Blues Pills Lady In Gold

Rock, Nuclear Blast/Warner (10 Songs / VÖ: 5.8.)

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So jung und doch schon abgebrüht wie der gereifte John Wayne: Bei dem Hype um Blues Pills möchte man meinen, die Schweden könnten den hohen Erwartungen an ihr zweites Album nicht standhalten und verzettelten sich bei der krampfhaften Reproduktion ihres Debüts – doch meilenweit gefehlt:

Blues Pills zeigen sich unbeeindruckt vom immensen Druck, der auf ihren Schultern lastet und konzentrieren sich auf das Wesentliche: den Freigeist, ihre Kunst, die Musik. LADY IN GOLD schüttelt sich den schwermütigen Blues elegant aus den Knochen und schreitet durch das prunkvoll geschmückte Tor zum klassischen Psychedelic-Soul-Rock der Sechziger Jahre. Auf zehn durchweg staubbefreiten Songs beweisen Elin Larsson (Gesang), Dorian Sorriaux (Gitarre), Zack Anderson (Bass) und André Kvarnström (Schlagzeug) ein Höchstmaß an Musikalität, Schöpfertum und kompositioneller Qualifikation.

Die gefühlsmäßige Ausrichtung ist unmissverständlich positiv: Während das vigorös arbeitende ‘Won’t Go Back’ stark den klassischen Motor City-Charme aufgreift, steigen ‘Little Boy Preacher’ und ‘You Gotta Try’ dank epochaler Chor-Arrangements in kosmische Weiten empor. Larsson bekommt hier Unterstützung von unter anderem Night Viper-Frontfrau Sofie Lee Johansson. Der Inspirationsradius reicht von The Chambers Brothers und Undisputed Truth über Ike & Tina Turner bis hin zu feinen Pinselstrichen der hippiesken Farbpalette. ‘Bad Talkers’ enthält Spuren von Sly & The Family Stone, die sich nicht zuletzt in Kvarnströms aufheizendem Schlagzeugspiel wiederfinden.

Gitarrist Dorian Sorriaux setzt hingegen vermehrt auf Zurückhaltung. Der Franzose kultiviert den Groove durch besonnenen, teils minimalistischen Fuzz-Gitarren-Einsatz und tritt nur selten in den Mittelpunkt, wie zum Beispiel beim Tony Joe White-Cover ‘Elements And Things’ oder ‘Gone So Long’, welches nahtlos an das bildhübsche ‘I Felt A Change’ anknüpft, bei dem die Sängerin zunächst leicht verträumt, dann (Soul-)divenhaft über die Pianotasten tänzelt. Einer ihrer ganz großen Momente. Die intensive Arbeit an LADY IN GOLD hat sich bezahlt gemacht: Blues Pills sind über sich hinaus gewachsen und erstrahlen in einer neuen Leichtigkeit, die sich einem schillernden Faden gleich durch die zehn Songs schlängelt. Alben mit einem vergleichbar maßlosen Aufkommen von Seele, Herz und Groove sind in der industriell gesteuerten Musik-Branche sehr selten geworden. Hier sollte ein Platz unter den Jahresbesten gesichert sein. Diese Scheibe ist ein (echter) Hit!


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