Vor genau zwei Jahren landeten Avatarium mit ihrem gleichnamigen Debüt auf einem respektablen dritten Platz im METAL HAMMER-Soundcheck. Nicht viele Bands legen solch einen gelungenen Auftakt wie die Schweden hin, die 2013 die Szene verzauberten und zugleich der übermächtigen Retrowelle einen glaubwürdigen Kontrapunkt in ähnlichem Sound-Gewand entgegensetzten.
Die Zutaten des Erfolgsrezepts: Stimmiger, aber nicht zu herunterziehender Doom mit düsteren Riffs und Atmosphäre, ein gewisser Classic Rock-Einschlag sowie dunkelromantische Geschichten aus der Feder von Candlemass-Chef Leif Edling; dazu das kompositorische Können seiner Mitstreiter um den ehemaligen Evergrey-Gitarristen Marcus Jidell sowie die durchdringende Stimme (und Optik) von Szeneneuling Jennie-Ann Smith. Was auf AVATARIUM funktionierte und live allerorten für offene Münder sorgte, gelingt den Schweden auch auf Album Nummer zwei.
Dieses nennt sich – wie gehabt mysteriös-verträumt – THE GIRL WITH THE RAVEN MASK und beginnt mit dem für Doom-Verhältnisse überraschend rasanten, verspielten Titel-Track, auf den das eher der Genre-Tiefe entsprechende ‘The January Sea’ folgt, mit dem Avatarium einen ersten Höhepunkt erreichen.
Weitere Highlights: Das traumatische, aber grandios intonierte ‘Pearls And Coffins’, das dramatisch-wendungsreiche ‘Hypnotized’, das greifbar nostalgische ‘Iron Mule’ und das große Finale mit dem fast schon cineastischen ‘The Master Thief’ – mit diesen Stücken kann die Gruppe vorbehaltlos überzeugen.
Dass THE GIRL WITH THE RAVEN MASK in seiner Gesamtheit dennoch nicht an das fulminante Debüt heranreicht (nicht zuletzt, da bei einem Zweitling der Überraschungsfaktor fehlt), muss der Hörer konstatieren – doch auch die aktuelle Veröffentlichung spielt so gekonnt, wie es nur wenigen Bands gelingt, mit dramatisch inszenierter Atmosphäre, kleinen, aber feinen Geschichten um liebevoll ausgearbeitete Protagonisten sowie der Kombination von mysteriösen Riffs und weiblich-warmem, aber eben nicht symphonischem Gesang – Disziplinen, die Avatarium bis zur Perfektion beherrschen und ihnen ihren ersten Soundcheck-Sieg einbringen.
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