Alter Bridge: Mark Tremonti über seinen Weg zum Komplettmusiker

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Als Kopf von Alter Bridge und Creed gehört Mark Tremonti zu einer Generation von Gitarristen, die nicht so sehr mit spektakulärer Fingertechnik glänzen, sondern mehr durch ihren modernen Sound und ihre außergewöhnlichen Fähigkeiten als Songschreiber ganze Scharen an Nachwuchsmusikern beeinflussen. Tremontis Spielweise ist ein wahrer Ohrenschmaus, doch auch er hat in seinen jungen Jahren ein paar signifikante Fehler begangen, wie er uns in einem exklusiven Gespräch gestand.

Mark, wer so virtuos spielen kann wie du hat in seiner Karriere vermutlich alles richtig gemacht, oder?

Absolut nicht. Ich habe als junger Gitarrist sogar eine Menge Fehler begangen. Der größte war, dass ich unbedingt all diese superschnellen Läufe und Skalen lernen wollte. Man vergeudet eine Menge Zeit, um Sweep Picking Arpeggios und all dieses Zeugs zu lernen. Aber wenn man dann mit anderen Musikern in einer Band spielen will, und das sollte ja das Ziel eines jeden Gitarristen sein, stellt man plötzlich fest, dass einem diese Sachen überhaupt nicht helfen. Plötzlich klingen sie total dumm und überflüssig und ungeeignet für einen klassischen Rock-Sound. Es gibt nur eine Ausnahme: Man macht mit seiner neuen Band einen Speed Metal Prog-Sound, aber das interessierte mich nicht. Diese superschnellen Fingerübungen sind im Vergleich zu den wirklichen Wurzeln von Rock, Blues und Metal total unbedeutend. Als viel wichtiger erweist sich das Wissen, welche Noten man über bestimmte Akkordstrukturen und -folgen spielen kann. Man sollte lieber lernen, wie man Moll- und Dur-Schemata einsetzt und wie man dazu improvisiert.

Aber dein Stil basiert doch überhaupt nicht auf Blues-Schemata.

Das ist richtig, mein Stil basiert auf meinen Speed Metal-Vorbildern und deren Fingerpicking, aber in erster Linie sehe ich mich als Songschreiber, der quasi zur Gitarre gegriffen hat, um seine Ideen umsetzen zu können. Doch als ich Gitarre noch ausschließlich zum Spaß spielte und noch überhaupt keine ernsthaften Ambitionen hatte, machte ich ständig nur diese überflüssigen Fingerübungen. Als es dann ernsthafter wurde, merkte ich, dass ich überhaupt nicht hätte improvisieren können, wenn mich irgendjemand zu sich auf die Bühne gerufen hätte.

Was also empfiehlst du konkret?

Ich würde jedem jungen Musiker raten, sich irgendwelche Backing-Tracks zu besorgen und dazu zu improvisieren. Man sollte einfach simple Pentatonik-Pattern lernen und seine Wissen von dort aus aufbauen, anstatt in irgendwelche Yngwie Malmsteen-Welten einzutauchen. Man kann das Pentatonik-Schema sogar über Malmsteens Harmoniefolgen spielen, aber du kannst die Malmsteen-Noten nicht über einen normalen Rock-Song spielen. Okay, man könnte es schon, aber man würde vermutlich sofort aus dem Club geworfen (lacht). Mich hat es fast fünf Jahre gekostet, um die Wurzeln aufzuarbeiten, die ich früher niemals besaß. Dabei konnte ich feststellen, wie wertvoll diese Wurzeln für einen Gitarristen sind. Ich will jetzt nicht sagen, dass mir die schnellen Fingerübungen nicht geholfen haben, aber sie kamen zu früh, Besser wäre es gewesen, erst die Grundlagen und anschließend die flinken Notenfolgen zu lernen.

Spielst du auf der Bühne anders als im Studio?

Ja, absolut. Im Studio spiele ich sehr genau und konzentriert. Aber ich selbst will als Zuschauer ja auch lieber eine aufregende und lebhafte Show sehen, anstatt Musiker, die nur auf der Stelle stehen, um möglichst exakt zu spielen. Ich möchte lieber meinen Spaß auf der Bühne haben, ein paar extra Licks ausprobieren und die Show genießen.

Du improvisierst?

Nein, aber es gibt Parts, die man auf der Scheibe so nicht hört, die wir verlängert haben oder in denen wir kurz jammen. Wenn ich in meinen jungen Jahren als Zuschauer in Konzerten meiner Heroen nicht meine Lieblings-Gitarrensoli so hörte, wie ich sie von der Platte kannte, war ich enttäuscht. Ich erkannte damals nicht die künstlerische Freiheit, die dahinter steckt. Deshalb spiele ich meine Soli sehr nahe an den Studioproduktionen und improvisiere nur bei kleinen Fills.

 

Mark Tremontis Equipment

• PRS Singlecut Tremonti Signature
• D’Addario 0.10er- und 0.11er-Sätze
• T. Rex Replica Michael Angelo Overdrive
• 2 Fender 65′ Twin Reissue-Verstärker
• TC Electronics G-Force (Delay, Reverb)
• Mesa Boogie Triple Rectifier-Verstärker
• Furman Power Conditioner
• Morley Power Wah Tremonti Signature Modell
• EVH Phase 90
• Ground Control
 

Die Elite-Gitarrenschmiede

Was ursprünglich im Rahmen einer Projektarbeit am College begann, führte schließlich 1985 zur Gründung der Firma Paul Reed Smith Guitars mit Firmensitz in Stevensville, Maryland. Paul Reed Smith wurde am 18. Februar 1956 in der Kleinstadt Bowie im US-Bundesstaat Maryland geboren. Während seiner Zeit am St. Mary’s College konstruierte er seine erste Gitarre, nach seinem Abschluss baute er zunächst etwa ein Instrument pro Monat. Anfangs schleppte Paul Reed Smith seine Gitarren bei Konzerten hinter die Bühne und überredete zahlreiche Musiker, die Prototypen zu testen und zu beurteilen. Als Reaktion auf deren Tipps und Meinungen verfeinerte er ständig Aussehen und Technik seiner Instrumente.

Den Durchbruch schaffte Paul Reed Smith im Jahr 1976, als Weltstar Carlos Santana eine von Smith konstruierte Gitarre ausprobierte, anschließend zwei Modelle in Auftrag gab und diese fortan auch öffentlich spielte. Heute sind die PRS-Instrumente aus der Gitarrenwelt nicht mehr wegzudenken. Paul Reed Smith-Gitarren stechen meist mit einer überdurchschnittlich aufwändig gemaserten Decke sowie den markanten „Bird“-Inlays ins Auge und gehören zurzeit zweifelsohne zu den hochwertigsten (allerdings auch kostspieligsten) Serieninstrumenten. Die Firma beschäftigt heute mehr als 200 Mitarbeiter und stellt neben einer Auswahl an E- und Akustikgitarren mittlerweile auch alle in ihren Modellen verbauten Pickups im eigenen Werk her. Neben Mark Tremonti schwören zahlreiche Musiker wie Paul Allender von Cradle Of Filth, Zack Myers von Shinedown, Mikael Åkerfeldt und Fredrik Åkesson von Opeth, Chris Henderson von 3 Doors Down aber auch der Jazz Rock-Star Al Di Meola auf PRS-Instrumente.

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