Kaum eine andere Band hat zwischen einem Deathcore-Debüt und dem Zweitwerk eine solche Steigerung hingelegt wie Bring Me The Horizon. Plötzlich waren Songs da, Strukturen, Refrains, Elektronikspielerei. Da muss das dritte Album ja wohl fett werden! Und tatsächlich: Der Opener ‘Crucify Me’ (gleichzeitig so etwas wie der Titel-Song) ist unfassbar. Poppig, eingängig, elektronisch verfärbt, brutal, verzweifelt – die Jugend geht weiter unter, aber mit Stil.
‘Anthem’ knallt noch brutaler, vertont zur Hymne erhoben eine Kneipenschlägerei, wie sie so assig nur im britischen Heimatland des Punks stattfinden kann. Die Gitarren geben die dreckig kleinen Wichser, Granate. Es bleibt erst mal zwischen diesen beiden Polen, bis ‘Don’t Go’ plötzlich Streicher und ein Marsch-Drum-Kit einbringt, während Mädchenschwarm Oliver Sykes so typisch heiser jammert.
Songwriterisch haben sich Bring Me The Horizon tatsächlich wieder selber übertroffen, und trotzdem hat das Album mit dem unsäglichen Titel ein Problem: Es haben sich drei, vier Ausschuss-Songs eingemogelt. Da wird zwar geprügelt, aber ohne Inspiration. Im Ring wäre es ein Kampf auf Zeit, was diese Band nicht nötig hat. Mut zur Entwicklung und inspirierte Lücke sind da, der erhoffte Quantensprung ist gemacht. Finale Konsequenz auch in der letzten Runde hätten das Album zum Klassiker gemacht.
Diese und viele weitere Rezensionen gibt es in der November-Ausgabe des METAL HAMMER.
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