerhorden (vorzugsweise spanische Söldner) schnell und ohne mit der Wimper zu zucken. Ubisoft konzentriert sich auf actionreiche Prügeleinlagen, doch auch Schleichpassagen kommen diesmal nicht zu kurz. So schlurfen Sie wieder unerkannt durch die Massen, beschatten und infiltrieren. Der Hersteller verspricht, die Schieß-Mechanik zu überarbeiten. So sollte es einfacher sein, mit Gewehren, Pistolen & Co. zu ballern, um sich der Widersacher zu entledigen.
Der heimliche Star
Doch gegen Ihre eigentliche Waffe sind Flinte und Konsorten nur öde Knüppel. Die „Jackdaw“, so heißt Ihr Schiff, ist der heimliche Star des vierten Teils. Das überrascht nicht – schließlich gehörten die Schiffspassagen schon zu den Highlights von „AC3“. Nun verbringen Sie weitaus mehr Zeit an Deck und haben bei Seeschlachten allerhand zu tun. Während es im Vorgänger beim Schießen vor allem um gutes Timing ging, gewinnt jetzt die Flugbahn Ihrer Kanonenkugeln große Bedeutung: Wie weit ist der Feind entfernt, wie schnell bewegt er sich, welche Waffe ist geeignet? Sie verfügen über fünf Bordkanonen mit verschiedenen Eigenschaften.
Das ist praktisch, denn am weiten Horizont warten etliche Missionen auf Sie. Sie können ein Kaufmannsschiff kapern, Wale jagen oder ertrinkende Piraten retten. Passen Sie aber gut auf die „ Jackdaw“ auf: Die Entwicklung von Edward hängt stark von ihrem stetigen Ausbau ab. Nur mit einem aufgemotzten Schiff erreichen Sie alle Territorien.
Prognose: Assassin’s Creed 4 – Black Flag
Die ersten Ubisoft-Screenshots zeigen eine ungewohnte Spiellandschaft auf dem Festland – und eine Ozeanwelt, die auch unter Wasser zum Träumen animiert. Dass Ubisoft die Schiffskämpfe ins Zentrum rückt, dürfte vielen Serienfans gut gefallen. Die sollten übrigens den Reifeprozess von PS4 und Xbox 720 genau im Auge behalten: Außer für Computer, Playstation 3, Xbox 360 und Wii U erscheint „Assassin’s Creed 4“ für die neue Konsolengeneration. Dabei springt wohl eine stark verbesserte Grafik heraus. Das tröstet darüber hinweg, dass der historische Konflikt in „Assassin’s Creed 4“ eher unbedeutend ist – zumindest im Vergleich zu den Vorgängern. Und es lenkt ein wenig von dem Eindruck ab, dass Ubisofts kommende Piratengeschichte vor allem im seichten Fahrwasser der erfolgreichen „Fluch der Karibik“-Filme segeln will.
Mehr Infos und weitere exklusive Bilder findet ihr in der COMPUTER BILD SPIELE 4/2013 (EVT: 6. März).
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Quelle: Computer Bild Spiele. Mehr bei computerbild.de
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