SUBWAY TO SALLY Bastard

Folk Rock, Nuclear Blast/Warner 13 Songs / 45:42 Min. / 26.11.2007

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Foto: Nuclear Blast/Warner

Etwas in dieser Art war zu erwarten: Nachdem Subway To Sally im letzten Jahr vor allem als Akustik-Act für Furore sorgten (nachzusehen auf der CD/DVD-Veröffentlichung NACKT), lassen sie auf BASTARD die rohe, brachiale, rockende und zuletzt schlafende Bestie in ihrer Musik von der Leine.

Große Riffs, mega-eingängige Refrains und erstaunlich pumpende Grooves prägen das neue Album, während sich die Drehleier, Trumscheide und Sackpfeifen anstrengen müssen, mehr als Kolorit zu sein.

In diesem Spannungsfeld entstehen, das wissen wir seit BANNKREIS und HOCHZEIT, die schönsten Lieder der Potsdamer, und tatsächlich holt BASTARD im Vergleich zu den letzten beiden Studioalbum ENGELSKRIEGER und NORD NORD OST wieder 100 Prozent klassisches Subway To Sally-Flair ins Boot.

In gewisser Art scheint sich die Band neu erfunden zu haben: Das Songwriting stellten sie erstmals seit vielen Jahren wieder auf eine breitere Basis, befeuert von der intimen musikalischen Zusammenarbeit während der NACKT-Tour – und dabei hat sich ein überraschender Konsens gebildet, der gerade deswegen so überraschend ist, weil das Ergebnis eben nicht überrascht, sondern ein pures Genussmittel für die Fans geworden ist.

Bei aller aufrichtiger Bewunderung für die tollen musikalischen Fähigkeiten ruft das bei mir auch eine winzig kleine Enttäuschung hervor, denn ich hatte Innovationen erhofft, wo ein Lied wie der Opener ‘Meine Seele brennt’ fast wie eine Coverversion eines eigenen Klassikers klingt. Live wird’s aber, da bin ich überzeugt, nicht nur Seelen in Brand setzen!

Überhaupt stellt diese CD den Spaß in den Mittelpunkt: ‘Auf Kiel’, ungestüm rockend, dann das konsequent inszenierte ‘Voodoo’, martialisch ‘Die Trommel’ und natürlich die neue Hymne ‘Hohelied’ – das alles sind Songs, denen man sich nicht entziehen kann, Songs, die die große Stärke Subway To Sallys, nämlich im Kopf des Hörers greifbare Bilder entstehen zu lassen, zu neuer Blüte bringen.

Ein großes Lob geht an den neuen Schlagzeuger Simon Michael, der viel dazu beiträgt, dass BASTARD diese schon im Albumtitel anklingende ungestüme Lärmigkeit hat, treibt, drückt, unverschämt laut und letztlich wirklich unverschämt gut geworden ist.

Und der gute alte irische Folk, immerhin eines der befruchtenden Elemente, als sich die Band vor bald 15 Jahren aus dem Urschlamm pellte, darf gegen Ende des Werkes ebenso wie die mittelalterliche Musik auch noch seine wohlverdienten Minuten im Rampenlicht genießen – womit, was den weiteren Weg von Subway To Sally angeht, nach dieser Frischzellenkur wieder alles möglich sein dürfte.

Kommentare der Redaktion

Nach ihrem akustischen und sehr atmosphärischen Ausflug mit NACKT kehren Subway To Sally wieder mit harten Riffs und unschlagbaren Melodien zurück. Das ist gut so, denn wenn die Band aus Potsdasm auf BASTARD in die Saiten greift, kommen meist Melodien ans Tageslicht, die sehr einpräsam sind. Das einzige, was mir persönlich nicht so liegt, sind die Folk-Parts, aber da kann ich ja schnell zum nächsten Riff weiterspulen. Gefällt.
Thorsten Zahn (5 Punkte)

Mit Mittelalter Metal hatte ich nie was am Hut – auch wenn Subway To Sally immer unter ihren Konkurrenten heraus stachen. Seit sie dem Mittelalter den Rücken kehrten, wurden sie als Band dann aber doch interessanter. Wirklich zu Hause fühle ich mich zwar auch auf BASTARD nicht, abes es sind gute Songs darauf: Eingängig, keine nervtötenden Tröten, sondern interessant eingesetzte nicht-Metal-Instrumente und durchdachte deutsche Texte. Passt alles zusammen. Gute Platte also – daran kann man nichts rumdiskutieren.
Tobias Gerber (5 Punkte)

Subway To Sally als Mittelalter-Albernheit abzutun – wie Heiko Von Poverty’s No Crime meint – ist schon sehr gewagt. BASTARD zeigt die Potsdamer von ihrer harten Seite. Sehr subtil haben sie in größtenteils harte und schmissige Riffs ihre Folkeinsprengsel eingearbeitet und fördern damit ihre frühen Folktage wieder zum Vorschein. Natürlich ist Bodenskis Lyrik einmal mehr die besondere Würze der Songs – da können die Mitbewerber und Nachahmer nach wie vor nicht mithalten. Ich bleibe dabei: BASTARD könnte die erfolgreichste Platte von Subway To Sally werden.
Christian Hector (5 Punkte)

Subway To Sally gehen den richtigen Weg konsequent weiter: Das experimentelle ENGELSKRIEGER ist vergessen, die Wärme zurückgekehrt, ohne dass dabei die Härte auf der Strecke bleiben musste. BASTARD ist heftig, dabei aber immer auch melodisch und eingängig. Hits gibt es auch, den Opener ‚Meine Seele brennt‘ zum Beispiel. Zudem beeindruckt die Platte mit einem homogenen, organischen Sound, der die Kraft der Stücke wunderbar zur Geltung bringt.
Petra Schurer (5 Punkte)

Die letzten beiden Subway To Sally-Studio-Alben sind komplett an mir vorbeigegangen: Was progressiv sein sollte, war mir atmosphärisch zu kühl, zu sperrig. BASTARD geht zum Glück wieder zurück zu den Wurzeln der Band, allerdings kann ich mich nicht mehr so sehr für die Subway To Sally-Kompositionen begeistern wie in den Anfangstagen der Band. Was damals skurril und interessant war, ist heute zur Gewohnheit geworden. Und manchmal auch erwartungsgemäß. Nichtsdestotrotz ein Schritt in die richtige, rockigere Richtung.
Matthias Weckmann (4 Punkte)

Die kontinuierliche qualitative Steigerung setzt sich bei Subway To Sally fort. Mit jedem neuen Album wird das vorherige getoppt, wobei BASTARD wesentlich heavier und Gitarren-lastiger ausfällt wie sämtliche Vorgänger – als ob sie zeigen möchten, dass sie nach dem Akustik-Projekt nicht zu rocken verlernt haben. Endlich sollte auch der Grabenkampf zwischen In Extremo und Subway To Sally ein Ende finden, denn beide Bands unterscheiden sich sehr stark und haben ihre eigene Nische gefunden.
Detlef Dengler (6 Punkte)


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