In Flames: Die Listening Session in Stockholm

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Für Listening Sessions Haus-eigener Bands lässt sich das deutsche Label Nuclear Blast gerne besondere Aktionen einfallen – man denke etwa an den Verdun-Besuch zum Sabaton-Album THE GREAT WAR oder die Lappland-Reise in die märchenhafte Welt von Nightwish. Dass In Flames in die schwedische Hauptstadt Stockholm laden statt in ihre als Wiege des Melodic Death Metal geltende Heimat Göteborg hat logistische Gründe: Die Band kehrte erst vor Kurzem von ihrer US-Tournee zurück und bricht nach dem Interviewtag zur ausgedehnten Konzertreise durch Europa auf – die wenige Zeit, die den Musikern zu Hause bei ihren Familien bleibt, will genutzt werden. Daher stoßen der mittlerweile in Stockholm lebende Sänger Anders Fridén sowie der mit dem Zug anreisende Gitarrist Björn Gelotte erst am zweiten Tag dazu und machen sich im Anschluss daran direkt zu letzten Proben auf.

Soundtrack to your escape room

Bereits am 9. November arbeitet sich die international besetzte, in drei Teams aufgeteilte Journalistengruppe durch einen Escape Room mit dezentem Band-Bezug. Der Witz „Soundtrack to your escape room“ fällt erst spät, und von drei Teams gelingt es nur einem, die Rätsel und Aufgaben im vorgegebenen Zeitrahmen zu lösen. Team drei unter Beteiligung der METAL HAMMER-Abgeordneten unterliegt dem Nachteil einer späten Anreise mit diversen Verzögerungen und bekommt statt einer Stunde nur etwa zwanzig Minuten Zeit, um eine abgetrennte Gummihand zu wiegen und einen OP-Stuhl zu untersuchen, Schlösser zu knacken und Klaviermelodien zu klimpern, aber auch In Flames-Mitglieder zu sortieren, Coverartworks zuzuordnen und FOREGONE-Schlagwörter zu memorieren.

Autorin Katrin Riedl

Dampfende Kessel

Nach getaner (oder in unserem Fall: nicht getaner) Arbeit pendelt das Grüppchen ins Wikingerrestaurant Aifur, das Martin „E-Type“ Erikson von der Band Dampf gehört (METAL HAMMER berichtete). Thematik und Ambiente hätten besser zu einer anderen großen schwedischen Band gepasst – dass In Flames mittlerweile im Team Viking Metal spielen, steht jedoch nicht zu befürchten. Met aus edlen Gläsern und Bier aus Humpen fließen in Strömen, Salate sowie Fleisch-, Fisch- und sogar vegane Gerichte werden unter Zuhilfenahme von unhandlichem Besteck vertilgt, Äxte und Helme wandern munter durch die Reihen, ein Geiger spielt auf und alle paar Minuten stellt der gewandete Kellner (der Haustradition gemäß) Neuankömmlinge vor und animiert die im Tafelraum sitzenden Tischgesellschaften zu lautstarkem Applaus. Kurzum: Die Stimmung steigt und alles drängt auf den Höhepunkt des Abends zu, dem ein weiterer Location-Wechsel vorangeht.

Ausgefeilter Weltschmerz

Dann ist es so weit: In der schick, aber gemütlich eingerichteten Zentrale von Warner Music dröhnen die zwölf Tracks des neuen In Flames-Werks FOREGONE aus den Boxen – begonnen mit dem von Gitarren und Streichern dominierten Instrumentalintro ‘The Beginning Of All Thing That Will End’ über gefühlvolle, fragil intonierte Nummern wie ‘Pure Light Of Mind’ bis hin zu hartem, regelrecht brutalem Stoff wie ‘In The Dark’. Alle regulären Stücke der guten Dreiviertelstunde bewegen sich zwischen drei und viereinhalb Minuten, die meisten davon beinhalten das für In Flames typische Wechselspiel aus harschem und emotionalem Gesang sowie ausgefeilte, insbesondere in den vielen Soli auffällige Gitarrenarbeit, für die neben Gelotte auch Neumitglied Chris Broderick (Act Of Defiance, ex-Jag Panzer, ex-Megadeth) verantwortlich zeichnet.

Stilistisch finden sich Zitate aus sämtlichen Karrierephasen, unter anderem werden Erinnerungen an SOUNDS OF A PLAYGROUND FADING wach – wer dieses Album mochte, dürfte auch mit FOREGONE klarkommen. Obgleich sich noch kein Überhit herauskristallisiert, lässt sich selbiges bereits jetzt als spannendes, sehr emotionales und thematisch interessantes, da von Endlichkeit und Weltschmerz geprägtes Werk einstufen, dessen Stärken insbesondere in der zweiten Albumhälfte zu finden sind. Persönliche Highlights: ‘Foregone Pt. 1’ (nostalgische Gitarrenarbeit), ‘Pure Light Of Mind’ (Emotionalität), ‘In The Dark’ (“This is a war – no one will win it”), ‘A Dialogue in b Flat Minor’ (möglicher Nachfolger von ‘Alias’), ‘End The Transmission’ (Ende ohne Hoffnung?).

Was Anders Fridén und Björn Gelotte am Folgetag im Interview zu FOREGONE zu sagen hatten sowie eine ausführliche Hörprobe lest ihr in unserem Studiobericht in METAL HAMMER-Ausgabe 01/2023 (EVT: 14.12.2022) sowie in unserer großen Titelgeschichte in METAL HAMMER 02/2023 (EVT: 11.01.2023) mit exklusiver CD-Beilage.


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(c) Dani Bueno
(c) Katrin Riedl
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Pete Townshend: "Jemand müsste Rick Rubin eine kleben"

Rick Rubin widerspricht sich selbst Während eines Interviews im Podcast Rockonteurs teilte der The Who-Gitarrist Pete Townshend seine Ansichten über Kreativität – und sparte dabei nicht mit Kritik an Star-Produzent Rick Rubin. Besonders stören ihn widersprüchliche Aussagen zur Herangehensweise an das Songwriting. „Man sieht so vieles auf YouTube und Instagram. Leute, die einem vorschreiben, wie man kreativ sein muss“, erklärt Townshend. „Jemand müsste Rick Rubin ab und zu mal eine kleben, weil er uns einerseits sagt, wir sollen machen, was wir wollen, und andererseits uns dann vorschreibt, was wir nicht tun dürfen.“ Rick Rubin gilt als einer der einflussreichsten Produzenten überhaupt…
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