Die Zeit heilt (fast) alle Wunden – und so dürfen wir knapp dreieinhalb Jahre nach YELLOW & GREEN beziehungsweise nachdem Baroness nahe des englischen Städtchens Bath mit ihrem Tour-Bus folgenreich verunglückt sind, in eine weitere Farbe eintauchen: PURPLE, mit dem die Südstaatler zum zweiten Mal in Folge unangefochten das Album des Monats im METAL HAMMER stellen.
Mit etwas Glück gelingt ihnen der Hattrick – aber wir wollen nicht vorgreifen… Auf PURPLE hören wir ein runderneuertes Quartett: Matt Maggioni und Allen Blickle haben Tieftöner und Drum-Hocker frei gemacht für Bassist Nick Jost und Schlagzeuger Sebastian Thomson, die den einstigen Sludgern und mittlerweile Rockern spürbar neue Impulse versetzen und einen geschmeidigeren sowie zugleich tighteren Sound verpassen. Die zehn Stücke vereinnahmen vielleicht nicht so unmittelbar wie die eklektischen 18 Tracks des Vorgängerdoppelalbums, dafür wachsen sie jedoch mit jedem weiteren Durchlauf in für nicht möglich gehaltene Höhen. Bestes Beispiel: Der zurückgenommene Vorab-Track ‘Chlorine & Wine’ entwickelt nach den recht simplen Anfangs-Pickings einen solchen Sog, der nach all den kompositorischen Kniffen nur noch Ehrfurcht hinterlässt. Und Wärme. Jedes Mal, wenn die beiden Gitarristen John Baizley und Pete Adams ihre Twin-Soli spielen (höre neben ‘Chlorine & Wine’ unter anderem ‘Morningstar’, ‘Shock Me’ und ‘Try To Disappear’), stoßen sie ins tiefste Innere vor. Dieser Sound: klar, durchdringend, aber nicht schneidend.
Diese wunderbaren, ohne jegliche Griffbrettonanie dargebotenen Tonfolgen, von denen sich die Zakk Wyldes und Gus G.s dieser Welt drei Scheiben abschneiden sollten. Ganz zu schweigen vom erneut überragenden, insgesamt wieder deutlich mehr nach vorne gehenden Liedgut. Da wären der eröffnende Brecher ‘Morningstar’ mit seinem Mastodon-Gedächtnis-Riff (und der ‘My Heart Will Go On’-Reminiszenz im Gegniedel), das getriebene ‘Kerosene’, der Uptempo-Rocker ‘The Iron Bell’ und der famose Aufschrei ‘Desperation Burns’. Die Auferstehung aus Ruinen ist den sympathischen US-Amerikanern definitiv geglückt – ein Comeback wie Phönix aus der Asche, womit in dieser Form nicht zwingend zu rechnen war, was jedoch vor allem den 2012 verunfallten John Baizley und Pete Adams ganz und gar zu gönnen ist. Schön, dass ihr
zurück seid.
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