Accept: Heute vor 40 Jahren erschien BREAKER

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Begab man sich Ende des Jahres 1981 in einen wohlsortierten Plattenladen, um die Kiste mit den Neuerscheinungen durchzustöbern, fand sich vermutlich: Venoms WELCOME TO HELL und KILLERS von Iron Maiden, darüber hinaus glitt vielleicht eine Erstpressung von Ozzy Osbournes DIARY OF A MADMAN durch die Finger. Auch die in Solingen gegründete Heavy-Metal-Band Accept veröffentlichte 1981 einen Langspieler: BREAKER. Heute, am 16. März, wird er 40 Jahre alt.

Randnotiz: Alle im Artikel verwendeten Zwischenüberschriften sind Song-Textschnipsel von Accepts BREAKER, die nicht nur gewissermaßen zum zugehörigen Textabschnitt passen, sondern in die ihr beim Lesen reinhören könnt.

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BREAKER ist für den deutschen Heavy Metal ähnlich bedeutend wie etwa Iron Maidens Debüt für die New Wave Of British Heavy Metal. Entsprechender Langspieler markiert nicht bloß den Anbruch der goldenen Jahre von Accept, auch war er wegweisend für den Sound der deutschen Heavy Metal-Szene. Außerdem: BREAKER trug maßgeblich dazu bei, dass deutsche Heavy-Metal-Bands international überhaupt anerkannt wurden. Noch ein Jahr zuvor sah die Welt für Accept jedoch ganz anders aus: 1980 erschien ihr zweites Studioalbum I’M A REBEL. Gleichnamiger Titel-Song ist der einzige Track ihrer umfassenden Diskografie, der im Lauf ihrer Karriere nicht von Accept selbst geschrieben wurde: Schließlich war ‘I’m A Rebel’ eigentlich für AC/DC bestimmt – doch die wollten ihn nicht, also griffen Accept zu.

An den Schaffensprozess erinnert sich Udo Dirkschneider, damaliger Sänger von Accept, wie folgt: „Genau wie auf dem ersten Album waren zu viele Leute involviert, die versucht haben, die Band zu manipulieren.“ Das Ergebnis: gitarrenlastig verspielt, stellenweise seicht, weitgehend vom Hard Rock der damaligen Zeit beeinflusst. Hingegen war ihr drittes Studioalbum BREAKER ganz anders, von stählerner Härte gezeichnet: Accept lernten aus ihren Erfahrungen und ließen während der Entstehungs- und Produktionsphase keine musikalischen Einflüsse von außen zu.

Accepts Besetzung im Jahr 1985: Jörg Fischer, Peter Baltes (vorne), Wolf Hoffmann, Udo Dirkschneider und Stefan Kaufmann (vorne).
Accepts Besetzung im Jahr 1985: Jörg Fischer, Peter Baltes (vorne), Wolf Hoffmann, Udo Dirkschneider und Stefan Kaufmann (vorne).
Ebet Roberts Getty Images

Kiss My Ass, Son Of A Bitch!

Ein nahezu perfektes Beispiel ihrer musikalischen Kompromisslosigkeit stellt ‘Son Of A Bitch’ dar. Als letzter Track der A-Seite kommt er einem Herzstück gleich. Eines, das auf den Japan-, USA- sowie UK-Pressungen zensiert wurde. Anstatt „Son Of A Bitch“ heißt es dort in den Lyrics nämlich „Born To Be Whipped“ – hingegen blieben die Phrasen „You Asshole“ und „Kiss My Ass“ im Ursprungszustand. Unweigerlich kommt auf: An wen richteten Accept ihren Schimpf? Ganz klar: die Plattenfirma. Grundlegend betrachtet speist sich BREAKER vorrangig von Missmut, Trotz und Rage. Fun Fact: Allein während der Schaffensphase zerdepperte Gründungsmitglied und Sänger Dirkschneider drei Mikrofone.

