Jürgen Wigginghaus, du bist nicht nur der erste Herausgeber des METAL HAMMERS…:
…sondern auch der Erfinder. Vor der Gründung von METAL HAMMER besaß ich ein Magazin namens „Musikszene“. Wir stellten Anfang der Achtziger fest, dass die Anzahl der verkauften Hefte immer anstieg, wenn wir Metal-Bands auf der Titelseite des Hefts hatten. Als dann im Rahmen der deutschen Fernsehsendung „Rock Pop In Concert“ ein Bericht über ein Metal-Festival aus der Dortmunder Westfalenhalle mit Bands wie Judas Priest, den Scorpions, Ozzy Osbourne, Def Leppard und Iron Maiden ausgestrahlt werden sollte, dachten wir zunächst über ein begleitendes Sonderheft nach. Doch dann haben wir uns kurzfristig umentschieden und beschlossen, von nun an ein monatlich erscheinendes Metal-Magazin auf den Markt zu bringen.
Warum aber hast du das Heft dann 1987 trotz sehr guter Marktchancen verkauft?
Wir haben damals Anfängerfehler gemacht, weil wir zu wenig vom Zeitungsgeschäft wussten. Dadurch sind einige Verbindlichkeiten entstanden. Marquard besaß seinerzeit außerdem schon die Rechte an „Pop/Rocky“, am „Musikexpress“ und dem Metal-Magazin „Crash“. Es war also klar, dass er ein starker Konkurrent werden könnte, wenn er sich erst einmal so richtig in unseren Markt hineinknien würde. Daher haben wir den deutschen METAL HAMMER an ihn verkauft und stattdessen die mittlerweile entstandenen ausländischen Pendants in England, Frankreich, Holland und so weiter behalten.
Hast du jemals den Schritt bereut, die deutschen Rechte abgegeben zu haben?
Nun, ich würde es zumindest aus heutiger Sicht nicht noch einmal machen. Gerade als Marquard das Heft gekauft hatte, starteten die Plattenfirmen erst so richtig durch. Heute weiß ich, dass ein solches Magazin einen langen Vorlauf braucht, bis es sich endgültig etabliert hat. Mein größter Fehler war, dass ich damals nicht „Musikszene“ eingestellt und mich ausschließlich auf den METAL HAMMER konzentriert habe.
Charly Rinne, du warst der erste Chefredakteur des METAL HAMMERS. Kannst du dich noch an die allererste Ausgabe erinnern?
Klar, ich habe sie sogar noch in meinem Büro liegen. Sie kam im Februar 1984 auf den Markt, und Rob Halford zierte das Titelbild.
Wie bist du zu diesem Job gekommen?
In Lüdenscheid gab es vorher ein Musikmagazin namens „Musikszene“: Herausgeber war Jürgen Wigginghaus. Da ich damals als Freelancer für einige Stadtmagazine im Ruhrgebiet über Bands wie Kiss oder Whitesnake geschrieben hatte, wollte ich meine Interviews in der „Musikszene“ unterbringen und nahm Kontakt zu ihm auf. Im Frühjahr 1984 sendete dann das ZDF einen Bericht über ein Metal-Festival aus der Dortmunder Westfalenhalle, das Weihnachten 1983 stattgefunden hatte. Dort rockten Bands wie Judas Priest, Iron Maiden, Def Leppard, die Scorpions, Quiet Riot und Ozzy Osbourne. Jürgen Wigginghaus bat mich deshalb, zusammen mit ihm ein neues Metal-Magazin zu produzieren. So haben wir innerhalb kürzester Zeit den ersten METAL HAMMER aus dem Boden gestampft. Letztendlich kam ich zur Position des Chefredakteurs also wie die Jungfrau zum Kind.
Du warst Chefredakteur, hast aber auch gleichzeitig geschrieben und Fotos bei Konzerten geschossen. War das finanziell notwendig?
Das ist richtig. Es gab damals nicht genug Geld – weder beim Verlag noch von Seiten der Plattenfirmen – um bei Konzerten zusätzlich zum Journalisten auch noch einen Fotografen einfliegen zu lassen. Also habe ich unter dem Pseudonym Paul A. Royd das Fotografieren mit übernommen. So sind viele Titelbilder entstanden, wie etwa die von Metallica, Slayer, Dio, Accept oder Warlock.
Axel Rudi Pell, von allen METAL HAMMER-Mitarbeitern, die zugleich Musiker sind, bist du der mit Abstand erfolgreichste. Wie hast du damals beide Jobs unter einen Hut gebracht?
Zu Anfang der Steeler-Karriere ging es zwar gut voran, aber insgesamt blieb das Ganze noch verhältnismäßig übersichtlich. Von 1991 bis 1993, als ich mit meiner eigenen Band anfing und gleichzeitig beim METAL HAMMER gearbeitet habe, stand zunächst noch keine allzu lange Tournee an. Insofern ließ es sich einigermaßen miteinander koordinieren. Wenn Konzerte geplant waren, nahm ich unbezahlten Urlaub. Letztendlich war das für mich allerdings finanziell eine alles andere als einfache Zeit.
Bei METAL HAMMER hattest du es auch nicht leicht: Angeblich sollst du einige Male unmittelbar vor einem Rausschmiss gestanden haben.
Das stimmt. Der Verleger Jürgen Wigginghaus war mit meinen Urlaubsanträgen nie einverstanden. Da hieß es dann morgens: „Wo ist denn der Pell?“ Irgendjemand antwortete: „Der hat doch Urlaub und ist mit seiner Band auf Tour.“ Wigginghaus darauf: „Was? Urlaub? Nix da, er ist entlassen und braucht gar nicht wiederzukommen.“ So lief das ein paar Mal.
Mochtest du deinen Job?
Ja, absolut. Ich habe viele schöne Erfahrungen gemacht und das Musik-Business von einer anderen Seite kennen gelernt. Dadurch konnte ich später besser nachvollziehen, wie manche Dinge in diesem Geschäft laufen. Sonst hätte ich das gar nicht durchschauen können.
Warum hast du 1993 gekündigt?
Zunächst weil das Heft an Jürg Marquard verkauft wurde und die Redaktion nach München umzog. Ich habe anschließend noch kurz für Wigginghaus’ Nachfolgemagazin „Headbanger Ball“ gearbeitet. Doch zum Glück konnte ich wenig später von den Einnahmen meiner Band leben. Damit hatte sich die Redaktionsarbeit für mich erledigt.
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