Sechs Scheiben haben die Kalifornier gebraucht, um hier anzukommen. Versuchten sich die ersten beiden Alben noch an ungehobeltem Metalcore-Underground-Sound, fand mit dem stattlichen CITY OF EVIL (2005) ein Stimmungswechsel statt und die Band ihre tatsächliche Berufung in Heroen-Aufbereitung. Metallica, Maiden, Guns N’ Roses – hey, selbst ein progressiver Dream Theater-Touch hatte Platz im erweiterten Pastiche-Profil.
Eine sehr begrüßenswerte Entwicklung, die in den USA mit stetig steigenden Verkaufszahlen und selbst nach dem Tod von Schlagzeuger und Songwriter James Owen „The Rev“ Sullivan im posthumen Paradebeispiel NIGHTMARE (mit Mike Portnoy an den Drums) ihre bisherige Formvollendung sah. Neues Kapitel: HAIL TO THE KING. Mit läutenden Intro-Glocken wie neuem Trommler geht es auf transatlantischen Sturmkurs. Stromlinienförmig haben A7X, so nennt sie der Fan, große Teile des verspielteren, vielschichtigeren Ballasts (?) über Bord geschmissen. Beziehungsweise auf ein knackig-kompaktes Mindestmaß reduziert, um sich primär zwischen Metal-Mainstream nach Metallica (mehr) und Achtziger-Maiden (weniger) zu positionieren.
Schon das Titelstück ist mit seinen malmsteen’schen Klassikläufen, den marschierenden Shouts und seiner Refrain-Dramaturgie künftiges Stadionfutter par excellence. Während ‘Doing Time’ als letztes Relikt noch USE YOUR ILLUSION-Charme aufkommen lässt, zeigen ‘This Means War’ und ‘Crimson Day’ unverblümt, welche übergroße, unbunte Veröffentlichung unter „M“ (wie Metal-Meilenstein der Neunziger) gnadenlos angepeilt wird.
Richtig, Metallicas schwarzes Album trieft hier als Überreferenz von Songwriting bis Sound aus jeder Pore (obwohl ‘Coming Home’ vielleicht lieber ein 7TH SON-Ära-B-Seitenspross wäre). Daher stammt wohl auch der Verwurf des ursprünglich intendierten Zweitklässler-Comic-Covers zugunsten einer neuen schwarzen Schlichtheit. Kurzum, A7X haben es geschafft, die Essenz der metallischen Massentauglichkeit mit nur den besten geborgten Metal-Klassiker-Zutaten für das neue Millennium zu destillieren, in eine schlüssige, modern aufgemotzte Platte zu gießen und damit komfortabel konsensfähig zu punkten.
Das ist zwar nicht immer sonderlich imaginativ, aber durchaus effektiv und mit entsprechender Anbiederungs-Akzeptanz sogar fast durchgehend dringlich. Wenn weiterhin alles nach Plan verläuft, dürfte sich das alte beziehungsweise junge Europa mit dem kleinen Schwarzen als erobert wähnen. Und frühere Fans dürfen analog darüber meckern, wie viel besser doch die Platten davor waren.
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