Es gibt sie noch, die Überraschungen im Metal. Secrets Of The Moon auf Platz eins im METAL HAMMER-Soundcheck, das ist nun wahrlich eine davon. Wenngleich es beim näheren Hinsehen beziehungsweise -hören gar keine so große ist. Denn Secrets Of The Moon, in Osnabrück gestartet und nun gerecht auf Deutschlands Nord- und Südmetropolen verteilt, versprühen zwar eine gewisse Aura der Unnahbarkeit – ihre Lieder jedoch sind stets greifbar, zupackend. In diesem Kontrast, in der Vereinigung des Mysteriösen mit dem Handfesten, liegt ihre Stärke.
Und im Wandel. Secrets Of The Moon häuten sich immer wieder aufs Neue. Veränderung, für andere Acts oft der Anfang vom Ende, ist fester Bestandteil ihrer DNS – sei es nun in personeller oder musikalischer Form. Wichtig dabei ist allerdings: Secrets Of The Moon schlüpfen nie ganz aus ihrer Haut. Dies wird auch auf SUN deutlich: Das erste Album seit SEVEN BELLS aus dem Jahr 2012 markiert wieder einmal einen Umbruch für die Band. Es gibt viel zu verarbeiten; den Tod der ehemaligen Bassistin LSK natürlich, die weit mehr für die Band tat als lediglich ihr Können an den vier Saiten beizusteuern – der englische Begriff „Spirit“, unter dem sie auf der Secrets Of The Moon-Facebook-Seite geführt wird, verdeutlicht dies. Auch die neue Band-Konstellation hat deutliche Spuren auf SUN hinterlassen. Sei es in Bezug auf die Nuancen, die feinen Percussion-Noten in ‘No More Colours’ etwa, als auch in Sachen Gesamtausrichtung: Ein vergleichsweise klassisch-episches Stück wie ‘Man Behind The Sun’ hätte auf früheren Alben wohl keinen Platz gefunden. Ähnliches gilt auch für das eingängig-hymnische ‘Hole’. Was deutlich macht: Die Bandbreite von Secrets Of The Moon, die ohnehin nie eng war, ist 2015 größer denn je. Wie schön, dass es eine – inhaltliche, aber in erster Linie emotionale – Klammer gibt, die SUN umschließt.
Das Album wird von einer überaus intensiven Mischung aus Verzweiflung, Melancholie und einer wohldosierten Spur Zorn definiert. Dieses finstere Gefühlsbild präsentiert sich bei Secrets Of The Moon zwar nicht so plakativ wie bei manch anderem Act dieses Genres – aber genau das macht das Ganze so authentisch und auch auf lange Sicht interessant. Denn da ist es wieder, das Unnahbare, das sich Schritt für Schritt als überaus nahbar entpuppt…