Bei den MTV Video Music Awards im Jahr 2000 in New York knallte der Crossover der Neunziger mit dem Nu Metal der anbrechenden Nuller Jahre zusammen. Während es vor der Jahrtausendwende viel um gesellschaftskritische Inhalte ging, standen danach hauptsächlich wie auch immer geartete Emotionen im Mittelpunkt. Im Besonderen wurde dies in einem Konflikt deutlich, als Limp Bizkit gerade den Preis für das „Beste Rock Video“ entgegennahmen.
Denn Rage Against The Machine-Bassist Tim Commerford passte das gar nicht. Die Gruppe um Gitarrist Tom Morello hatte nämlich mit dem Clip zu ‘Sleep Now In The Fire’, bei dem Michael Moore Regie geführt hatte, einen eigenen Clip im Rennen. Die Dreharbeiten dazu fanden an der New Yorker Börse statt, Polizisten mussten eingreifen, die Börse schloss sogar an jenem Tag. Das Video zu ‘Break Stuff’ hingegen machte Limp Bizkit-Frontmann Fred Durst selbst — es bestand im Grund nur aus Lip Sync-Darbietungen von Fans, anderen Musikern und Prominenten.
Sabotage
„Wir hatten es mit Limp Bizkit zu tun, einer der dümmsten Bands in der Geschichte der Musik“, rekapitulierte Commerford in einem Jahre später geführten Interview. „Und ich saß da mit Michael Moore und sagte zu ihm: ‚Wenn der Award nicht an uns geht, klettere ich auf diese Struktur, sitze da oben wie ein Gargoyle und streue der Show Sand ins Getriebe.‘ Michael meinte nur: ‚Tim, folge deinem Herzen.'“ Als der Rage Against The Machine-Musiker dann wirklich auf die kunstvollen Bühnenaufbauten kraxelte, waren erst einmal alle Anwesenden geschockt.
Fred Durst zeigte schließlich hoch auf Tim und kommentierte: „Das ist jedenfalls ziemlich fett. Dieser Typ ist Rock’n’Roll. Er sollte einen Preis verliehen kriegen.“ In typischer Fred Durst-Manier legte er dann noch nach: „Dieser Kerl ist ein Weichei, weil er nicht springt.“ Nachdem Tim schließlich doch herunterkletterte, verhafteten ihn Polizeibeamte. Er musste eine Nacht im Kittchen verbringen. Seine Band-Kollegen Zach De La Rocha und Tom Morello flehten Commerford vorab an, die Aktion nicht zu bringen, und waren enttäuscht von ihm. Einen Monat nach den Awards verkündetet Zach seinen Abschied von der Band.
„Ich finde, es ist nun notwendig, Rage Against The Machine zu verlassen, denn unser Entscheidungsfindungsprozess ist komplett gescheitert. Er erfüllt nicht mehr länger die Hoffnungen von uns vieren als Band-Kollektiv und hat von meiner Warte aus unser künstlerisches und politisches Ideal untergraben.“ Ob das jedoch alles mit Commerfords Kletterei zu tun hatte, ist zu bezweifeln.
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