Dieser verließ die Band sechs Jahre nach BREAKER – weil man seine eigenwillige Stimme und militärischen Outfits für massenuntauglich hielt. Daraufhin gründete er die Heavy-Metal-Band U.D.O., außerdem seine Plattenfirma „Breaker Records“. Accept durchlebten zahlreiche Besetzungswechsel; die Band löste sich auf und fand wenig später wieder zusammen. Auch Dirkschneider stieß erneut zu Accept hinzu. Einzig Wolf Hoffmann, seit 1976 Gitarrist, blieb beständig Teil der Besetzung.

Accept, 1984.
Accept, 1984.
Pete Cronin Getty Images

Power In Your Hands

Nach der Veröffentlichung von BREAKER begegnete die Band Wolf Hoffmanns späterer Ehefrau, Gaby Hauke, auf einem Festival. Bald darauf wurde sie als Managerin engagiert – und brachte Accept kurzerhand im Vorprogramm der Europa-Tour von Judas Priest unter. Allabendlich traten sie vor einem Publikum auf, das regelrecht perfekt auf Accepts Musik zugeschnitten schien. Zwar machten sie durch die Tour kurzfristig Verluste, doch stieg gleichzeitig Accepts Bekanntheitsgrad. Europaweit verkaufte die Band mehr Tonträger; sie etablierte sich als wichtiger Bestandteil der Heavy-Metal-Landschaft.

Rückblickend versteht Dirkschneider BREAKER als Geburtsstunde des charakteristischen Accept-Sounds. Den musikalischen Output der Band gestaltet im Übrigen auch Managerin Gaby Hoffmann (geb. Hauke) signifikant mit. Unter ihrem Künstlernamen Deaffy agiert sie als Songwriterin und Textschreiberin für Accept. In der Vergangenheit entwickelte sie außerdem Konzepte für Album-Cover sowie Marketing-Ideen.

Wolf Hoffmann, 2018.
Wolf Hoffmann, 2018.

Be A Step Ahead In Time

Nach BREAKER vergingen bloß eineinhalb Jahre bis im Oktober 1982 RESTLESS AND WILD folgte. Viele halten es für das wichtigste Album von Accept – nicht zuletzt, weil etliche Fans ‘Fast As A Shark’ zu den ersten Speed-Metal-Songs überhaupt zählen. Darüber hinaus gilt der letzte Song entsprechenden Langspielers, ‘Princess Of The Dawn’, heute als Klassiker schlechthin. Ikonisch außerdem die brennenden Flying-Vs des Album-Covers.

Noch heute, 50 Jahre nach ihrer Geburtsstunde, sind Accept aktiv. Erst im Januar 2021 meldeten sie sich mit ihrer nunmehr 16. Scheibe TOO MEAN TO DIE zurück.

Bassist Peter Baltes, Sänger Mark Tornillo und Gitarrist Wolf Hoffmann, 2018.
Bassist Peter Baltes, Sänger Mark Tornillo und Gitarrist Wolf Hoffmann, 2018.
PYMCA Getty Images

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Dirkschneider: Geballte Stärke

Das komplette Interview mit Dirkschneider findet ihr in der METAL HAMMER-Märzausgabe 2025, erhältlich am Kiosk oder indem ihr das Heft bequem nach Hause bestellt. Noch einfacher und günstiger geht’s im Abo! Die berühmten Dierks Studios in Stommeln an einem bitterkalten Tag Mitte Januar 2025. METAL HAMMER ist heute hier eingeladen, um einer exklusiven Präsentation beizuwohnen. Es geht um Dirkschneider, die Band des früheren Accept- beziehungsweise heuti­gen U.D.O.-Sängers Udo Dirkschneider, der seinen Album­klassiker BALLS TO THE WALL neu aufgenommen hat. Das Besondere daran: Die Musiker haben die Arrangements der Songs zwar unverändert gelassen, die gesanglichen Parameter jedoch grundlegend neugestaltet. Zu diesem Zweck…
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