Amon Amarth sind dafür verantwortlich, dass “Wetten, dass…” an diesem Samstag Abend noch weniger Zuseher hat als sonst – denn der Wiener Gasometer ist bemerkenswert gut gefüllt. Und das, obwohl schon der Witz die Runde macht, dass die Schweden mittlerweile an jeder Tankstelle Europas gespielt haben. Der Erfolg gibt ihnen jedoch Recht, der Zuschauerandrang spricht eine deutliche Sprache.
Den Abend eröffnen dürfen Keep of Kalessin, die den vielen Vorschusslorbeeren locker gerecht werden. Musikalisch und technisch sind die Norweger eindeutig die beste Band des Abends, und mit einer ebenso wilden wie kompetenten Performance mit Songs des aktuellen Werk KOLOSSUS und dem Vorläufer ARMADA empfehlen sie sich diskret für höhere Weihen.
Von Legion Of The Damned sieht der Autor aufgrund eines Interviews nur fünf Minuten – und die sind langweilig. Augenzeugen-Berichten zufolge soll sich dies auch nicht wesentlich gebessert haben.
Bei Obituary hingegen ist wieder mal alles in Obi. Die Band ist gut drauf, was kein Wunder ist, denn die Marihuana-Fahne weht aus dem Backstage-Bereich bis vor die Bühne. Sollte mal wieder die gesundheitliche Wirkung von Cannabis erforscht werden, müsste man John Tardy untersuchen, denn der ist selbst 20 Jahre nach dem Debüt SLOWLY WE ROT noch ein Haar- und Stimmbandwunder. Selbst wenn er ohne Mikrofon „Rock ‘n‘ Roooooooooll!!!!“ in die Halle brüllt, föhnt’s den vorderen Reihen die Haare weg. Einzige Enttäuschung: Gitarrist Ralph „Dio“ Santolla hat sich offensichtlich den Fuß gebrochen. Das linke Bein war erst beim zweiten Song auf der Monitorbox.
Amon Amarth daraufhin sind fett. Zumindest in körperlicher Hinsicht, denn Gitarrist Olavi und Sänger Johan scheinen sich im Rausche des Erfolgs der letzten beiden Alben TWILIGHT OF THE THUNDER GOD und WITH ODEN ON OUR SIDE noch schnell ein paar Kilo raufgefuttert zu haben. Speziell Johan lässt im eng anliegenden Ruder-Shirt Halvar von Flake wie das Opfer einer misslungenen Weight Watchers Diät wirken. Generell hat man die Band schon mal agiler erlebt, und so übernimmt in Wien Amon Amarth Bassist Ted die Rolle des Aktivpostens. Der hat sich zwar vor dem Konzert mal eben eine Flasche Captain Morgan eingetrichtert, lässt sich davon jedoch nicht das Geringste anmerken. Saufen können Amon Amarth, da gibt’s nix. Ansonsten verlassen sich die Wikinger eher auf die opulente Lightshow und die Loyalität ihrer Fans, die ihnen auch nach gefühlten 12.452 Konzerten freudestrahlend zu Füßen liegen. Bei “Pursuit Of Vikings” wartet man jedenfalls nur noch auf die Polonaise.
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Wer einen Vergleich zum Konzert in Hamburg haben möchte, findet ihn hier in Bericht und vielen Bildern.
Wolfgang Kuhn
Weitere Konzert-Berichte:
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