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Anstatt ihren Status als Idole der New Metal-Bewegung zu zementieren, holten die Kalifornier das Brecheisen raus und flüchteten im Lauf ihrer Karriere in die verschiedensten Extreme. Das war nicht immer qualitativ überzeugend, aber stets selbstbewusst und ehrlich vorgetragen.
Goldwert
HYBRID THEORY (2000)
Okay, auch wenn es Linkin Park nicht gerne hören – HYBRID THEORY ist die Stil-Ikone des New Metal. Besser kann man diese Musikrichtung nicht auf den Punkt bringen: schnittig, dynamisch, explosiv – und dazu noch mit einem Mann am Mikro, der seine Ängste derart emotional und ehrlich rüberbringt, dass die Scheibe nicht eine Sekunde lang bräsig wirkt. Eine Platte, die knappe 38 Minuten unfassbar süffig ins Ohr läuft, ein vertonter Flutschfinger. Fett produziert, aber eben auch mit leisen Momenten und dazu Hits am laufenden Band: ‘One Step Closer’, ‘Crawling’, ‘In The End’ und ‘Papercut’ gehören zum Besten, was diese Musikgattung jemals hervorgebracht hat. Im Grunde hätte man aber auch jeden anderen Song von HYBRID THEORY als Single auswählen können.
Die Vorlage wurde im Anschluss von unzähligen Bands gewählt, um in den Fußstapfen dieses Debüts zu wandern (und natürlich vergleichbaren Erfolg einzuheimsen). Gelungen ist das nach dem Jahr 2000 niemandem. Linkin Park haben direkt mit ihrem Erstling ihr Alleinstellungsmerkmal herausgearbeitet und sich ein musikalisches Denkmal gesetzt. 27 Millionen verkaufte Exemplare, das bestverkaufte Debüt seit APPETITE FOR DESTRUCTION (1987), das erfolgreichste Rock-Album des 21. Jahrhunderts: HYBRID THEORY ist das Schwarze Album des New Metal.
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MINUTES TO MIDNIGHT (2007)
Das erste Album ohne Produzent Don Gilmore stellt eine Zäsur im Schaffen der Band dar. Wenn der Name Rick Rubin im Zusammenhang mit einer Platte fällt, darf man sich fast sicher sein, dass die Protagonisten aus ihrer Komfortzone ausbrechen wollen – so auch Linkin Park auf MINUTES TO MIDNIGHT. Die Kalifornier sind genervt von den unzähligen Kollegen, die ihnen nacheifern, und haben keine Lust mehr, Schablonen vorzulegen. Das Material entfernt sich von den Ansätzen der ersten beiden Alben HYBRID THEORY und METEORA. Der Rap-Anteil sinkt, die Band präsentiert einen sehr viel erwachseneren, runtergetrimmten Sound, der eine Mischung aus Rock, Alternative, ein wenig Punk und Pop darstellt.
Die vorab gegründeten Nebenprojekte von Mike Shinoda (Fort Minor) und Chester Bennington (Dead By Sunrise) erweitern hörbar den musikalischen Horizont des findigen Sextetts. Allein die erste Single ‘What I’ve Done’ kreiert dank Benningtons Leistung Gänsehautmomente. MINUTES TO MIDNIGHT beinhaltet einen gelungenen Mix, der die Wurzeln zwar nicht komplett ausreißt, aber neue Blüten treibt, mit denen man sich auch noch als Anhänger der ersten beiden Scheiben anfreunden kann. Dieses Gefühl ist nicht allen Alben von Linkin Park vergönnt.
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