Allianz mit Aussage

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Das komplette Interview mit Maik Weichert (Heaven Shall Burn) und Ingo Knollmann (Donots) findet ihr in der METAL HAMMER-Januarausgabe 2025, erhältlich am Kiosk oder indem ihr das Heft bequem nach Hause bestellt. Noch einfacher und günstiger geht’s im Abo!

METAL HAMMER: Maik, in unserer Szene gibt es die stete Diskussion, ob Metal überhaupt politisch sein darf …

Maik Weichert: Wer ein Problem mit Antifaschismus im Metal hat, soll dafür sorgen, dass es keinen Faschismus gibt. Dann seid ihr Bands wie uns automatisch los. Antifaschismus ist eine Reaktion auf Faschismus – ich zwinge niemandem eine Ideologie auf, sondern bekämpfe eine Ideologie, die schädlich für das Menschsein ist. Weder Ingo noch ich haben ein Problem mit Bands, die Schätze am Ende des Regenbogens besingen. Metal muss nicht politisch sein. Aber dann muss man sicherstellen, dass da keine Nazis und Faschos rumlaufen. Die Forderung, unpolitisch zu sein, höre ich komischerweise immer nur aus der rechten Ecke.

Ingo Knollmann: Auch ich liebe diese Fantasy-Poster-Romantik. Texte, in denen mit Schwertern gegen Drachen gekämpft wird, holen mich tierisch ab. Gleichwohl war Metal – wie Punk – nie bequem. Es ist eine Subkultur, im Zweifel auch eine Gegenkultur. Diese haben immer Fragen und infrage gestellt, wollten nie angepasst gefallen. Sie bringen ein Quäntchen mehr Frage- und Ausrufezeichen mit als der Mainstream. Das sehe ich nicht als Problem, sondern als Chance. Was ist falsch daran, eine gleichberechtigte Welt zu propagieren? Antifaschismus ist keine politische Agenda, sondern gesunder Menschenverstand. Ich sage aber auch: Liebe Metal-Brothers und -Sisters, euer „United we stand“ und „Fighting the world“ endet nicht hinterm Zaun des Wacken Open Air!

„Faschismus muss man sich nicht anhören.“

Niemand muss in die Politik gehen, aber ihr alle habt die Chance, in eurer Blase dafür zu sorgen, dass das Zusammenleben funktioniert. Und das geht nicht durch Ausgrenzung, sondern dadurch, dass man sich die Hände reicht und nicht Leute wegschickt, die anders sind. Das kann man jenseits aller Szenen postulieren. Es ist wohlfeil, auf der Bühne von „Unity“ zu singen, sich abseits davon aber nicht zu äußern, in Grauzonen herumzutreiben und alle Seiten anhören zu wollen. Nein! Faschismus muss man sich nicht anhören. Bands wie Heaven Shall Burn und Kreator oder einen Robb Flynn von Machine Head sollte man umso mehr beklatschen, weil sie ihre Reiseflughöhe sinnvoll nutzen, die Fresse aufmachen, unbequem bleiben und somit ihrem subkulturellen Hintergrund Tribut zollen.

Maik: Amen. Mich regt auf, als Linker bezeichnet zu werden, weil ich gegen Faschismus bin. Es sollte der Überlebensinstinkt einer Zivilgesellschaft sein, dem gegenüber nicht gleichgültig zu sein. Dass das als linker Kampfbegriff verkommen ist, ist eine ekelhafte Tendenz.

MH: Stichwort Bundestagswahl 2025: Was kann jeder Einzelne tun, um sich für Demokratie einzusetzen?

Maik: Man sollte keine Parteien wählen, die ein vitales Interesse daran haben, dass es diesem Land schlechtgeht. Je schlechter es dem Land geht, desto mehr Zulauf bekommen populistische Parteien. Ich gebe niemandem meine Stimme, der Interesse daran hat, dass es mir nicht besser geht.

Kampfgeist und Hoffnung

Ingo: Die US-Wahl ist eine Quittung für vier Jahre schlechte Politik. Ich habe auch keine geniale Idee, was zu tun ist, außer ganz klassisch: Weitermachen! Das Armageddon steht immer vor der Tür. Wir nutzen die Mittel, die wir haben, um ein Gegengewicht zu schaffen. Selbst wenn es nur ideell ist oder ein Hoffnungsanker für Leute, die nicht wollen, dass der Scheiß gelaufen ist. Wir verkaufen Realismus mit einem Funken Kampfgeist und Hoffnung. Das verbindet unsere Subkulturen.

Maik: Bei Aktionen in Schulen zur Demokratiebildung werde ich oft von jungen Leuten gefragt, welche Partei sie wählen sollen. Es ist schwer, jemandem einen Tipp zu geben, der wirklich etwas verändern will. Wir haben einen Wirtschaftsminister, der in osteuropäischen Diktaturen um fossile Brennstoffe bettelt. Dafür hat man keine grüne Partei gewählt! Schaut euch kleine Parteien an – Tierschutzpartei, Gartenpartei oder so. Die kümmern sich wenigstens um eine Sache, die euch wichtig ist. Und man treibt jemanden an, der diese Sache unterstützt.

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Stimme nicht verschenken

Ingo: Ich habe beim Wahl-O-Mat oft die ­meisten Überschneidungen mit Miniparteien, die keinen Fuß in ein Gremium kriegen. ­Früher dachte ich, die Stimme sei verschenkt.

Maik: Die Stimme ist nicht verschenkt, weil du kein Nichtwähler bist und das Verhältnis mitbestimmst. Und es ist für die Finanzierung kleiner, cooler Parteien wichtig, wie ein Spendenscheck. Leuten, die sich nicht mit einer großen Partei identifizieren, kann ich das nur empfehlen.

Wie Heaven Shall Burn und Donots für ihren Song ‘Keinen Schritt zurück’ zusammenkamen und worum es ihnen mit der Botschaft genau geht, lest ihr in der METAL HAMMER-Januarausgabe 2025, erhältlich am Kiosk oder indem ihr das Heft bequem nach Hause bestellt. Noch einfacher und günstiger geht’s im Abo!

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